Zecken-Schutz bei Hund und Katze - Prophylaxe zahlt sich aus

Zecken bei Hunden und Katzen sind ein Dauerthema in der tierärztlichen Praxis. Um Mensch und Tier vor übertragbaren Erkrankungen zu schützen, ist eine effiziente Prophylaxe unerlässlich. Bei den Zecken unterscheidet man zwei Familien: die Lederzecken (Argasidae) und Schildzecken (Ixodidae). In Europa sind Hunde und Katzen ausschließlich von Schildzeckenarten betroffen, vor allem von den Gattungen Ixodes, Dermacentor und Rhipicephalus. Ein Stich der Blutsauger allein ist in der Regel nicht so schlimm, bedeutsam werden Zecken vor allem als Vektoren von Krankheitserregern (engl.: tick-borne diseases) wie Viren, Bakterien und Protozoen, die sie während des Saugaktes über ihren Speichel auf den Wirt übertragen.

In Europa sind über ein Dutzend verschiedene Zeckenspezies verbreitet, davon sind folgende als Vektoren besonders relevant:


Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus): Diese Zeckenart kommt in Deutschland sehr häufig vor. Zu den Erkrankungen, die der Gemeine Holzbock übertragen kann, zählen Borreliose, Anaplasmose oder die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME).
Buntzecke (Dermacentor reticulatus): Ursprünglich zählte Süd- und Südosteuropa zu ihrem Verbreitungsgebiet, inzwischen ist sie jedoch auch in einigen Regionen Deutschlands anzutreffen. Sie kann unter anderem Babesiose beim Hund übertragen.
Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus): Überwiegend im Mittelmeerraum beheimatet, hat diese Zecke vor allem große Bedeutung als Überträger der Ehrlichiose und Babesiose des Hundes sowie der Rickettsiose.

Die meisten Zeckenarten sind wenig wirtsspezifisch. Sie nutzen neben Hund und Katze auch viele andere Tiere sowie den Menschen als Wirt. Rhipicephalus sanguineus dagegen kommt meist nur bei Caniden vor.

Zecken haebn ganzjährig Saison!

Im Allgemeinen sind Zecken vom Frühling bis zum Herbst besonders aktiv, doch können sie in Mitteleuropa mit den milden Wintern bei Temperaturen über sieben Grad auch ganzjährig aktiv bleiben. In Berlin und Umgebung war etwa die regional auftretende Buntzecke in kalten Wintermonaten sogar deutlich häufiger anzutreffen als im Hochsommer. Ebenfalls ganzjährig Saison hat die Braune Hundezecke im europäischen Süden, doch wenn sie sich zum Beispiel mit ihrem Wirt in Innenräumen aufhält, gelingt es ihr auch nördlich der Alpen, ihren Lebenszyklus abzuschließen.

Wo sich Zecken gern verstecken: Grundsätzlich können sich Zecken an allen Stellen des Wirtskörpers festsaugen, doch bevorzugen sie nicht oder nur leicht behaarte Hautregionen sowie Stellen, an denen die Haut dünn ist, zum Beispiel Hautfalten. Bei der Zeckenkontrolle verdienen besonderes Augenmerk.

Kopf (Bereich um die Augen, Lefzen, Ohren samt einsehbarem Gehörgang)
Axillar- und Inguinalbereich
Zwischenzehenspalt
Perianalbereich

Gerade vollgesogene, weibliche Zecken sind oft leicht zu entdecken, vor allem wenn sie sich an dünnbehaarten Hautzonen befinden. In dichtem Fell fallen sie jedoch weniger leicht auf. Insbesondere die kleinen Zeckenlarven und Nymphen, aber auch Zecken, die erst wenig Blut aufgenommen haben, werden schnell übersehen. Manchmal fallen auch entzündete Hautveränderungen auf – sie können aufgrund der angehefteten Zecke entstehen aber auch wenn Reste des Mundwerkzeugs in der Haut verblieben sind. Es kann jedoch auch passieren, dass erst Krankheitssymptome als Folge der Erregerübertragung den Verdacht auf einen Zeckenbefall aufkommen lassen. Diese sind häufig unspezifisch (z. B. Fieber, Abgeschlagenheit), daher sollte immer auch ein Zeckenbefall mit in die diagnostischen Überlegungen einbezogen werden. Weitere Herausforderung: Zecken können auch mehrere Erreger beherbergen, sodass sich verschiedene Krankheitszeichen überlagern.

Tiere, an denen eine Zecke gefunden und entfernt wurde, sollten anschließend stets mit einem zugelassenen Akarizid behandelt werden. Dadurch lassen sich auch Zecken, die eventuell nicht entdeckt wurden, einschließlich Larven oder Nymphen, bekämpfen.

Durch Zecken übertragene Erreger können schwere, zum Teil tödliche Erkrankungen verursachen. Eine gute Prophylaxe und stete Kontrolle auf einen Zeckenbefall sind daher für die Gesundheit von Tier und Mensch von großer Bedeutung."

Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, 1. Vorsitzender von ESCCAP Deutschland e.V.

Tipp für Ihre Patientenbesitzer: Zecken sofort und richtig entfernen

Sobald Tierhalter eine Zecke entdecken, sollte sie unverzüglich, vollständig und sachgerecht entfernt werden, zum Beispiel mit einer Zeckenzange. Beim Entfernen ist es sehr wichtig, ...

• die Zecke dicht über der Haut fassen
• den Körper der Zecke nicht quetschen
gleichmäßig ziehen, nicht drehen
• langsam ziehen, nicht reißen
gerade von der Stichstelle wegziehen.

Anschließend die Zecke sorgfältig entsorgen, damit sie keinen neuen Wirt befallen kann. Um ihr wirklich den Garaus zu machen, kann man sie verbrennen, mit einem Gegenstand zerquetschen oder sie in Alkohol (mind. 40 %) legen.
 In der Tierarztpraxis kann man sie alternativ in einem formalingefüllten Behältnis sammeln und dieses von Zeit zu Zeit entsorgen.

Prophylaxe und Bekämpfung

Wie sich ein Tier am besten vor Zecken schützen lässt, hängt in erster Linie von seinem Infestationsrisiko ab, also von seinem Lebensraum, der Prävalenz der Zeckenarten sowie der Haltungsform (z. B. Wohnungskatze oder Freigänger, Anzahl der im Haushalt lebenden Tiere, Tierheim etc.) sowie vom Risiko für vektorübertragene Erkrankungen. Generell sind folgende Maßnahmen zur Prophylaxe empfehlenswert:

• prophylaktische Maßnahmen über die gesamte Zeckensaison
• bei minimalem Infestationsrisiko: regelmäßige Kontrolle, etwa tägliches Absuchen
• bei moderatem Risiko: Behandlung mit einem zugelassenen Akarizid während der gesamten aktiven Zeckenzeit
• bei hohem Risiko: ganzjährige Anwendung eines Akarizids
CAVE: Bei Katzen dürfen permethrinhaltige Akarizide auf keinen Fall angewendet werden

Detaillierte Informationen und Empfehlung des europäischen Expertenrats ESCCAP unter www.esccap.de.


Autoren dieses Beitrages

Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Dir. Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU Berlin und 1. Vorsitzender von ESCCAP Deutschland e.V.

Pascale Huber, Tierärztin und Chefredakteurin vetproduction GmbH, Köln