Nur eine Blasenentzündung oder doch ein Tumor? – Klarheit durch genetischen Test
Sowohl eine Blasenentzündung als auch gut- oder bösartige Tumoren der Harnblase können beim Hund zu ähnlichen klinischen Symptomen führen, wie zum Beispiel zu blutigem Urin, Harnabsatzproblemen oder Inkontinenz. Nach der allgemeinen und speziellen klinischen Untersuchung kann die Harnblase mittels Ultraschall genauer angeschaut werden, um mögliche Tumoren zu identizieren. Zur weiteren Diagnostik kann je nach Lage des Falles eine Laboruntersuchung des Urins auf das Vorhandensein von Bakterien, Kristallen oder Tumorzellen notwendig sein.
Bösartige Tumoren der Harnblase können durch Veränderungen des Erbgutes (Mutationen) bedingt sein, die durch unterschiedlichste Faktoren ausgelöst werden. Beim Hund wurde unlängst eine solche Mutation in dem häufigsten bösartigen Tumor der Harnblase, dem Übergangszellkarzinom (ÜZCa), identifiziert, das vor allem bei Terrierrassen gehäuft auftritt. Das betroffene Gen wird als BRAF-Gen bezeichnet. Eine Mutation des BRAF-Gens ist von verschiedenen Tumoren des Menschen bereits bekannt, kommt beim Hund aber überwiegend beim ÜZCa vor. Interessanterweise zeigen gutartige Polypen oder andere Tumore der Harnblase des Hundes diese Mutation nicht.
Neuer molekulargenetischer Test
LABOKLIN bietet seit dem Sommer 2018 nun einen neuen molekulargenetischen Test an, der auf dem Nachweis der BRAF-Mutation in den eingesandten Zellen beruht. In einer gerade erschienenen Studie aus einem Gemeinschaftsprojekt von LABOKLIN mit der AniCura Tierärztlichen Klink Bielefeld wurde diese BRAF Mutation bei ca. 70% der Hunde mit einem ÜZCa gefunden – nicht aber bei Hunden mit anderen Harnblasenerkrankungen (Aupperle-Lellbach et al. 2018, Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2018). Somit ist das positive Ergebnis mit einer Spezifität von 100 % als beweisend anzusehen. Untersuchungen zur prognostischen und therapeutischen Relevanz des Mutationsnachweises laufen und werden voraussichtlich 2019 vorgestellt.
Grundsätzlich muss jedoch beachtet werden, dass nur der positive Nachweis der BRAF-Mutation in den Tumorzellen Aussagekraft besitzt. Fehlt die BRAF-Mutation im eingesandten Material, ist der Tumor entweder nicht durch diese Mutation verursacht (ca. 30 %), oder es sind keine mutierten Zellen in der Probe vorhanden, oder es liegt tatsächlich kein Übergangszellkarzinom vor.
LABOKLIN bietet seit dem Sommer 2018 nun einen neuen molekulargenetischen Test an, der auf dem Nachweis der BRAF-Mutation in den eingesandten Zellen beruht."
Die Methode ist daher vor allem sinnvoll, wenn andere Verfahren keine eindeutige Diagnose liefern oder nur Urin für die Untersuchung zur Verfügung steht. Der Vorteil für den Patienten ist, dass zunächst Urin(sediment) untersucht werden kann, ohne dass ein invasives Verfahren wie eine Ansaug- oder Exzisionsbiopsie nötig ist. Eine spätere Ultraschalluntersuchung oder eine Endoskopie ist dann aber sowohl bei einem positiven als auch bei einem negativen molekulargenetischen Ergebnis notwendig, um im positiven Fall den Tumor genauer zu charakterisieren bzw. einen falsch negativen Befund auszuschließen.
Eine präzise und frühzeitige Diagnose mit einer Unterscheidung von Entzündung und Tumor ist wichtig, um rasch die optimale Therapie für den Hund einzuleiten. Einen ausführlichen Überblick über die klinische Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms des Hundes gibt die Publikation von Dr. Dr. Peter Pantke (Anicura Tierärztliche Klinik Bielefeld), die dieses Jahr erschienen ist (Kleintierpraxis 63, Heft 2, 76-92).