TV-Tierarzt Dr. Wolf - "Pendler zwischen den Welten"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 05.10.2015

Der Mann ist "bekannt wie ein bunter Hund", und es ist keine Seltenheit, dass, wenn er in Sydney oder Windhoek aus dem Flugzeug steigt, erkannt und um ein Autogramm gebeten wird. Viele Tierfreunde kennen sein Gesicht aus dem Fernsehen. 13 Jahre lang war er der Tierarzt der TV-Sendung "hundkatzemaus", die wöchentlich rund eine Million Zuschauer unterhält. "Früher habe ich zum Start jeder Sendung ein Tierzitat eines berühmten Menschen rezitiert und habe als Fachmann zu Gesundheitsfragen Stellung genommen", erklärt der Veterinärmedizin, der im wirklichen Leben Dr. Wolfgang Altstaedten heißt und in Wiesbaden eine Kleintierpraxis betreibt. Als das "wandelnde Medizinlexikon" war er über ein Jahrzehnt ein wichtiger Bestandteil der von Diana Eichhorn moderierten Sendung. Seit einem Jahr aber ist Schluss, denn Dr. Wolfgang Altstaedten entschied sich zum Ausstieg, nachdem seine Rolle immer mehr beschnitten wurde. "Die medizinische Ausrichtung der Sendung nahm immer mehr ab und wurde durch Tierschutzthemen ersetzt", erklärt der Tierarzt seine Entscheidung.

Doch ist mit der großen Fernsehbühne doch noch nicht ganz Schluss. SAT 1 bat ihn, beim Piloten für "Tiere wie wir" mit Showmaster Jürgen von der Lippe zu Tierthemen Stellung zu nehmen. Der Tierarzt betrat innerhalb der Sendung mit einem zahmen Geparden das Studio, führte einen Ziegenbock vor, der einer Kandidatin die Füße lecken sollte und versuchte der Comedy-Quiz-Show einen fachlichen Anschein zu geben. "Immerhin ist hier ein Veterinär namens Dr. Wolf zu Gast, der dann fachgerecht aufklären darf" heißt es in der heftigen TV-Kritik der Frankfurter Rundschau, die kein gutes Haar am Konzept der Show lässt. "Tiere wie wir" wird wohl kein weiteres Aufgabenfeld des in Köln geborenen und in Wiesbaden praktizierenden Tierarztes.

Ich halte mich ja gerne zurück, aber morgens muss ich mein Herrchen einfach aus dem Bett schmeißen, damit ich mein Futter bekomme und zeitig mit ihm meine Morgenrunde drehen kann.

Merle

Galgo, 5 Jahre

Auf der "Hunderunde in Wiesbaden" erzählt der 71-Jährige, warum er auch ohne die TV-Welt sehr gut zurecht kommt. Er erzählt, dass er stattdessen in der 10.000 Quadratmeter großen Wolfslandschaft im Wildfreigehege Wildenburg die Menschen über Wölfe aufklärt. Er bringt Kinder und Erwachsene das Tier näher und versucht, ihnen die Angst vorm „bösen Wolf“ zu nehmen. Darüber hinaus leitet er seine in einem Jugendstilhaus beheimatete Praxis und wird auch solange praktizieren, wie er gesund ist. Außerdem setzt er sich aktiv ein für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Wildhunde. Er arbeitet ehrenamtlich für die in Namibia ansässige Naankuse Stiftung, die das Ziel verfolgt, verletzte Wildtiere zu retten, gesund zu pflegen und nach deren Genesung später wieder auszusetzen. Um mehr über die Lebensweise dieser Tiere zu erfahren und deren Wanderungen nachverfolgen zu können, werden Spenden eingesetzt, um gerettete Wildhunde mit Peilsendern zu versehen. "Immer wenn mir hier die Decke auf den Kopf fällt, reise ich für zwei Wochen nach Namibia und setze mich für diese bedrohten Tiere ein", sagt Altstaedten.

Ein Herz und eine Seele

Und dann ist da ja auch noch seine Hundedame Merle, die ihn auf Schritt und Tritt begleitet. Charakterlich ist der aus Spanien stammende Galgo sehr ruhig und zurückhaltend, wenn er Zutrauen gefasst hat, aber sehr anhänglich und auf seine Bezugspersonen fixiert. "Merle ist ein außergewöhnlicher Hund, den ich noch nie habe bellen hören", beschreibt er. "Nur morgens weckt Merle mich mit Nachdruck, stubst mich so lange an mit ihrer kalten, feuchten Nase, bis ich ihr endlich Futter gebe." Vermittelt wurde der Hund von einer Tierschutzorganisation, die der Tierarzt betreut. Angst hat das beinahe fünfjährige Weibchen nicht vor anderen Menschen, sondern vor Artgenossen. Dr. Altstaedten mutmaßt, dass Merle in ihrer Zeit in einem spanischen Tierheim extrem schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht haben muss. Dafür ist die Verbundenheit zwischen Hund und Herrchen umso enger - die beiden sind eigentlich immer zusammen. In der Praxis, nach Feierabend - nur auf die Reisen nach Namibia fährt Altstaedten allein, dann übernehmen seine Tierarzthelferinnen diesen Job.

Am Ende der Hunderunde kommt ein junger Mann auf den Tierarzt zu, fragt verlegen nach einem Autogramm, und der Gefragte kommt gerne und mit einem breiten Lächeln diesem Wunsch nach. Ob Australien, Südafrika oder Deutschland - man kennt "Dr. Wolf", und scheinbar ist sein Bekanntheitsgrad und seine Beliebtheit ungebrochen.