Hundezüchter Udo Kopernik - "Meine drei Grazien und ich!"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 14.11.2016

Büllesfeld. Ein Dorf im Kreis Rhein-Sieg mit eigenem Internetauftritt (www.buellesfeld.net). Hier wohnen vierzehn Menschen, zwei Pferde, zwei Katzen, sehr viele Kühe - und drei Hunde. In dieser Idylle lebt es sich ganz ausgezeichnet, lediglich der Ausbau des Netzes ist ein Ziel, an dem die kleine Gemeinde arbeitet. Einer der Büllesfelder ist Udo Kopernik, der hier mit seiner Frau Renate und seinen drei Pyrinäenhunden wohnt. Der Züchter bricht täglich um 11:30 Uhr gemeinsam mit seinen Nachbarn zur mittäglichen Hunderunde auf - wenn es seine Zeit zulässt. Ansonsten geht er seinen Geschäften nach: als selbstständiger Grafiker und als Pressechef der größten Interessengemeinschaft der Hundehalter in Deutschland. Immer dabei: seine drei Hundedamen Polie, Käthe und Mathilda. 

Positiv bekloppt!

Im Rheinland sagt man gerne über Menschen, die ihre Passion mit großer Intensität nachgehen, sie seien "positiv bekloppt". Fußballmanager Rainer Calmund ist so einer, und Udo Kopernik steht dem Fußballfachmann in nichts nach. "Hunde, das ist ein sehr großes Feld!", erklärt er und spricht leidenschaftlich über seine drei Grazien, seinem Leben als Züchter, als Hundeliebhaber und seine Arbeit als Pressesprecher des VDH. Diesen Job im Dachverband von 175 Mitgliedsvereinen und 650.000 Mitgliedern macht der Hundefreund ehrenamtlich - lediglich seine Ausgaben und Reisepauschalen werden beglichen. Ehrenamtliche Arbeit hat bei Kopernik Tradition, war immer schon ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Geboren und aufgewachsen als Protestant im katholischen Rheinland in der Schlossstadt Brühl, war er aktiv als Leiter von Jugendgruppen und auch hin und wieder von Kindergottesdiensten. Auch war er als Handballspieler gefürchtet, jedoch mit überschaubarem Talent gesegnet - erfolgreich war er als Schiedsrichter und Coach diverser Teams. Es ist anscheinend seine Rolle, Fäden zu spannen, Menschen zusammenzubringen, als Übersetzer zu fungieren und Menschen von der guten Sache zu überzeugen. 

So sieht er auch seine Arbeit beim Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), in dem er sich schon seit über 25 Jahren engagiert. "Im letzten Vierteljahrhundert hat sich einiges im VDH entwickelt", erklärt er beim entspannten Herbstspaziergang in seiner Wahlheimat, dem Rhein-Sieg-Kreis. "Wir sind die erste Adresse rund um das Leben mit Hund, betreuen Züchter, klären Hundehalter in allen Belangen des Hundelebens auf und bieten neben Fort- und Ausbildung sehr viel Service!" Udo Kopernik ist bei den Medien ein gern gesehener Mann, dessen Kompetenz, die mit jeweils einer guten Prise rheinischem Charmes und Gelassenheit gemischt ist, bei brisanten Hundethemen gefragt ist. 

Ab ins kalte Wasser ...

Der Rheinländer kann sich noch sehr gut erinnern, als er vor 20 Jahren, damals noch recht grün hinter den Ohren, ins kalte Wasser geworfen wurde. Es hieß, ich sollte in Köln zum Thema Kampfhunde Stellung nehmen. Doch anstatt wie angenommen beim WDR ein Radiointerview zu geben, war er live im TV-Studio bei "Punkt 12" und musste zu Beißattacken eines Pitbull-Terrier in NRW Stellung nehmen. "Nach diesem Auftritt dachte ich, ich hätte total versagt", gesteht der Pressechef, "doch mein Präsident war sehr zufrieden mit mir und lobte besonders, dass ich während des hitzigen Streitgesprächs mit der Moderatorin geflirtet hätte." Spätestens seit dieser Erfahrung kennt der Mann keine Nervosität mehr, hat die Sicherheit, in jeder Situation bestehen zu können - und zieht er die rheinische Flirtkarte habe ich mich als jemanden gesehen, der als "Übersetzer" auch schwierige Themen verständlich vermittelt und so die Menschen überzeugt. 

