Kirsten Schönenborn - "Auf sechs Pfoten durchs Bergische Land"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 08.05.2018

Das Bergische Land ist eine Mittelgebirgsregion in Nordrhein-Westfalen, die aus dem Herzogtum Berg hervorgegangen ist. Die größte Stadt des Bergischen Landes ist Wuppertal, es folgen Leverkusen, Solingen und ... Bergisch Gladbach.

Eine von den rund 110.000 Einwohnern Bergisch Gladbachs ist Kirsten Schönenborn, die hier vor rund 50 Jahren geboren wurde und mit Lebensgefährten und der 12-jährigen "Hetti" zu Hause ist. Bevor die gelernte Goldschmiedin ihr Tagwerk beginnt, dreht sie mit ihrer Hündin eine gut einstündige Gassirunde, auf der sie jedes Mal wieder daran erinnert wird, was sie so sehr an ihrer Heimat schätzt. "Ich liebe den weiten Blick, die tolle Luft und die Möglichkeit, die Jahreszeiten hautnah erleben zu können." 

Hetti kennt die Hunderunde auf der "Rommerscheider Höhe" aus dem "FF", bestimmt das Tempo und geht wie selbstverständlich voraus. Hetti hat ihr erstes Lebensjahr auf Griechenlands Straßen verbracht und dort wohl auch diesen herzzerreißenden Blick gelernt, mit dem sie Leckerchen von Touristen erbettelte. Dieser Blick war es wohl auch, den Kirsten Schönenborn nicht widerstehen konnte, als sich die beiden erstmals im Tierheim Koppelweide des Tierschutzvereins Rheinberg gegenüberstanden. "Es war Liebe auf den ersten Blick", erklärt die Ur-Gladbacherin, und seit diesem Moment war Hetti adoptiert und somit festes Familienmitglied.

Auf dem Geopfad zum Igeler Hof!

Ein Teil von Kirsten Schönenborns Lieblingsrunde führt über den sieben Kilometer langen Bergisch Gladbacher Geopfad durch das Naturschutzgebiet "Schlade". Nach einem guten Kilometer erreicht man den idyllischen Igeler Hof, auf dem Hetti erst einmal ihren Durst stillt. Hier wird man von Ziegen angegafft und dem Hofhund "Finja" freudig begrüßt, der die Besucher erst nach einer ordentlichen Streicheleinheit entlässt. Es lohnt sich übrigens ein Blick in den Stall, in dem die Kühe von Bauer Willi Cröll stehen. Besonders die Städter werden diesen Moment genießen und "mit nach Hause nehmen". Nach kurzer Zeit stößt man auf die Bank, auf der Besitzerin und Hund eine kurze Pause einlegen. "Ich genieße den weiten Blick, komme zur Ruhe und ordne für mich meinen Arbeitstag", erklärt die Goldschmiedin, während ihr Hund den Schatten genießt.

Der Igeler Hof ist klasse: ich weiß, wo die Wassertränke steht und wo ich eine kurze Rast machen kann."

Hetti

Border-Collie-Mix, 12 Jahre

Goldschmiedin und Autorin

Kirsten Schönenborn liebt es mit verschiedensten Edelmetallen zu arbeiten und macht das sehr erfolgreich schon seit mehr als 25 Jahren als selbstständige Goldschmiedin in Bergisch Gladbach. Fußläufig vom Zentrum der Stadt ist ihr Geschäft, in dem sie täglich (außer montags) ihrem Handwerk nach und hat genügend Platz, ihre Schmuckstücke auszustellen und ihre meist weiblichen Kunden zu beraten. Das Netzwerk der Gladbacherin ist groß, ebenso ihr Bekanntheitsgrad und ihre Beliebtheit.

Zu ihrem Netzwerk gehört auch Kerstin Goldbach, die als Autorin im Kölner Bachem Verlag arbeitet. Das Verlagshaus hat sich unter anderem auf regionale Wanderbücher spezialisiert, und als Kirsten Schönenborn gefragt wurde, an einem Buch mit Ausflugstipps für Hund und Mensch in NRW mitzuarbeiten, musste die nicht lange überlegen. Schließlich hat sie neben Schreibtalent und Lust, Neues zu entdecken, schon viel Erfahrung gesammelt, als sie Wandergeschichten für das Magazin "Auslese Rhein-Berg" verfasste. 

