Dr. Claudia Rade - "Patenhund Bogart"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 21.09.2018

Die Beziehungsgeschichte zwischen Schafpudel Bogart und der Tierärztin Claudia Rade hört sich kompliziert an - ist sie aber nicht.

Einmal in der Woche verbringt die Tierärztin einen Tag in Köln in der Deutschandzentrale von Royal Canin und ist das gesamte Jahr "sehr viel auf Achse", um ihren Job als wissenschaftlicher Trendscout und Networkerin in Sachen Hunde- und Katzenernährung auszufüllen. Sie liebt ihre "Schwarze Mamba", wie die Vielfahrerin frei nach einem Zitat von TV-Legende Harald Schmidt ihre "BahnCard 100" nennt. Darüber hinaus spielt die Erziehung ihrer beiden Töchter für die alleinerziehende Mutter eine nicht zu unterschätzende Rolle. "Einen eigenen Hund, so sehr ich mir auch einen wünsche, könnte ich guten Gewissens nicht tiergerecht betreuen", erklärt Rade.

Wie der Zufall es wollte, suchte Bogarts Frauchen Nanne vor etwas mehr als einem Jahr eine Patin für Ihren Schafpudel Bogart. Die Selbstständige, selbst beruflich sehr eingebunden, wollte ihren geliebten Bogart hin und wieder zur eigenen Entlastung teilen. „Stand up Paddling auf dem Steinhuder Meer macht ohne Bogart einfach mehr Spaß! Eine WinWin Situation für beide Familien. "Anfangs habe ich ab und zu eine Hunderunde mit Bogart gedreht, dann übernachtete dieser bei uns und schon schnell war klar, dass meine Kinder und ich die Patenfamilie für Bogi werden wollten", erzählt Hundefreundin Claudia.

"Ich dachte, ich kann große Hunde!"

Claudia Rade hatte vierzehn Jahre einen großen Hund, kam mit dem sehr gut zurecht und dachte, dass sie ein Händchen für alle Hunde hätte. Bogart ist ein intelligenter, temperamentvoller, aktiver, lauter, ausdauernder und lernwilliger Hund, der ausgeprägtes Hüte- und Territorialverhalten zeigt. "Um akzeptiert zu werden, musste ich anfangs sehr gute Argumente bereit halten", erinnert sich Claudia Rade. "Bewegung, Leckerchen und 100-prozentige Aufmerksamkeit!"
 
„Mangel an konsequentem Verhalten, kann vor allem in der Stadt bei dieser Rasse zu einem anstrengenden Miteinander führen“, weiß Nanne, "da ist gelegentlich auch mal körperlicher Einsatz gefragt.“ Mittlerweile verbringt der Schafpudel durchschnittlich einen kompletten Tag und mindestens eine Nacht pro Woche bei Familie Rade. Schon lange hat er Claudia Rade als "2. Mama" akzeptiert, auch wenn es "eine Weile gedauert hat, bis wir uns so richtig mochten". 

Der typische Hundepatentag mit Claudia und Bogart startet in der Mittagspause mit einer Radrunde. Am späten Vormittag holt Claudia den Hund ab und dreht mit ihm eine ausführliche Runde im Georgengarten. Danach nimmt "Bogi", wie der Schafpudel liebevoll genannt wird, unter dem Schreibtisch Platz, während die Fachtierärztin für Tierernährung ihrem Broterwerb nachgeht. Wenn ihre Kids von der Schule kommen, drehen sie eine Gassirunde, während Rade dann ihren Patenhund abends mit auf ihre Jogging- oder Fahrradtour nimmt.

Ich habe es anfangs meiner zweiten Mama nicht leicht gemacht. Natürlich wollte ich erst einmal zeigen, wer der Chef im Ring ist, doch mittlerweile sind wir ein ganz gutes Team."

Bogart

Schafpudel, 5 Jahre alt

"Für eine Dortmunderin ist Hannover eine sehr schöne Stadt", erzählt Claudia Rade, die für das Tiermedizinstudium an die Leine kam, die Stadt lieben gelernt hat und hier auch nicht mehr weg will.

Küchengarten & Strandleben

Treff- und Startpunkt der Mittagsrunde in Hannover ist der Lindener Marktplatz in einem der angesagten Viertel Hannovers. Im "Centrum" gibt es erst einmal einen guten Espresso, eine Rhabarbersaft-Schorle und einen Schluck Wasser für den Hund. Dienstags und samstags findet hier seit dem Jahr 1833 übrigens der traditionelle Wochenmarkt statt, der zwar schön und groß (ca. 3000 qm), für Hunde jedoch absolut verboten ist.

Durchs heimische Lindenviertel geht es dann schnell zum "Küchengarten", dem ehemaligen Obst- und Gemüsegarten des Adelsgeschlechtes der Welfen. Dann vorbei am Heizkraftwerk Linden und den "Drei warmen Brüdern", wie die hohen Schornsteine genannt werden, an die Ihme. Bogart nimmt in dem 16-Kilometer langen Nebenfluss der Leine erst einmal ein genüssliches Bad, bevor es am "Strandleben", der angesagten Standbar, vorbei in den "Georgengarten" geht, der zusammen mit dem Großen Garten, dem Berggarten und dem Welfengarten zu den Herrenhäuser Gärten gehört. Je nach Zeit und Lust wählen die beiden unterschiedlich lange Wege.

Wenn es zu heiß ist, nehme ich ein Bad in der Ihme. Ab und zu schmeißt sich Claudia in ihre Badeklamotten und schwimmt mit mir eine Runde."

Bogart

Schafpudel, 5 Jahre alt

Ziele in der Zukunft...

Claudia Rade will und wird auch weiterhin in Bewegung bleiben. Einmal in der Woche joggt sie, regelmäßig dreht sie ihre Hunderunden, und auch für neue Sportarten ist sie offen. Eines ihrer Langzeit-Ziele ist es, die 6000 Kilometer lange North-Sea-Cycle-Route mit dem Fahrrad zu fahren. Bereits drei Abschnitte des Nordseeküsten-Radweges hat sie in den letzten drei Sommerferien mit ihren beiden Töchtern - jedoch ohne Bogart - absolviert. "Wenn wir so weitermachen, haben wir in 20 Jahren alle Radwege der sieben Anrainer-Staaten abgeradelt."

Die Frage nach einem eigenen Hund stellt sich immer wieder. "Meine Kinder kommen regelmäßig mit diesem Wunsch auf mich zu, doch gibt es zwei stichhaltige Argumente dagegen", erklärt die Hundefreundin. "Einerseits ist der der Terminkalender der drei Rade-Frauen prall gefüllt, so dass wir eine artgerechte Haltung nicht gewährleistet werden kann. Und darüber hinaus ist die Bindung zu Bogart so eng, dass sie die Patenschaft zu "ihrem Bogi" niemals aufkündigen könnten.

Und daher kann man Bogart und Claudia Rade auch weiterhin regelmäig treffen, wenn die beiden ihre Gassirunden durchs heimische Linden-Viertel und durch die Herrenhäuser Gärten drehen.