20 Jahre Pressechef beim VDH

"Unsere Arbeit ist demokratischer geworden", erklärt Kopernik", und zeigt sich sehr zufrieden, dass wirklich alle angeschlossenen Vereine gehört werden und mitbestimmen!" Außerdem öffnet sich der Verband und arbeitet zum Wohl des Hundes mit Experten zusammen. So sorgen Tierärzte und Verhaltensexperten mit Seminaren für Fortbildung. "Die Zusammenarbeit beispielsweise mit einem Pharmaunternehmen wie Merial ist eine Win-Win-Situation", erklärt Kopernik, "schließlich profitieren unsere Mitglieder vom immensen Knowhow des Produzenten von Antiparasitika. Die Webinare für Hundezüchter, die wir mit den Tierärzten von Merial anbieten, erfreuen sich höchstem Interesse. Außerdem hilft uns das Unternehmen bei der Erarbeitung einer Online-Befragung zum Thema Parasiten, an der jüngst über 1000 Hundehalter teilgenommen haben.

Wir vertrauen unserem Chef in jeder Lebenslage. Wir wollen ihn jederzeit um uns haben, auch wenn wir unseren Nachwuchs zur Welt bringen wollen.

Polie, Käthe + Mathilda

Berger des Pyrénées

Zentrale Registrierungsstelle

Der Pressesprecher und sein Verband kämpfen für ein bundeseinheitliches System, die Hunde zu registrieren, damit man in Deutschland weiß, wovon man spricht und mit den Hunden kein Schindluder getrieben werden kann. In Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt weiß man, wie viele Hunde in den jeweiligen Bundesländern leben, da diese zentral registriert werden müssen. Hier kann man illegalem Handel mit Hunden frühzeitig erkennen und entsprechend einschreiten. 

Udo Kopernik wünscht sich sehr, dass die Menschen ihre "Hunde einfach Hunde sein lassen" und ihre Hunde nicht überfordern. In vielen Mensch-Hund-Beziehungen ersetzt der Vierbeiner Partner oder Kinder - dieser Rolle und den damit verbundenen Erwartungen können die Tiere nur selten erfüllen.

30 Jahre Hundezüchter

Als Hundezüchter der Rasse Berger des Pyrénées hat er erst einmal in die "Scheiße gegriffen", als er einer Familie einen kleinen Hund verkauft hat, die mit dem kleinen Wirbelwind absolut nicht zurecht kamen. "Pyrenäenhunde brauchen Regeln, und wer nicht in der Lage ist, den Hunden klare Grenzen zu setzen, sollte sich von ihnen fernhalten", erklärt der Fachmann. "Die Hunde sind fröhlich, listig, aufmerksam, absolut keine Schleimer und eignen sich als Familienhunde, wenn es einen Chef im Ring gibt." Auf der seiner Lieblingsrunde rund um Uckerath hat er seine drei Grazien, wie er seine Hunde liebevoll bezeichnet, voll im Blick. Bevor sie ihren ureigenen Job als Hirtenhunde wahrnehmen können, hat er sie zur Vorsicht angeleint, obwohl die Kühe auf der Weide aus Sicht der Hunde sicherlich enger hätten zusammenstehen können. Die haben ihr Herrchen die ganze Zeit im Blick, sind sehr auf ihn fixiert. 

Nach gut 90 Minuten geht's zurück nach Bullerbü - pardon - Büllesfeld. Zwar gibt es hier (noch) nicht das schnellste Internet, wohl aber einen ausgezeichneten Kaffee, und für die Hunde eine gute Mahlzeit.