Expertentipp: Die Wahl des passenden Hundes!

Sie möchten sich einen Traum erfüllen und einem Hund ein neues Zuhause geben? Sie sind sich noch unschlüssig, ob es ein Rassehund oder Mischling werden soll, ein Welpe oder ein erwachsener Hund, ein Rüde oder eine Hündin, bzw. ob der neue Mitbewohner aus dem Tierheim oder vom Züchter kommen soll? Dieser Artikel soll Ihnen helfen, eine Entscheidung treffen zu können. 

Immer wieder erlebe ich es in meinem Trainingsalltag, dass Menschen so manches Problem mit ihrem Vierbeiner haben. Oft wird das Leben der Menschen durch ihren Vierbeiner dabei so enorm beeinträchtig, dass die Hunde am Ende dann leider doch im Tierheim landen oder anderweitig abgegeben werden müssen.

Hundeversagen? Nein, denn oft ist es dem Menschen vor der Anschaffung des Hundes nicht bewusst, welches Tier sie sich ins Haus holen, welchen Charakter und welche Eigenschaften der ausgewählte Hund hat. Ja, ein Jagdhund jagt, auch wenn Ihnen gesagt wird, dass die Linie nicht jagdlich sei. Ja, ein Haus-, Hof-, und Wachhund wacht und schlägt an, auch wenn gesagt wird, er habe einen niedrigen Schutzinstinkt. Und ein Treibhund bellt, auch wenn gesagt wird, er sei wenig bellfreudig.

Wie suche ich nun den Hund aus, der sich am besten für mich eignet? Um diese Frage zu beantworten, sollten Sie sich zunächst einmal über einige wichtige Punkte Gedanken machen.

Welche Rasse kommt für mich in Frage?

Die Rassen unserer Hunde unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch durch genetisch fixierte Charaktermerkmale. So sollte einem bewusst sein, dass ein Hovawart zu den Haus-, Hof- und Wachhunden zählt und er seine Aufgaben sehr ernst nehmen wird. Dieser Hund wird gegebenenfalls das Grundstück bewachen und verteidigen. Auch bei einem Mischling macht es daher absolut Sinn, nachzufragen, ob jemand weiß, welche Rassen in ihm stecken könnten. Habe ich z.B. einen Mischling aus dem Tierheim übernommen, in dem ein Deutsch Drahthaar steckt, muss mir bewusst sein, dass der Hund ein absoluter Jäger sein kann und ich ihn vielleicht gar nicht ohne Leine laufen lassen kann.

Welpe oder erwachsener Hund?

Ein Welpe benötigt gerade in den ersten Wochen (8.–16. Lebenswoche - Sozialisierungsphase) enorm viel Aufmerksamkeit. Man muss ihm seinen Namen beibringen, Auto fahren üben, alle 2-3 Stunden nach draußen bringen, damit er stubenrein wird, an Alltagsgeräusche gewöhnen, alleine bleiben üben und dem Welpen vor allem in dieser Zeit alles zeigen (Umweltreize), was er später kennenlernen soll. Natürlich sollte dies Step by Step erfolgen, damit Ihr kleiner Welpe nicht überfordert wird. Das Gelernte ist in dieser sensiblen Zeit nahezu irreversibel, d.h. unvergesslich und somit ein wichtiger Teil der Entwicklung. Ein erwachsener Hund benötigt im Gegensatz dazu keine „Rund-um-die-Uhr“-Betreuung wie ein Welpe. In der Regel kennt er bereits seinen Namen, ist stubenrein und an  seine Umwelt gewöhnt. Das bedeutet nun aber nicht, dass die Aufnahme eines erwachsenen Hundes unbedingt einfacher sein wird, denn oft weiß man ja gar nicht, wie seine Sozialisierungsphase verlaufen ist und was er bis zum Zeitpunkt der Übernahme alles erlebt hat. So können bereits schwerwiegende Probleme bestehen, die gegebenenfalls nur bedingt veränderbar sind und mit denen der Mensch dann leben muss.

Rüde oder Hündin – was darf`s sein?

Die meisten Menschen denken, dass Hündinnen einfacher zu erziehen wären und verschmuster sind. Der letzte Punkt kann auf den ersten Blick stimmen, da in der Natur im Aufgabenbereich einer Hündin die Welpenaufzucht liegt und sie dort tatsächlich häufiger mit Pflegeverhalten beschäftigt ist. Doch auch bei einem Rüden kann man ganz oft partnerschaftliches Pflegeverhalten beobachten, wie z.B. das Auslecken der Ohren eines im Rudel lebenden Hundes. Es gibt also durchaus auch verschmuste Rüden, die intensive Streicheleinheiten mit ihrem Menschen genießen. Die These, dass Hündinnen leichter zu erziehen seien als Rüden, kann man so auf keinen Fall gelten lassen. Es gibt tatsächlich keine Unterschiede im Lernverhalten bei den Geschlechtern. Ob ein Hund nun schnell oder langsam lernt, liegt vor allem an genetischen Komponenten und Erfahrungswerten.

