Graue Schnauzen richtig beschäftigen!
Oft merken wir gar nicht, dass unser Hund nicht mehr so verspielt ist oder die Schnauze langsam aber sicher ergraut. Für uns passiert das Altern unseres treuen Begleiters scheinbar über Nacht. Eines Morgens schauen wir ins Körbchen und aus dem kleinen Junghund ist ein Senior geworden, der uns wie jeden Morgen treu ansieht. Die Gelenke wollen nicht mehr so wie früher, die Augen sind schon lange nicht mehr klar und die Ohren können auch nicht mehr alles hören. Das Hundefutter wird umgestellt, um seinem Hund nur das Beste zu bieten. Doch gehört ein Hund deswegen zum „alten Eisen“?
Selbstverständlich sollte man auf die ganz großen Sprünge und lange Strecken verzichten, aber eine artgerechte Beschäftigung und Auslastung ist wichtig für die Bindung zum Menschen und um die Hirnaktivitäten weiterhin voll auszunutzen. Durch die innere Ruhe der Hunde fällt uns das Training mit einem älteren Hund oft sogar leichter als mit einem Jungspund. Viele Hundeschulen bieten deswegen seniorengerechte Kurse an.
Wie kann ich zu Hause eine seniorengerechte Auslastung gestalten?
Erstelle für Dich eine Routine, wann Du Dich mit Deinem Vierbeiner beschäftigen möchtest. Älteren Hunden tut es gut solche Routinen zu haben, denn sie werden mit der Zeit ein wenig unflexibler und entspannter. Zu viele Änderungen von Tagesabläufen versetzen die Senioren erfahrungsgemäß in Stress. Verzichtet wird komplett auf Sprünge oder sehr enge Drehungen, da diese schlecht für die Gelenke sind und schädlich für Deinen Hund sein können.
Wenn du merken solltest, dass Deinem Hund etwas unangenehm ist oder dieser sogar Schmerzen entwickelt, so wird das Training sofort abgebrochen. Wir wollen den Hund fordern und fördern, aber keine Schmerzen bereiten. Schmerzzeichen beim Hund können Zittern oder starkes Hecheln sein. Auch nach dem Training solltest Du genau auf Deinen Vierbeiner achten. Zieht er sich zurück oder frisst nicht mehr richtig, sollten die Alarmglocken angehen und der Tierarzt aufgesucht werden.
Mit der Nase voran
Nasenarbeit eignet sich besonders gut für das ältere Semester, weil sie ohne große Bewegungen auskommt. Dabei brauchst Du keine teuren Schnüffelteppiche, sondern lediglich altes Zeitungspapier und einen leeren Karton. Knülle das Zeitungspapier zusammen mit ein paar Leckerlis in den Karton und lass' Deinen Vierbeiner seine Leckerlis selber suchen. Sollte das zu einfach sein, dann kannst Du mit Deinem Hund auch gerne einmal Becher-Memory spielen. Dazu nimmst Du Dir ein paar blickdichte Becher und platzierst unter einem ein Leckerli. Nun mischst Du die Becher langsam durch und lässt Deinen Vierbeiner sein Leckerli suchen. Wenn die Übung neu für Euch ist, dann kann es sein, dass Dein Hund noch ein wenig Hilfe braucht. Das ist ganz normal und kein Problem, sondern wirkt sich nur positiv auf Eure Bindung aus.
Je nachdem wie schnell gemischt wird und wie viele Leckerlis versteckt werden, kann dieses Spiel auch gerne mal Denksport für den Menschen werden. Wenn du selber keine Lust zumSuchen hast, dann verwende verschieden farbige Becher oder markiere sie anderweitig. Wichtig ist dann nur, dass Du das Leckerli nicht immer unter denselben Becher legst.
Eine artgerechte Beschäftigung und Auslastung des Hundeseniors ist wichtig, um die Hirnaktivitäten weiterhin voll auszunutzen. Außerdem verstärkt das gemeinsame Training die Bindung zwischen Mensch und Hund."
Langsam, aber sicher
Natürlich dürfen auch körperliche Aktivitäten nicht fehlen. Gerade
für ältere Semester eignet sich das Cavaletti-Training ganz
hervorragend. Einsteigersets gibt es bereits für ca. 30 Euro. Solltest
Du ohne ein Cavaletti-Set arbeiten wollen, dann such' Dir doch einfach
ein paar lange Stöcker oder nutze die Stellen bei Euerm Spaziergang, an
denen Äste auf dem Boden liegen. Beginne damit, dass Du die Stangen
parallel zueinander und im Abstand von ca. einem Meter auf den Boden
legst. Du kannst Deinen Hund dann locker über die Stangen führen,
damit er ein Gefühl für die Stäbe bekommt. Anschließend kannst Du
damit beginnen, die Stangen langsam hoch zu legen. Gerne auch einfach
nur an einer Seite hoch- oder im Kreis aufgestellt. Du wirst schnell
merken, dass Eurer Kreativität dort keine Grenzen gesetzt sind. Nach
maximal fünf Minuten sollte das Training allerdings beendet werden, da
diese Übungen sehr anstrengend sein können.
Aber Obacht! Achte darauf, dass Dein Vierbeiner nicht seitlich weggrätscht und stets sicher steht. Wenn Du diese Übungen zu Hause machst oder auf rutschigem Fußboden, empfehlen sich sogenannte Krallenkappen. Diese verhindern das Wegrutschen. Wenn Du keine dauerhafte Lösung suchst, dann können auch Hundeschuhe mit einer ABS-Sohle wahre Wunder wirken.
Trickdogging
Ein Hund ist nie zu alt, um einen neuen Trick zu lernen. Wie wäre es, wenn Dein Hund seinen Kopf auf Kommando ablegen könnte? Super für Fotos, oder? Zeige Deinem Hund dafür Deinen Arm, indem du ihn waagerecht vor ihn hältst. Präsentiere ihm nun das Leckerli und ziehe es so von ihm weg, dass er mit seiner Schnauze über deinen Arm muss. Wenn Dein Vierbeiner Deinen Arm berührt, dann bekommt er das Leckerli. Nun wird Dein Hund immer öfter versuchen, seinen Kopf auf deinem Arm abzulegen. Wenn er das verhalten sicher zeigt, dann kannst Du ein Kommando einbauen (z. B. „Leg' Kopf!“) und die Übung an unterschiedlichen Orten und Gegenständen versuchen.
Fütterung als Auslastung
Neben der „normalen“ Beschäftigung kann man auch die Fütterung wunderbar als Tageshighlight verpacken. Im Fachhandel bekommt man verschiedene Leckmatten. Auf diese kann man Nassfutter, B.A.R.F. oder eingeweichtes Nassfutter verstreichen. Die Senioren sind dann deutlich länger mit der Aufnahme des Futters beschäftigt. Positiver Nebeneffekt: Lecken beruhigt Hunde und kann Stress verringern.