"Vier Pfoten auf Tour" - das Buch mit 16 Ausflugstipp in NRW, die auf die Bedürfnisse von Menschen und Hunden zugeschnitten sind. 

Ziel war es einen informativen Ratgeber mit den verschiedensten Ausflügen zu gestalten, die sowohl Hund als aus Besitzer gefallen. "Schon die Recherche hat immens Spaß gemacht, vor allem, weil auch mein Mann mit großer Freude mitgewirkt hat", erklärt die Autorin, "und Hetti war diejenige, die die Touren aus der Hundeperspektive getestet hat." Das Resultat in Form eines Taschenbuches findet eineinhalb Jahre später den Weg in die Buchhandlungen, ist 192 Seiten stark und zeigt wahrlich schöne Seiten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, in dem rund 18 Millionen Menschen wohnen - und ca. 500.000 Hunde.

Derjenige Hundebesitzer, der seinem Vierbeiner eine besondere Abwechslung bieten möchte, wird den Kauf des Buches (€ 14,95) keineswegs bereuen. Denn wer kommt selbst schon auf die Idee, nach Bochum-Dahlhausen zu fahren, um mit seinem Hund ins Eisenbahnmuseum zu gehen und diesen Ausflug mit einer Hunderunde auf der Ruhrweise in Witten-Herbede zu verbinden? Wer Museen mag, wird sich über "Tour 7" freuen, die ins Neandertalmuseum nebst Wildgehege führt. Und wer hätte geahnt, dass das Felsenmeer Hemer im Sauerland für Mensch und Hund so spannend ist. An der Leine geführt werden müssen die Hunde auf der Wildpferdebahn in Dülmen - hier ist es absolut spannend zu sehen, wie der eigene Hund auf Wildtiere reagiert. Dieses Experiment kann man ebenfalls im Wildtierpark Schmidt eingehen.

Kirsten Schönenborn beschreibt die Hälfte der Touren, die acht anderen Ausflugsziele fasst Kerstin Goldbach zusammen. Sehr lobenswert sind die Einkehrtipps, die die beiden Autorinnen mit aufgenommen haben - schließlich macht es tierisch Spaß, wenn man sich nach und während eines Ausfluges vernünftig stärken kann. Und wer mag, findet zudem Übernachtungsmöglichkeiten fürs Mensch-Hunde-Gespann vor Ort. Die beiden haben einfach an alles gedacht. Mehr Infos unter Bachem Verlag/Vier Pfoten.

Ich liebe die Abwechslung. Für mich war die Recherchearbeit für Kirstens Buch das reinste Vergnügen.

Hetti

Border-Collie-Mix, 12 Jahre

Dahl'sche Leckereien & Büchel's Milchtankstelle

Ebenso wichtig wie die Route ist Pause, die nach ca. 90 Minuten eingelegt wird. Mitten im Nirgendwo hat der sympathische Torsten Dahl eine mobile Kaffeebar "AFFEMIA" eingerichtet, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einem absolutes Kultobjekt entwickelt hat. Der jugendliche, sympathische Mann macht mit Abstand den besten Espresso des ganzen Bergischen Landes, backt hinreißende Crepes und Waffeln - und er weiß, was er tut. 20 Jahre lang hat er in den bestens Häusern der Umgebung gearbeitet und hätte ohne Probleme Karriere in den Sternetempeln machen können. Ein Work-and-travel-Aufenthalt im kanadischen Vancouver jedoch brachte den persönlichen Umschwung. Torsten Dahl arbeitete dort im Hilton und hat hier die "wunderbar offenherzige, liebenswerte und professionelle Arbeitseinstellung" schätzen gelernt. Die Idee, seinen eigenen Ort zu schaffen, nahm Gestalt an, und so fragte er Bauer Peter Büchel, ob er permanent neben dessen "Milchtankstelle" (hier gibt es 24 Stunden lang frische Kuhmilch zum Selberzapfen, Käse und Hühnereier) seine mobile Kaffeebar aufbauen dürfe. Schnell sprach sich das tolle Konzept herum, und so treffen sich immer mehr Radfahrer, Wanderer und Nachbarn, um den herrlichen Blick und die Dahl'schen Leckereien zu genießen.