Viele Menschen denken auch, dass Rüden häufig unverträglicher sind als Hündinnen. Es stimmt, dass bei Rüden öfter sog. Kommentkämpfe stattfinden, bei denen aber in der Regel keine ernsthaften Verletzungen entstehen. Genauso können sich natürlich auch Hündinnen um Kleinigkeiten zoffen. Bei Ihnen ist der Streit jedoch oft viel ernsthafter als bei Rüden, so dass es schnell auch darum gehen kann, wer das Recht hat, zu bleiben, so dass schwerwiegende Verletzungen entstehen können.

Jeder Mensch sollte seinen Alltag betrachten sowie seine Wünsche und Vorstellungen definieren, um dann zu wissen, welchen individuellen Bedürfnissen seines neuen vierbeinigen Begleiters er gerecht werden kann."

Claudia Steiner, DOGS Coach

Tierheim oder Züchter?

Viele Menschen holen sich einen Hund lieber vom Züchter, andere wiederum suchen im Tierheim nach dem passenden Vierbeiner. Im Grunde genommen spielt es keine Rolle, für welche Variante Sie sich entscheiden. Im Vordergrund der Auswahl Ihres Hundes sollte immer stehen, welche Erwartungen Ihr Hund erfüllen soll. Muss er Sie zur Arbeit begleiten? Wohnen Sie ländlich oder städtisch? Und womit muss Ihr Vierbeiner in Ihrem Alltag klarkommen? Können Sie ihm das überhaupt zumuten?

Dass ein griechischer Straßenhund, der abseits der Zivilisation lebte, bei uns in Deutschland in einer Stadt Probleme haben wird, müsste jedem klar sein. Er kennt nun einmal keine Straßen, Autos oder Radfahrer. Natürlich kann man ihm Schritt für Schritt näher bringen, dass Autos nicht schlimm sind, aber in vielen Fällen gelingt das leider nur noch bedingt, da dieser Schritt in der wichtigen Sozialisierungsphase fehlte.

Bei einem erwachsenen Hund ist es daher wichtig, so viel wie möglich über die Vergangenheit bzw. die Aufzucht zu erfahren, denn das macht es leichter, den Hund einzuschätzen. Doch die Realität sieht leider häufig anders aus, oft gibt es nur ungefähre Angaben über Rasse, Alter und Geschlecht. Kommt ein Hund in die engere Wahl, sollten Sie ihn deshalb am besten regelmäßig besuchen und auf Gassi Touren mitnehmen. So können Sie schon das eine oder andere über den Charakter und das Wesen des Hundes erfahren, um dann zu überprüfen, ob der favorisierte Hund wiederum in Ihren eigenen Alltag passt. Hat der Hund z.B. Angst vor fremden Menschen, werden Sie aus ihm sicherlich nicht den idealen Bürohund machen können. Auch für den Hund würde dieses Leben dann vermutlich jeden Tag aufs Neue enormem Stress bedeuten. Wenn Sie sich unsicher sind, ob der favorisierte Hund auch wirklich für Sie in Frage kommt, sollten Sie daher einen professionellen Hundetrainer um Hilfe bitten. Dieser kann den Hund durch Beobachtung im Freilauf und in verschiedenen Testsituationen einschätzen und so erkennen, ob er zu Ihrem Leben passt und Ihren Vorstellungen entspricht.

Soll es ein Hund vom Züchter sein, sollten Sie unbedingt einige Kriterien, die einen guten Züchter ausmachen, beachten. Ein Züchter, welcher Welpen aller Rassen ständig verfügbar hat, ist eher ein Vermehrer als ein seriöser Züchter, da er sich kaum mit den Bedürfnissen als auch den Zuchtkriterien aller Rassen intensiv beschäftigen kann. Kaufen Sie daher keinen Welpen aus einer Massenproduktion!

Die Hunde eines seriösen Züchters leben mit diesem im Haus, es besteht keine Zwingerhaltung. Die Welpen wachsen nicht abseits vom Haus in einer Scheune ohne große Reize auf, vielmehr kümmert sich der Züchter intensiv um die Welpen, es gibt viele Reize zur Erkundung wie z.B. einen Abenteuergarten für die Welpen, etc. Fragen von Welpeninteressenten sind immer erwünscht, der Züchter sollte immer offen und hilfsbereit sein und den Welpenkäufern auch nach Abgabe der Welpen mit Ratschlägen und Tipps zur Seite stehen und somit Interesse an der Entwicklung der von ihm gezüchteten Welpen zeigen.

Fazit

Hunde sind sehr anpassungsfähig, sie stecken ihre eigenen Bedürfnisse oft einfach zurück, um sich dem Alltag und der Umwelt, in welcher sie leben, anzupassen. Dies sollte aber niemals das Ziel einer Hundehaltung sein. Jeder Mensch sollte stattdessen seinen Alltag betrachten sowie seine Wünsche und Vorstellungen definieren, um dann zu wissen, welchen individuellen Bedürfnissen seines neuen vierbeinigen Begleiters er gerecht werden kann und welchen nicht. Wenn Sie sich dennoch unschlüssig über den geplanten „Rudelzuwachs“ sind, wenden Sie sich am besten an einen professionellen Hundetrainer mit fundierter Ausbildung.