Fast wäre das Jubiläum in diesen turbulenten Zeiten untergegangen. Dr. Beate Egner gründete zur Jahrtausendwende mit den Schloss-Seminare eine Fortbildungsmöglichkeit zu den Kernthemen der Veterinärmedizin. Aus dieser Idee wurde ein internationales Erfolgskonzept, das unter Veterinary Academy of Higher Learning (VAHL) auf der ganzen Welt bekannt ist. Stillstand jedoch ist für die Tierärztin ein Fremdwort, und so entstehen im Sekundentakt neue Ideen, die es umzusetzen gilt.
Hunderunde mit Beate Egner
Die Hunderunde mit dem herrlichen Blick auf Frankfurt startet am Parklatz der Anicura Tierklinik in Alzenau. Während in der Ebene die Bankencity wie eine Playmobil-Stadt wirkt, erzählt Beate Egner, dass sie schon immer Tierärztin werden wollte. Als sie im zarten Alter von fünf Jahren mit ihren Freunden eine tote Ratte auf dem Weg fand, war sie es, die mit zwei Stöcken das Tier sezierte und den Tod des Tieres feststellte. Und es war genau diese mit voller Inbrunst vorgetragenen Geschichte, die die Kommission Jahre später überzeugte und die junge Frau mit nur durchschnittlichem NC im Nachrückverfahren für das Tiermedizinstudium in München zuließ.
Egner trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie erzählt, wie sie Bierkrüge im Paulaner-Keller servierte, den 350sten Geburtstag der Brauerei organisierte, in der Zeit bis zum Studium eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte und während ihres Studiums in der Großtierpraxis arbeitete, um Geld zu verdienen. Ihr Herz schlug jedoch für die Kleintier-Kardiologie und so spezialisierte sie sich nach ihrer Dissertation am Animal Medical Center in New York bei Phil Fox und Dr. Betsy Bond. Statt einer Hochschulkarriere nutzte sie die Gelegenheit, beim Pharmaunternehmen "Novartis" das Marketinggeschäft zu lernen. "Von dem Marketing Crash-Kurs profitiere ich noch heute", erklärt sie stolz. Als technischer Marketingmanager wurde Egner weltweit als "Feuerwehr" eingesetzt, lernte mit Anfang 30 die ganze Welt kennen und fühlte sich zu der Zeit wie die Verkörperung der "3-Wetter-Taft"-Frau.
Auch wenn ich nicht mehr der Schnellste bin, gebe ich doch den Ton auf der Hunderunde an."
Schloss-Seminare – jetzt Veterinary Academy of Higher Learning (VAHL) seit 20 Jahren aktiv
Zur Jahrtausendwende gründete die Tierärztin die Schloss-Seminare. "Ich wollte relevante Fortbildung in einem schönen Ambiente anbieten", erklärt Egner. Diese Idee kam in der Tierärzteschaft sehr gut an, vor allem, weil es Egner immer wieder gelang, hervorragende Referenten für ihre Veranstaltungen gewinnen zu können. Die Netzwerkerin mit der großen Überzeugungskraft gründete dann vier Jahre später ihren eigenen Vet-Verlag, in dem seither etliche veterinärmedizinische Bestseller herausgegeben wurden. Das 2019 gelaunchte Standardwerk „Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin. Ein Leitfaden für die Kleintierpraxis“ wurde in nur einem Jahr in allen Kontinenten zum Referenzwerk auf diesem Gebiet.
2006 fasste die Tierärztin diese Geschäftsbereiche zusammen und firmiert seither unter VBS VetVerlag - Beratung und Seminar GmbH, die sie als Geschäftsführerin leitet. "Mit diesen drei Säulen haben wir seither nicht nur Höhen und Tiefen gut gemeistert, sondern sind zudem auch international kontinuierlich gewachsen", fasst Egner stolz zusammen. Ein Lean-Management von sieben festangestellten und über 50 freien MitarbeiterInnen weltweit ermöglicht es dem Unternehmen heute, schnell und flexibel im jeweiligen Land agieren zu können. "Das hat sich vor allem in Zeiten wie der momentanen COVID-Pandemie als äußerst positiv herausgestellt", so Egner. Schnell und unbürokratisch hat sich das Unternehmen umstrukturiert und konnte daher alle geplanten Weiterbildungen fortführen, neue Buchprojekte starten und die Beratungsaktivitäten weiter ausbauen.
Veterinary Academy of Higher Learning
Aufgrund der langjährigen Partnerschaft mit der University of Tennessee, der engen Zusammenarbeit mit Universitäten und der jeweiligen Tierärztekammern weltweit, wurden die Schloss-Seminare in die inzwischen gegründete Veterinary Academy of Higher Learning (VAHL) integriert. Die VAHL genießt international den Ruf, hochwertige akademische Weiterbildungen anzubieten. Darüber hinaus arbeitet man aktiv im Lobbying für den Berufsstand des Veterinärmedizinischen Physikalmediziners, vor allem, wie wichtig der Tierarzt in diesem Zusammenhang zu sehen ist. "Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin können nur im Team-Approach erfolgreich umgesetzt werden", erklärt Egner. "Dies erfordert eine fundierte Aus- und Weiterbildung von Tierärzten und TFA sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierbesitzer." Seit April 2020 finden wöchentlich die VAHL-Webinare statt, die von
Spezialisten aus der ganzen Welt gehalten werden und kostenlos zugänglich sind. Über 900 registrierte TeilnehmerInnen folgen mittlerweile die Kleintier- und Pferdeveranstaltungen.
Therapeutischer Laser im Fokus - Symposium, das am 20. Januar 2021
"Derzeit laufen die Vorbereitungen für unser nächstes Symposium, das am 20. Januar 2021 in Kooperation mit Physia stattfinden wird", erklärt Dr. Beate Egner mit einem Blick in die Zukunft. Dr. Barbara Esteve Ratsch, CCRP, Akademische Expertin für Physikalische Medizin und Rehabilitation, wird fachlich durch das Programm führen. Darüber hinaus wird PD Dr. Barbara Bockstahler, Präsidentin des European College of Veterinary Sports Medicine and Rehabilitation (ECVSMR), die Bedeutung einer fundierten Weiterbildung erläutern (alle Informationen zur Veranstaltung unter Physia.de).
Beate weiß, was zu tun ist, wenn ich besonders am heißen Tagen eine Pause brauche!"
Tiermedizin hat mich von Anfang gefesselt!
Was in den kommenden Jahren alles passiert, kann natürlich niemand sagen. Für Beate Eger ist es wichtig, dass ihre Neugierde weiter gestillt wird. Sie wird sich bei aller Arbeit auch in Zukunft die Freiheit bewahren, Forschungsprojekte wie das in der Stuttgarter "Wilhelma" anzugehen, als sie Elefantendame Zella den Blutdruck messen durfte. Zella gehört zu den ersten Dickhäutern, bei denen der Blutdruck erfasst wurde. "Tiermedizin hat mich von Anfang an gefesselt und wird mich auch in Zukunft immer begeistern", erklärt die Tiermedizinerin. "Und dafür arbeite ich sehr gerne, sehr hart und sehr viel!"