Zughundesport: Spaß für Mensch und Hund

3..2..1..go!

Ab geht die wilde Fahrt! „Leia“ und „K-Tri“ ziehen an und beschleunigen den Dog-Scooter, eine besondere Form eines Tretrollers, in Nullkommanichts auf 20 bis 30 km/h. „Leia“ und „K-Tri“ sind europäische Schlittenhunde, sogenannte Hounds. Dabei handelt es sich um eine Hunderasse, die speziell für die Zughundearbeit im mitteleuropäischen Klima gezüchtet wurde. Hounds sind schnell, ausdauernd und kraftvoll. „Aber halt", werden Sie sich fragen,"was hat das mit mir normalem Stadthundebesitzer zu tun, der sich gemeinsam mit dem Hund ein wenig bewegen will?“ Lassen Sie es mich erklären und Ihnen Lust auf die verschiedenen Arten des Zughundesports machen!

Zuerst einmal steht der gemeinsame Spaß von Mensch und Hund im Vordergrund. Und es ist vollkommen egal, ob Sie Ihr Leben mit einem Labrador, Australien Shepheard, Beagle oder einem anderen Hund teilen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist jeder Hund für den Zughundesport geeignet - und auch jeder Mensch.

Welche Arten des Zughundesports gibt es?

Canicross (mit 1 Hund): Hund zieht den Jogger • Bikejöring (mit 1 Hund): Hund zieht das Fahrrad
Dog-Trecking (mit 1 Hund): Hund zieht den Wanderer
Dog-Scooter (mit 1 oder 2 Hunden): Hund(e) ziehen den Roller
Trainingswagen (ab 3 bis mehr als 8 Hunde): Hunde ziehen das Gefährt

Nicht unerwähnt bleiben sollte jede Art von Schlittenhundesport, der aber aufgrund unserer klimatischen Verhältnisse eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Voraussetzungen Mensch/Hund: Jedes Mensch/Hund-Team sollte individuell betrachtet werden:

• Die gewählte Zughundesportart sollte je nach Anspruch, Leistungsfähigkeit, Gefährt und Anzahl der Hunde gewählt werden.
Jede Hunderasse ist geeignet. Einerseits verfügen die klassischen Schlittenhunderassen über ein angeborenes Talent, was das Antrainieren erleichtert. Andererseits muss das Ergebnis nicht schlechter sein. Ich habe schon ein Zweiergespann Labradore gesehen, die vor dem Scooter jedes andere Schlittenhundegespann geschlagen haben.
Leistung: Auch ein Beagle vollbrachte vor dem Fahrrad Höchstleistungen!
Beeinträchtigungen: Gibt es Beeinträchtigungen durch Übergewicht, Verletzungen, Einschränkungen der Atemwege, Schäden am Bewegungsapparat? Zu starke Belastung kann die Probleme verstärken. Aber ein besonnener Trainingsaufbau kann zu einer Abnahme der Beeinträchtigungen führen! Und das beim Hund ebenso wie beim Menschen!
Alter: Während Welpen (bis ca. sechs Monaten) noch nicht geeignet sind, kann der junge Hund schon - angepasst an seine körperliche und geistige Entwicklung - trainiert werden. Das gleiche gilt für ältere Hunde. Kinder können auch schon, anfangs mit einem Erwachsenen in Begleitung und durch eine zweite Leine mit dem Hund verbunden, den Zughundesport betreiben.
Kontrolle: Abhängig von Anzahl, Charakter, Größe, Kraft der Hunde, Sportart oder Gefährt, sollten die Menschen jederzeit in der Lage sein, den Hund oder die Hunde zu kontrollieren.

Das Equipment
Da ist zuallererst das Zuggeschirr für den Hund. Wichtig ist vor allem der gute Sitz am Körper. Es sollte nicht drücken, scheuern, gut gepolstert sein. Es gibt sie z. B. als X-Back-, V-Back-, Faster- oder Pulkageschirre. Wichtig ist eine gute Beratung und eine individuelle Anpassung. Bei größeren Schlittenhunderennen (Rennkalender unter http://vdsv.de), sind in der Regel viele Anbieter von Geschirren vor Ort und bieten die Möglichkeit der Anprobe. Darüber hinaus benötigt man eine Zugleine mit Ruckdämpfer zur optimalen Kraftübertagung, einen Laufgürtel für den Menschen zur Befestigung der Zugleine beim Canicross oder Dogtrecking und eine eine Bike- oder Scooterantenne zur sicheren Führung der Zugleine vom Fahrrad oder Roller zum Hund.

Bei der Zughundearbeit steht zuerst einmal steht der gemeinsame Spaß für Mensch und Hund im Vordergrund.

Michael „Atze“ Nehmann

Zughundearbeit ist eine gute Möglichkeit, den Hund auszulasten. Zunächst einmal benötigen Mensch und Hund eine gute Muskulatur. Sie schützt den gesamten Bewegungsapparat vor Schäden. Danach folgt das Ausdauertraining und am Schluss das Training der Geschwindigkeit. Speed kills! Bei hohen Geschwindigkeiten steigt die Gefahr von Verletzungen - außerdem werden Ermüdungen viel langsamer wahrgenommen.

„Ich darf nur ziehen, wenn ich im Zuggeschirr bin!“

Der Zughundesport ist eher eine Beschäftigung für die kühlere Jahreszeit. Bei Temperaturen über 15°C besteht die Gefahr der Überhitzung der Hunde. Für den weiteren Trainingsaufbau ist es wichtig, die Zughundearbeit von Anfang an ganz deutlich mit einem Ritual zu verknüpfen. Unser Hund soll lernen: „Ich darf nur ziehen, wenn ich im Zuggeschirr bin!“ Und das konzentriert vom Einklinken der Zugleine ans Geschirr bis zum Ausklinken. Dazu gehört auch „Ruhe am Start“. Trotz freudiger Erwartung sollte unser Hund noch ansprechbar sein und nicht unkontrolliert herumspringen oder lossprinten. Erst auf das Kommando „Go“ geht es dann endlich los. Nehme ich den Hund danach wieder an die normale Führleine, sollte diese wieder locker durchhängen.

Die eigentliche Zughundearbeit erfolgt nach folgendem Muster:

• Zuerst sollte der Hund an das Zuggeschirr gewöhnt werden. In der Regel stellt das für unsere Hunde kein Problem dar.
• Als nächsten Schritt lernt er ein Gewicht zu ziehen. Das kann der Mensch selbst, eine Fahrrad oder Roller sein. Legt er sich in Geschirr, wird der Hund belohnt (durch leichtes Nachgeben oder Leckerchen). Schnelles anrucken oder in die Leine springen, sollte hier vermieden werden, da es den Hund irritieren könnte.
• Hat der Hund begriffen, dass er ziehen darf, kann die Strecke verlängert werden. Wichtig dabei ist es, nicht zu schnell steigern. Geduld und genaues Arbeiten sind enorm wichtig.
• Ziel ist es, dass unser Hund lernt, dass das Ziehen Spaß macht. Je mehr er sich anstrengt, umso schneller wird es. (Im Alltag genau das, was wir nicht wollen).
• Ist das erreicht, können die Schwierigkeiten gesteigert werden. Die Strecken werden länger, die Ablenkung wird erhöht, Richtungswechsel werden trainiert…

Und trotzdem sollte die Konzentrationsfähigkeit immer im Vordergrund stehen.