Leonard Lansink: "Großes Glück auf Norderney"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 25.05.2021

Hunderunde mit dem Schauspieler und Tierfreund Leonard Lansink

Es scheint, als sei Leonard Lansink, dem schnoddrig wirkenden Schauspieler, die Rolle des Münsteraner Privatdetektivs Georg Wilsberg quasi auf den Leib geschrieben. Ich kann mich noch ganz genau an die ersten Folgen der Serie erinnern, vor allem daran, dass der Protagonist anfänglich noch von Joachim Król gespielt und dann von Lansink übernommen wurde. Ich mochte die Münsteraner Kulisse, vor allem, weil ich Ende des Jahrtausends sowohl tagsüber auf dem bpt-Jahreskongress in der Münsterlandhalle als auch abends in der Münsteraner Altstadt sehr viel Spaß hatte.

Zu dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, dass mehr als die Hälfte der Wilsberg-Szenen in meiner Heimatstadt Köln gedreht wurden und auch heute noch werden. Jahre später erfuhr ich also, dass der Schauspieler quasi Stammgast in meinem Lieblingsrestaurant „Capricorn i Aries“ war – und auch heute noch ist. Vor vier Jahren traute ich mich erstmals, Lansik in einer Drehpause zu fragen, ob ich ihn auf einer Hunderunde begleiten und ihn unterwegs interviewen dürfte. Ich erwartete nicht nur eine schroffe, kurze Antwort, sondern auch diesen vernichtenden Blick á la Wilsberg. Aber nein, der Schauspieler zeigte sich interessiert, gab mir seine Mobilnummer und sagte, ich solle mich melden, wenn ich beim nächsten Mal in Berlin sei. Ich wusste, dass der Mime gemeinsam mit seiner Frau Maren und seinen beiden Hunden, Labrador „Atze“ und Beagle-Mischling „Holly“, im Berliner Stadtteil Friedrichshain wohnte. Die Freude jedoch war nicht von Dauer, denn, obwohl ich regelmäßig in der Hauptstadt weilte und mittlerweile die Nummer des Schauspielers schon auswendig kannte, kam es nicht zu der von mir erwünschten Hunderunde.

Lansik wurde 2019 zum Hundebotschafter

Als ich die berühmte Flinte schon ins Korn schmeißen und meine Runden mit C-, D- oder gar Z-Promis drehen wollte, flatterte eine Pressemeldung des VDH auf meinen Schreibtisch. Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. kürten nämlich jedes Jahr einen Prominenten zum Botschafter des Hundes. „Voraussetzungen“, so formulierte Udo Kopernik, der Pressesprecher des Verbandes, „Voraussetzungen sind ein großes Herz für den besten Freund des Menschen und das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Hund innerhalb der Gesellschaft.“ 2019 also fiel die Wahl auf den Labrador-Liebhaber Leonard Lansink, der das Amt von Schauspieler Martin Armknecht übernahm. Davor waren es: Dr. Christine Theiss (2017), Jessica Kastrop (2016), Bettina Böttinger (2015), Jana Ina Zarrella (2014), Cornelia Poletto (2013), Ralph Herforth (2012), Erol Sander (2011) und Nina Ruge (2010). Bei einem Pressetermin sagte Lansink genau das, was er mir zwei Jahre zuvor auf dem Kölner Dreh verriet. „Morgens geht es direkt erst einmal auf die Wiese. Danach bekommen Atze und Holly etwas Leckeres zu fressen, und ich genieße meinen Kaffee. Zwei Stunden später spazieren Maren und ich gemeinsam durch die Straßen und auch durch die nahe gelegenen Parks. Wenn wir mal nicht in Berlin sind, kümmert sich ein befreundeter Dogwalker um Atze und Holly“, erzählt Lansink, für den seine Hunde ein wichtiger Lebensinhalt sind. In früheren Jahren wäre ich sicherlich sauer geworden und hätte den Schauspieler mit Nichtachtung gestraft – doch als Schütze, der es wissen will, nahm ich noch einmal einen letzten Anlauf. Dieser führte mich dann nicht nach Berlin, wo ich die grünen Ecken Friedrichshain hätte kennenlernen wollen, sondern auf die Nordseeinsel Norderney.

Ok, ich bin als Kölner mit vielen tollen Sachen gesegnet, habe den Dom, den Rhein, nächstes Jahr auch wieder den Karneval – und vor allem einen sehr günstig gelegenen Bahnhof. Zweimal täglich fährt von hier aus die Bahn für einen kleinen Euro nach Norderney. Für die gut 400 Kilometer benötigen Bahn und Fähre sechs Stunden und ein paar Zerquetschte. Diese Dienstfahrt fühlte sich irgendwie wie Urlaub an.

Die erste Hunderunde frühmorgens gefällt mir am allerbesten. Dann bin ich mit Leonard, Holly und Maren ganz allein am Strand."

Atze

Labrador & bester Kumpel von Holly

Wellenbrecher

Leonard Lansink wollte das Nützliche mit dem Schönen verbinden, denn der 68. Fall führte Privatdetektiv Georg Wilsberg aus dessen Filmheimat Münster weg auf die Nordseeinsel Norderney. „Wellenbrecher“, so lautet der Arbeitstitel dieser Folge ist übrigens noch bis zum 9. September 2021 in der ZDF-Mediathek zu sehen. Bereits zum zweiten Mal fahndete der „Schnüffler“ auf der Nordseeinsel - vor vier Jahren entstand bereits mit "Morderney" eine Folge, die vom Publikum – achteinhalb Millionen Zuschauer schalteten damals ein - geliebt wurde. Auch Leonard Lansink gefällt der Ausflug auf die Nordseeinsel sehr, hat er doch die Möglichkeit, seine Frau Maren und die beiden Vierbeiner mit auf die Insel zu nehmen. Zwar wird hart gearbeitet, um den Samstagabendkrimi abzudrehen, doch bleibt der Lansink’schen Kleinfamilie genügend Zeit, die Insel zu erkunden.

