Richarda Theobald-Hoffmann - "Ein Besuchshund kann Brücken bauen!"

Längst haben wir erkannt, wie wichtig die Unterstützung unserer Vierbeiner in unterschiedlichsten Pflegeberufen sein kann. Deshalb ist die Ausbildung von Besuchshunden für mich längst zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit in meiner Martin Rütter DOGS – Hundeschule für Menschen geworden.

Der Besuchshund ist kein Assistenzhund.

Der Begriff Besuchshund ist daher nicht geschützt. Das heißt; für die Ausbildung gibt es keine festgesetzten Vorgaben. Die Ausbildung orientiert sich im Idealfall immer am späteren Einsatz des Hundes, in der jeweiligen Institution. Der Hundehalter sollte in dem jeweiligen Einsatzgebiet des Hundes ebenfalls eine Ausbildung haben, damit ihm die eigentliche Arbeit am Patienten routiniert von der Hand geht. Nur dann wird der Hundehalter stressige Situationen für den Hund sofort an dessen Verhalten bzw. seiner Körpersprache erkennen und diese vermeiden können.

In der Praxis sollte der Einsatz des Besuchshundes immer unter dem Motto stehen: „Den Job macht der Mensch und nicht der Hund“. Deshalb durchläuft der Hundehalter mit seinem Hund bei mir eine stufenweise Ausbildung in Theorie und Praxis. Der Hundehalter ist dafür verantwortlich, dass jeder Einsatz dem Hund Spaß und Freude bereitet und so für ihn immer mit einer positiven Erfahrung verbunden ist.

Der Hund übernimmt bzw. erfüllt dann im Einsatz eine wertvolle Brückenfunktion, indem sich die Bewohner an den eigenen Hund, den oder die Hundenamen oder Erlebnisse von früher erinnern. Dadurch verschafft der Besuchshund seinem Hundehalter einen besseren Zugang zum Patienten und gibt z.B. Anlass zu Gesprächen. Durch sein weiches, warmes Fell fordert der Hund zum Streicheln auf. Durch Blickkontakte oder ein Lächeln tritt die Person in eine Beziehung mit dem Hund. Einsamkeit, Langeweile und negative Gedanken werden in diesen Momenten verdrängt.

Auch wenn es für Unbeteiligte schwer vorstellbar ist, doch durch einen Besuchshund verändert sich die Atmosphäre - selbst im Zimmer eines sterbenden Menschen!​​

Richarda Theobald-Hoffmann,

Einsatz im Hospiz

Wenn es abzusehen ist, dass ein geliebter Mensch bald versterben wird und somit sein gewohntes Umfeld verlassen muss, dann ist das eine Situation die den meisten Menschen den "Boden unter den Füßen“ wegreißt. In dieser Phase ist ein Großteil der Angehörigen sichtlich überfordert mit der Situation. So gerne würden sie helfen, möchten beruhigen und einfach alles tun, um es dem Betroffenen so einfach wie möglich zu machen. Dabei kommen sie sehr schnell an ihre psychischen Belastungsgrenzen. Dann ist das geschulte Personal der Pflegeeinrichtung oder des Hopizes gefordert, denn sie kümmern sich nicht nur um den pflegebedürftigen Menschen, sondern auch um die Angehörigen. In dem Hospiz für das ich meinen ersten Besuchshund ausgebildet habe, ist einige Jahre zuvor meine eigene Mutter verstorben.

Auch ich war in dieser Situation völlig überfordert und hätte mir einen tierischen Begleiter an ihrer und an meiner Seite gewünscht. Durch die Ausbildung dieser wirklich außergewöhnlichen Hündin hatte ich das Glück und die Gelegenheit, dieses Ereignis für mich nochmal aufzuarbeiten und endgültig zu verarbeiten. Seitdem darf ich bei jeder Ausbildung eines Hundes, egal in welcher Institution, erleben, wie Patienten und auch Angehörigen durch die Hunde für kurze Zeit ihr Lachen wiederfinden. Es entstehen durch die Hunde wertvolle Momente für alle Beteiligten und die Sorgen, Ängste und Trauer rücken etwas in den Hintergrund.

Auch wenn es für Unbeteiligte schwer vorstellbar ist, doch durch einen Besuchshund verändert sich die Atmosphäre - selbst im Zimmer eines sterbenden Menschen!