Züchterin Martina Leonhardt - "Beagles sind Rassisten"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 19.08.2015

Viermal im Jahr geht es im Garten der Familie Leonhardt in Bochum zu wie auf einem Kindergeburtstag. Genauso laut, so lebendig, so aufgeregt. Menschenkinder stehen an diesem Tag jedoch nicht im Zentrum des Interesses, sondern ein großer, wuseliger Haufen Beagles. Alle drei Monate lädt Züchterin Martina Leonhardt zum Familienfest, bei dem sich in erster Linie die Hunde nach Herzenslust austoben können, so wie es die Vorfahren bei der Hundejagd in der Meute getan haben. Ein „schwarzes Schaf“ hat sich an diesem Sonntag unter die Feiergemeinde gemischt: Mischling Pepples, Redaktionshund von „Hunderunden.de“, genießt das bunte Treiben sichtlich.

„Vorsicht jedoch ist geboten“, erklärt die Gastgeberin, die seit 2003 die Meutehunde züchtet und nur in gute Hände weitergibt, die sich der Herausforderung, mit einem Beagle zu leben, stellen. „Beagles sind Rassisten und mobben schon mal andere Rassen!“ Der Spaß an der Hundeparty ist jedoch zu groß, dass irgendein anderer Hund ausgegrenzt wird. Die vorwitzigen, neugierigen und verspielten Hunde mit ihren „Flatteröhrchen“ genießen den großen Garten und vor allem das ungezwungene Spiel untereinander. „Beagles sind eigensinnig, verfolgen immer ihr Ziel, mischen sich ein und sind hervorragende Streitschlichter“, weiß die Züchterin zu berichten.

Während alle Hunde erst einmal ordentlich mit Martina Leonhardt spielen und sich von ihr „bemuttern“ lassen, erzählen die Besitzer, wie sie auf den Beagle gekommen sind. Für Martina und Uwe bedeutet Emma (1), der erste Hund überhaupt im Leben der Familie, nachdem die eigenen Kinder groß sind, eine ganz neue Herausforderung. Bei Judith und Dieter war es „Liebe auf den ersten Blick“, als sie im Urlaub auf Sylt zum ersten Mal einen dieser Jagdhunde gesehen haben. „Damals wussten wir aber noch nicht, wie sehr der Jagdtrieb bei diesen Hunden ausgeprägt ist“, erklärt der Hundefreund. Ruth und Helmut lieben das angenehme Wesen der Hunde, haben sich ganz der Beaglewelt hingegeben. Sie gehen u.a. regelmäßig mit Ebony (5) und Cosma (6) (sie ist läufig und kann heute nicht dabei sein) zu den Beagletreffen auf den Frechener Hundeplatz und in großen Gruppen auf von der Landesgruppe Mittelrhein organisierte Wanderungen.

Derweil unterhalten sich die „Eltern“ über Probleme, Erfahrungen und Entwicklungen ihrer Hunde. Doch was macht ein Beagle aus? Klaus und Iris haben ihren eigenen Hund Floyd (5) und mit Gustaf einen Gast-Beagle mitgebracht. Gustaf ist ein von Martina Leonhardt gezogener Rüde, Sohn von Jule und der Vater des H-Wurfs. Iris und Klaus lieben die Lauffreudigkeit der Hunde, das tolle Fell und den „recht anständigen“ Charakter ihres Vierbeiners, „der immer gefordert werden will“. Bettina und Andreas sehen die Welt mittlerweile mit Beagleaugen, so sehr verbunden fühlen sie sich mit ihren beiden Weibchen Ronja (7) und Fiene (5).

Nach dem ersten Toben, bilden alle Besitzer einen Kreis und spannen ein buntes Schwungtuch. Topfschlagen ist angesagt. Hierfür hat die Gastgeberin kleine, für alle Nasen gut riechende mit Frolic und Kaustange verzierte Hundekuchen mit Leberwurst-Füllung gebacken. Einzeln dürfen die Vierbeiner in die Mitte vortreten und nach dem Schlag auf die Schüssel die gebackene Belohnung „befreien“ und verzehren. Hank (1), der junge Rüde von Linda, stellt sich bei dieser Übung schon ganz gut an, lässt sich jedoch beim Verzehr des Leckerlies extrem viel Zeit. Die junge Frau war im Vorjahr mit ihrem zwischenzeitlich gestorbenen Quincy in Bochum auf der Suche nach einem Welpen gewesen. „Hank kam auf den damals schon sehr kranken Quincy zu und kümmerte sich liebevoll um den alten Hund“. Klar, dass Hank schnell den Weg zu ihr fand.

Kein Treffen ohne gemeinsame Runde

An der Leine muss man einen Beagle auf jeden Fall führen, da der Jagdtrieb bei den Tieren sehr ausgeprägt ist. Hat er erst einmal die Fährte eines Kaninchens aufgenommen, gibt es für den Beagle kein Halt mehr. Dann ist es kaum mehr möglich, die Hunde abzurufen. Auf der Lieblingsrunde von Martina Leonhardt geht es trotzdem sehr fröhlich zu – die Tiere fühlen sich in der Meute wohl, vor allem, wenn sie sich bewegen können. Danach gibt’s für die Menschenmägen ein leckeres Stück selbstgebackenen Kuchen oder eine Grillwurst mit ein wenig Salat – jeder hat eine Kleinigkeit fürs Familien-Buffet beigetragen.

Übrigens, die These, dass Beagles andere Hunde mobben, hat sich an diesem Tag nicht bewahrheitet, wohl aber, dass diese Hunde ganz wunderbare, neugierige, fröhliche und bewegungsfreudige Tiere sind.