Überschlagsweise braucht man zwei Einhörner, um einen Zwergschnauzer zu füttern. Wenn ein Einhorn so viel wiegt wie ein arabisches Vollblut und beim barfen tatsächlich täglich 200 Gramm verfüttert werden, sollte man damit (und mit einer großen Gefriertruhe) ganz gut durch ein Hundeleben kommen.
Katrin Schmick erzählt kleinen Mädchen inzwischen nicht mehr, dass Linus Pferdefleisch bekommt. Denn Pferde sind ja fast so was wie Einhörner und die gerade in und somit das Entsetzen zu groß. Der Radiomoderatorin zuzuhören, macht Spaß - eine so tolle Stimme (na klar!), aber vor allem viel Schalk und Charme zeichnen die gebürtige Bonnerin aus.
"Ich bin ein Radiokind. Meine Mutter und mein Onkel haben schon im Radio gearbeitet, mein Opa das Bonner Büro des WDR geleitet. Als Teenie hab ich SWF3 gehört und da dann auch volontiert, bevor ich nach vier Jahren die "grüne Hölle" Baden Baden verlassen habe und der Liebe wegen wieder nach Köln kam."
Vom Radiokind zur Radiofrau
Die Kölner kennen sie heute als Stimme von "Der Tag um zwölf" und "Der Tag um sechs“, wenn sie zweimal täglich zusammenfasst und verständlich präsentiert, was in der Welt so los ist. Dabei scannt Katrin Schmick eine unglaubliche Informationsflut: 20.000 - 40.000 Meldungen kommen über die Nachrichtenagenturen jeden Tag über den Ticker - dazu kommen die News der verschiedenen Online-Kanäle. Überfordert diese pure Masse nicht? "Tatsächlich finde ich es angenehmer als früher, weil immer alles greifbar ist. Man kann viel lesen, muss es aber nicht." Katrin ist unter Kollegen als "die coole Sau" bekannt, sie lässt sich nicht stressen, muss selbst gar keine Hektik verbreiten und gar nicht unbedingt eine Meldung raushauen, wenn sie noch nicht bestätigt ist. Sie liebt es, präzise zu formulieren, Inhalte verständlich auf den Punkt zu bringen und vergisst dabei den Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender nicht.
Eine Woche im Monat lebt Katrin Schmick in Frankfurt und moderiert dort bei hr info. Hier sind die Wortbeiträge dominierend, es ist mehr Zeit, um auch mal nachzubohren oder mit einer neuen Frage ein weiteres Thema aufzumachen bei Künstlern, Sportlern oder Politikern. Der größte Unterschied in der Arbeit? Das Mischpult. Beim WDR ist es schicker, aber kapriziöser, der Mercedes unter den Mischpulten. hr info bringt eher den eingefahrenen Fiat an den Start, wobei der Italiener durch Zuverlässigkeit besticht.
„Es gibt niemandem, mit dem ich so gut schmusen kann. Und ich finde sie großartig, weil sie so witzig ist. So witzig wie ich!“
Wenn man in der Südstadt "Linus" ruft, kommt die halbe Kinderhorde
Und Linus? Der vierjährige Zwergschnauzer darf nicht mit ins Studio. Gar kein Problem. „Darauf haben wir geachtet. Ein Hund muss alleine sein können, sonst wird er zum Terroristen." Nur ein einziges Gastspiel hatte Linus im Studio, dann aber unter Sondergenehmigung und mit ausdrücklichem ok der Hörfunkdirektorin – also keine Lösung für jeden Tag.
Die Augenbrauen vom Ströbele
Linus ist ein Filou. "Er hat einem Kind am Friedensplatz mal extrem zärtlich seine Reiswaffel geklaut", berichtet Katrin augenzwinkernd, „ganz zart nur mit den Lippen wie ein Pony.“ Der Zwergschnauzer ist eine Mischung zwischen Erdmännchen und Polizist, der alle anschreit, die sich seinen Menschen nähern wollen. Egal wie groß der andere Hund ist. Und dann weint er auf dem Arm von Katrin, wenn das nicht funktioniert. "Wäre er ein Mensch, wäre er wie der Asi-Freund in den "Sopranos". Breitschultrig, das Hemd immer ein bisschen zu weit auf, das Goldkettchen im Brusthaar", beschreibt Katrin ihren Hund, der beim spazieren gehen immer ein kleines Stöckchen aufliest und wie eine Zigarre im Mundwinkel mitschleppt. "Und gleichzeitig ist er ein Galan und der beste Hund der Welt." Und manchmal auch der Eisbrecher. Der Grünen-Politiker Hans Christian Ströbele ist bei morgendlichen Interviews eher auch noch unausgeschlafen knurrig. Aber seine Neugier und ein Lächeln war zu locken, als Katrin erzählte, dass er oft bei ihr zu Hause erwähnt wird. Warum nur? Nunja.. er teilt Augenbrauen und Gesichtsausdruck mit Linus.
Wohin geht die Radioreise?
Das Internet verändert auch das Radio. Die Hörer sind nicht mehr an terrestrische Verbreitung gebunden; das Sendegebiet wird gleichzeitig viel größer, aber auch viele im Sendegebiet hören eben einen anderen Sender. Oder streamen nur Musik. Informationen sind immer und überall verfügbar und nicht nur zur vollen Stunde. Radio wird immer weniger im Auto gehört, viel öfter per Kopfhörer. Und dennoch: Radio ist der schnellste Kommunikationsweg, kein Text muss getippt, kein Bild hochgeladen werden. In kürzester Zeit können komplexe Zusammenhänge erklärt und auf Neuigkeiten reagiert werden.
Eine Herausforderung, der sich Katrin Schmick gerne stellt.