Bester HUND von WELT #19: Das Rudel von der Ostseeküste

Portrait Dr. Ina Rheker
von Dr. Ina Rheker – 09.07.2019

Auf die Frage “Wer ist der beste Hund von Welt?” gibt es für einen echten Hundefan natürlich nur eine Antwort: “Meiner!!!” Aber was ist, wenn Du in der glücklichen Lage bist, mit mehreren Hunden zu leben? Ist dann nur einer der beste Hund von Welt?

Natürlich ist für mich jeder meiner Hunde auf seine Weise der beste Hund von Welt!

Angefangen bei der klugen Schnauzerdame Sira, die ihr Rudel mit einer solchen Souveranität führt, dass sie sicher vielen menschlichen Führungspersonen gut als Vorbild dienen könnte. Sira liebt das Meer und ausgelassenes Toben am Strand. Allein ihre Geschichten könnten ganze Bücher füllen...

Die unzertrennlichen Brüder Sandro & Toto zaubern als wahre Sonnenscheinchen jedem, dem sie begegnen, ein Lächeln ins Gesicht. Sie verbreiten einfach uneingeschränkt Spaß und Freude. Besonders gerne spielen sie am Strand mit einer Gruppe Kinder, aber auch mit ausgedehnten Spaziergängen durch Feld und Wald können wir sie begeistern.

Der vor unserer Türe ausgesetzte Findus hatte im Anfang neben heftigen Arthroseschmerzen große Probleme, sich auch nur halbwegs familientauglich zu benehmen. Zudem war er so eifersüchtig, dass er meine Schnauzis jedes Mal heftig attackiert hat, wenn sie in seiner Gegenwart zu mir kamen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um als Familienmitglied bei uns zu bleiben! Eigentlich wollte ich Findus nur so weit stabilisieren, dass er in gute Hände vermittelt werden könnte. Doch in jeder Situation, in der sich jemand für ihn interessierte, hat sich Findus derart unmöglich benommen, dass er garantiert nicht mitgenommen werden würde. Gleichzeitig hat er sich immer besser ins Rudel und in die Familie eingefügt. Heute möchten wir Findus nicht mehr missen. Er hat nach ein paar Behandlungen in der Anfangszeit mit seiner Arthrose schon seit langem keine Beschwerden mehr, freut sich immer, wenn er mich begleiten kann und nimmt seine aktuelle Aufgabe als Kindergärtner für den neuesten hündischen Familienzuwachs Amelia mit Feuereifer wahr.

Die kleine Bordeauxdogge Amelia sollte ich eigentlich im zarten Alter von eineinhalb Tagen wegen einer Hasenscharte (Lippen – Kiefer - Gaumen- Spalte) einschläfern. Da sich das kleine Bündel aber auf meinem Tisch so quirlig bewegte und auch ordentlich an meinem Finger zu saugen versuchte, brachte ich das nicht übers Herz. Die Züchterin sah sich mit der Aufzucht völlig überfordert, so dass die Kleine erst mal als Flaschenkind hier blieb. Von nun an hieß es also – neben dem normalen Alltagswahnsinn - Tag und Nacht alle zwei Stunden Fläschchen machen und die Kleine irgendwie zum trinken animieren. Da Amelia auch Wirbelsäulenprobleme hatte, musste sie zudem mehrfach täglich behandelt werden, um diese Blockaden zu lösen. Nach wenigen Tagen war ich komplett gar, aber Amelia trank endlich besser und fing an sich gut zu entwickeln. Da die Kapazitäten unserer privaten Tierauffangstation inzwischen erschöpft sind, war klar, dass wir Amelia “nur” aufpäppeln und dass sie in ein gutes neues Zuhause geht, sobald sie alleine trinken kann. So viel zum Plan... Nach einigen Höhen und Tiefen war sie mit fünf Wochen so weit stabil, dass wir sie hätten abgeben können. Gar nicht so einfach, ein geeignetes Zuhause mit guten Startbedingungen für so einen kleinen Wurm zu finden. Die einzigen geeigneten Interessenten haben bei der Übergabe dann doch noch einen Rückzieher gemacht wegen der nicht absehbaren Entwicklung der Hasenscharte. Ok, dann bleibt sie eben noch etwas länger...

Das fehlende Spiel mit Mama und Geschwistern konnte Amelia mit den ausgelassenen Jungs, allen voran Findus, prima kompensieren, und Sira übernahm die Erziehung als Ziehmutter. So konnte Amelia noch ein paar unbeschwerte Wochen bei uns verbringen. Sie war von Anfang an sehr lieb und gelehrig, aber auch sehr neugierig und hat schnell mit allen Tieren auf dem Hof Freundschaft geschlossen. Ihr absoluter Liebling war und ist unser Pony Mücke – das liegt wohl an der gleichen Farbe. Da ich gerade im Endspurt an meinem Welpenratgeber “Top- Start für Welpen” schreibe, konnte ich die Gelegenheit nutzen, viele dort beschriebene Situationen und Übungen mit der süßen kleinen Amelia zu fotografieren und diese noch mit einzubringen. Und wir alle hatten einfach wahnsinnig viel Spaß und Freude mit Amelia. Somit waren die Zusatzwochen im Nachhinein eigentlich ein Glücksfall für uns alle. Mit acht Wochen wurde Amelia dann von einem Tierfreund abgeholt, der sich in die Kleine verliebt hatte. Leider wurden dort einige wesentliche Absprachen nicht umgesetzt. Amelia sah auf den Bildern täglich trauriger aus, so dass ich sie nach einer Woche mit wehenden Fahnen wieder nach Hause geholt habe. Ihre leuchtenden Augen, als ich das Auto hier auf dem Hof aufgemacht habe und sie zuhause aussteigen konnte, waren diesen Aufwand allemal wert! Und die unerfreulichen Veränderungen nach diesen wenigen Tagen, wie z.B. Angst vor fremden Hunden, haben mir mal wieder vor Augen geführt wie intensiv sich Erfahrungen in der Sozialisierungsphase auswirken und wie schnell man – auch unbeabsichtigt – Schaden an einer kleinen Welpenseele anrichten kann.

Glücklicherweise wirken positive Erfahrungen in dieser Zeit ebenso intensiv und können ein gutes Polster für den zukünftigen Alltag bilden. Inzwischen hat sich Amelia gut von ihrem Ausflug und den dortigen Erlebnissen erholt und ist wieder der unbeschwerte, fröhliche, inzwischen gar nicht mehr so kleine Hund, dem alle Herzen zufliegen, egal wo sie mit uns erscheint.

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