„Auch beim zweiten Mal gibt es genügend Ecken, die es zu entdecken gilt“, erklärt der gebürtige Westfale. Jeder Inselbesucher scheint zu wissen, dass Lansink mit der Filmcrew auf Norderney weilt, denn auf den gemeinsamen Hunderunden werden Maren und Leonard Lansink permanent angesprochen, um Autogramme und Selfies gebeten. Maren Muntenbeck kennt das, hilft gerne als Fotografin aus und sagt, dass sie „ja wusste, worauf sie sich eingelassen hat“. Auch die Hunde sind den Starkult gewohnt und warten lässig ab, bis es weitergeht. Lansink scheint das Bad in der Fanmenge zu genießen, doch sagt er, dass er die ruhigen Strandspaziergänge am Morgen mindestens ebenso liebt.

Strand, Wasser, Wind, ein naturtrübes Pils, gut gelaunte Urlauber und viele, viele Hunde bietet die Hunderunde auf der Nordseeinsel Norderney.

Norderney, die zweitgrößte der ostfriesischen Inseln, ist eine Düneninsel, die im Laufe der Zeit durch den von der Meeresströmung angespülten Sand gewachsen ist. Nicht nur wegen der weiten Strände ist die Insel ein wahres Paradies für Hunde. Hier klappt das Miteinander der Inselgäste mit und ohne Vierbeiner, vor allem, weil sich die Hundebesitzer an üblichen Gepflogenheiten halten, die zur Sicherheit im Norderneyer Hundeflyer aufgeführt sind, die jedem Hundehalter in die Hand gedrückt wird. Frühmorgens, wenn es der Drehplan zulässt, genießt er nach dem ersten Kaffee die erste Hunderunde mit seinen beiden Vierbeinern am Weststrand. Die Runde bis zum Weststrand, wo die Tiere frei laufen können, und zurück zum Hotel Seesteg dauert ca. eine Stunde - je nachdem, wie viele Autogramme der beliebte Schauspieler geben "muss". Neben dem "Weststrand" gibt es übrigens auf Norderney mit der „Weißen Düne“ und an der "Oase" zwei weitere ausgewiesene Hundestrände.

Naturtrübes Bier in der Weststrand-Bar

Zur Halbzeit unserer Norderneyer Hunderunde machen wir Pause in der Weststrand-Bar, schließlich „sei es 12 Uhr mittags, er habe Durst und müsse schließlich nicht mehr arbeiten“. Der Schauspieler holt drei Gläser mit dem hellen, untergärigen Pils, das auf der Insel gebraut wird. Und obwohl ich als Kölner wahrlich schon tolles Bier getrunken habe, musste ich neidlos anerkennen, dass ich kein besseres als das Norderneyer Pils an diesen Tag hätte trinken mögen. Außerdem möchte ich sagen, dass das zweite noch deutlich leckerer geschmeckt hat. In der Strandbar erklärt der Hundefreund: „Mir liegt am Herzen, Verständnis für Hunde und ihre Menschen zu erreichen, aber auch Verständnis für hundelose Menschen“. Lansink hatte schon als Kind Kontakt zu Hunden und sich als Jugendlicher am Reitstall begeistert um seinen Patenhund, einen Golden Retriever, kümmerte. Die Erziehung von Hunden ist dem Schauspieler auch wichtig. „Zu Beginn hatten wir eine prima Hundeschule. Nach einer gewissen Zeit hatten wir es aber raus, wie Hunde lernen und haben dann die Erziehung selbst übernommen“, so Lansink.

Von mir aus könnte Leonard ruhig jeden Monat eine Folge Wildberg auf Norderney drehen - aber natürlich nur, wenn ich mit dabei sein dürfte."

Atze

Labrador & bester Kumpel von Holly

"Immer ein Hochgenuss!"

Als ein Kind der 1990er Jahre schwirrt in meinem Kopf stets die Werbung vom Inselschinken herum. In seinen Bann hat mich damals die unvergleichliche Stimme des verstorbenen Schauspielers Wolfgang Völz genommen, den ich als Butler von Graf Yoster und als Stimmgeber für den Lügenbaron Käpt'n Blaubär lieben gelernt habe. Probiert habe ich übrigens den "Original Norderneyer Seeluftschinken" vor und während dieser Reise nie - trotz seines von Herrn Völz so gepriesenen "un-ver-gleich-lichen Geschmacks". Wohl aber lacht mich Lansink am nächsten größeren Bahnhof an – so von der Seite, eben das typische, schräge Wilsberg-Lächeln. „Einer der HörZu zu Hause hat“, lese ich da, mache schnell ein Foto und entschließe mich, diesen Moment mit in meiner Hunderundengeschichte aufzunehmen.

Riesenparty zum 65sten!

Im Januar dieses Jahres feierte der Schauspieler seinen 65sten Geburtstag. Auf die Frage, was er denn besonderes machen würde antwortete er: „Raus mit den Hunden, Kaffee, raus mit meiner Frau und den Hunden, gemütliches Beisammensein zu Hause, raus mit den Hunden, Abendessen, letzte Hunderunde und dann lass’ ich mich feiern.“ Irgendwie kam mir das bekannt vor. Wie auch immer – ich freue mich auf die nächste Hunderunde in Köln, Berlin, Münster oder ....

Andreas Moll