Schriftsteller Peter Henning - "Glück am Weiher"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 08.09.2015

Er hat einmal davon geträumt Fußballprofi zu werden, und auch schon einmal gegen den späteren Weltfußballer Rudi Völler gespielt. "Obwohl ich klein und schmächtig war, hat mich der damalige Bundesligist Kickers Offenbach gescoutet", erklärt der in Köln lebende Buchautor Peter Henning mit einem Lächeln auf den Lippen. Mit der Fußballkarriere sollte es dann doch nichts werden, stattdessen wandte er sich dem Tennis zu und wurde Vize-Hessenmeister des weißen Sports - übrigens eine der wenigen Dinge, die ihm sein leiblicher Vater beigebracht hat.

Peter Henning ist ein Getriebener, der, nachdem in seiner Kindheit alles drunter und drüber ging, stetig versucht, den „Mangel des Verlorengegangenem zu reparieren“. Seinem Ziehvater stand er sehr nahe, ließ sich von ihm von dessen Leidenschaft zu Schmetterlingen anstecken und reiste mit ihm nach Andorra, um den "Schwarzen Apollo" zu fangen, oder schwänzte die Schule, um in Südengland dem "Trauermantel" nachzustellen. Die Leidenschaft wurde zur Passion. "Die ewige Geschichte von der Raupe, die sich verpuppt und aus der diese wunderschönen Falter schlüpfen", erklärt der Wahlkölner, "fasziniert mich immer wieder aufs Neue". Und natürlich darf in keinem seiner Bücher der Bezug zu den Schmetterlingen fehlen. In seinem jüngst erschienenen Roman "Die Chronik des verpassten Glücks" macht er seinen Protagonisten Richard Warlo, der sich auf Spurensuche seines gestorbenen polnischen Ziehvaters macht, zum Leiter des Insektariums des Kölner Zoos.

Während der Hunderunde am Kölner Geißbockheim vorbei schaut Peter Henning immer wieder auf Sträucher und murmelt etwas über die verschiedenen Entwicklungsstadien der Falter. „Wenn ich jetzt ein Pfauenauge sehen würde, wäre ich weg“, sagt er lächelnd, obwohl nicht auszuschließen ist, dass er diese Drohung nicht doch in die Tat umsetzen würde. Gottlob bleibt er beim Erblicken eines hektisch flatternden Kohlweißlings völlig ruhig und erklärt: „So wie mein Ziehvater in die Welt der Falter entführt hat, habe ich meine Kenntnisse an meine Kinder ebenfalls weiter gegeben!“ Seine beiden Kinder haben keine Angst vor Riesenspinnen oder Raupen und können natürlich auch die einheimischen Schmetterlinge bestimmen. „Ich habe meine Kids natürlich auch mit auf die Pirsch genommen und sogar fürs Radio Schulfunksendungen über Falter gemacht.“

Warum bringt der mir nicht endlich lesen und sprechen bei, dann können wir uns endlich über Tschechov unterhalten.

Elvis + Ole

Windhund, 3,5 Jahre

Seine beiden Windhunde Elvis und Ole genießen derweil den Sonnentag am Decksteiner Weiher. Zum dreieinhalbjährigen Elvis, der alles aus der Distanz beobachtet und seinem Herrchen nicht von der Seite weicht, hat Henning ein sehr intensives Verhältnis. Ole, der um ein Jahr jüngere Rüde, ist das krasse Gegenteil, ein „Hansdampf“ auf allen Wiesen, macht seinem älteren Bruder das Leben schwer. „Mit Elvis verstehe ich mich blind“, sagt er, „doch ist er beleidigt, dass ich den Ole in die Familie geholt habe, und straft mich seit einiger Zeit mit Missachtung und Liebesentzug!“

„Mit meinem Vater habe ich in "Die Chronik des verpassten Glücks" nun endlich abgeschlossen“, verrät er, „und so kann ich nun auch endlich aus seinem Schatten heraustreten.“ Seine Vergangenheit hat Henning gründlich verarbeitet, ist zu Recherchezwecken in die polnische Heimat seines Ziehvaters gefahren, hatte spärlichen Kontakt mit seinem Halbbruder und ging auf Spurensuche. Die Erfahrungen verarbeitete er in seinem neuesten Roman und macht, wie er sagt, Schluss damit. Nun kann etwas Neues entstehen, sich eine neue Kraft in seinen Erzählungen breit machen und eine neue Qualität entstehen. Und Henning erzählt voll Enthusiasmus von seinem neuen Buch, dessen Manuskript bereits zu zwei Dritteln fertig geschrieben ist. Bezeichnenderweise spielt es im französischen Biarritz, und somit wechselt der Schriftsteller vom deutsch-polnischen Grenzfluss zur großen Weite des wilden Atlantiks. Alles ist möglich, Herr Henning!

Wer mag, kann den in Köln lebenden live erleben, wenn dieser auf seiner Lesereise aus seinem „Erinnerungsroman“ liest, der „ein Glücksfall für die deutsche Literatur" ist, wie August Michael Braun jüngst im Kölner Stadt-Anzeiger schrieb. Die Premiere seiner Lesereise findet am 15. September 2015 in der Buchhandlung am Chlodwigplatz um 19:30 Uhr statt, ist aber schon seit langer Zeit restlos ausverkauft. Darüber hinaus liest er am 16. September in der Berliner Karl-Marx-Buchhandlung, am 18. September im Hofheimer Stadtmuseum, am 22. Oktober in seiner Heimatstadt Hanau und am 28. Oktober gemeinsam mit Otto de Kat im Literaturhaus Darmstadt.

Mehr Informationen zu Peter Henning, Pressestimmen zu seinen Büchern gibt es unter Random House, ein WDR-Radiointerview unter "Peter Henning im Gespräch".