Bettina Bumb: "Ohne Training, Konsequenz, Ruhe und Geduld geht nichts!"

So war es auch bei meiner Kundin Petra, mit einer kleinen Beagle Dame namens Amy, die sie sich mit neun Wochen ins Haus holte. „Bitte rufen Sie mich mal zurück, meine Beagle Hündin hört nicht und macht einfach, was sie will!“ Daraufhin vereinbarten wir einen ersten Termin bei ihr zu Hause.

Im ersten Telefongespräch erzählte mir die Hundebesitzerin, dass sie einen schweren Unfall hatte und seitdem berufsunfähig ist und nur eingeschränkt gehen kann. Gerade in solchen Fällen ist es wichtiger denn je, individuell und alltagsnah ein Training gemeinsam zu erarbeiten. Das war einer der Gründe, was mich an der DOGS-Philosophie so fasziniert hat.

Individuelles Training - je nach Mensch-Hund-Team

Drei Wochen später stand ich bei der Kundin vor der Haustür, klingelte und war gespannt. Ich muss zugeben, dass ich eine Affinität zu eigenständigen Hunden (Podenco), Meutejäger (Beagles), Solitärjäger (Jack Russel, Dackel) und Jagdhunden habe. Die Kundin öffnete mir die Tür, ohne dass die kleine Beagle-Dame bellte. Wir setzten uns, und Amy sprang gleich auf die Couch, um sich zwischen uns zu drängeln.

Meine wichtigste Frage lautet stets: „Was wünschen Sie sich denn, bzw. welches ist ihr größtes Problem?“ Die Kundin Petra antwortete: „Ich wünsche mir, dass meine Amy zuverlässig kommt, wenn ich sie rufe und dass sie sich beim Spaziergang an mir orientiert und nicht jagen geht“. Bei einem Beagle ist das keine leichte Aufgabe, da gerade diese Rasse gezüchtet wurde, um selbstständig Hasenspuren zu verfolgen. Hinzu kommt im Moment noch, dass Amy gerade in einem Alter war, wo Hunde nicht so aufnahmefähig sind, weil ihr Körper einfach mit Zahnwechsel und Pubertät so beschäftigt ist, wie das bei Amy mit sechs Monaten der Fall war. In der Zeit ist weniger Training, dann oft mehr.

Sie erzählte mir, dass sie viel Zeit, Geduld und Ruhe hat und auch dreimal täglich mit der Hündin spazieren geht - jedoch klebt Amy nur mit der Nase am Boden und schaut ihre Besitzerin auch nicht an. Reize wie Wildspuren, Urin und Kot von anderen Hunden jedoch sind gerade jetzt megaspannend für Amy, da sie mitten in der Pubertät ist und hier die vererbten Anlagen, wie Jagen, Hüten oder auch Bewachen mit der Geschlechtsreife auch eintreten. Dosiert würden wir mit dem Training im Haus erst einmal ohne Ablenkung starten.

Ich helfe Menschen, dass sie ihre Hunde besser verstehen und zeigen ihnen ihren Weg, dass sie mit Freude ihr Leben im Alltag gemeinsam stressfreier, entspannt, gesund und aktiv erleben können. Das wichtigste im Umgang mit Hunden ist Klarheit, Konsequenz, Ruhe, Geduld und seinen Hund mit Herz zu verstehen. Dann habe ich die richtigen Voraussetzungen, dass ein Training mit Mensch & Hund erfolgreich wird.

Bettina Bumb, DOGS-Trainerin seit Februar 2013

Erste Trainingsaufgaben

Sie bekam als erste Trainingsaufgabe, ihre Hündin konsequent auf ihre Decke zu schicken und jedes Signal aufzulösen, damit der Hund hier keine eigenen Entscheidungen mehr trifft. Zweite Trainingsaufgabe war, dass sie mit Amy trainiert, sie anzuschauen und dies auch mit einem Leckerli zu belohnen. Wenn das gut funktioniert, kann sie Amy auch nach Keksen und Leckerli suchen lassen. Und weil Amy von Anfang an gerne Sachen rumgetragen hat, sollte sie mit ihrem Hund ein Apportiertraining durchführen. Nachdem ich Petra erklärte, wie sie die einzelnen Punkte trainieren sollte, vereinbarten wir einen nächsten Termin vier Wochen später.

Weil Amy gerne ihre Beute für sich versteckt, sollte sie das Training mit Schleppleine und Geschirr durchführen, damit Amy ihr den Apportiergegenstand auch bringt und nicht mehr verstecken kann. Das war nämlich eine ihrer Leidenschaften. Als 1.Hilfe-Maßnahme bleibt Amy draußen an der Schleppleine, damit sie keinen Jagderfolg hat. Denn selbst, wenn Amy bereits Spuren von Hasen verfolgt, ist das leider selbstbelohnend.

Kontrolle und nächste Schritte 

Nach vier Wochen erzählte mir die Kundin ganz stolz, dass Amy mittlerweile so gut apportiert, dass sie keine Schleppleine mehr benötigt. Auch bei den anderen Aufgaben, machen die beiden Fortschritte. Amy ließ sich problemlos auf ihren Platz schicken, und dort blieb sie auch für eine Weile liegen. Als sie mir die Fortschritte beim Apportieren zeigen wollte, "streikte" Amy jedoch und wollte den Futterbeutel nicht bringen. Als Folge musste "der kleine Dickkopf" wieder mit Schleppleine trainieren - verbunden mit einer zusätzlichen Trainingsaufgabe. Amys Besitzerin sollte jetzt beim Rückruf ein Pfeifsignal aufbauen. Wir konditionierten Amy auf die Pfeife. Sie bekam die Anweisung, dies auch nur im Haus zu trainieren, denn Amy stand damals vor ihrer ersten Läufigkeit. Also besprachen wir, dass wir hier schauen, wie die Läufigkeit von Amy verläuft, und dass wir jetzt eher eine Pause einlegen.

Parallel zum Einzeltraining nahm Petra dann auch am Junghundetraining teil. Die beiden waren echt fleißig, und ich konnte sehen, wie aus den beiden langsam ein tolles Mensch-Hund-Team wurde. Amy wurde tatsächlich zu Petras "Physio-Therapeutin", denn durch die gemeinsame Bewegung machte sie gute Fortschritte und hatte nicht mehr so viele Schwierigkeiten beim Gehen. Petra lernte darüber hinaus, Amys Körpersprache zu lesen und merkte, wann sie sich verselbständigte und die Gefahr bestand, dass sie jagen geht.

FAZIT

Petra hat verstanden, dass es leider nicht ausreicht, nur das Thema "Rückruf" zu trainieren. Es gibt eben noch einige andere wichtige Punkte, die sie im Alltag beachten muss: Konsequenz im Alltag, Verhinderung des Jagens, körperliche Auslastung von Amy, Alternativverhalten (z. B. Mantrailing), Impulskontrolle (bewegende Reize auszuhalten). Auch hatte sie gelernt, dass man einen Jagdtrieb nicht abzugewöhnen kann, ihn jedoch in kontrollierte Bahnen lenken. So haben die beiden mittlerweile viel Freude und Spaß am Training und in ihrem Leben.

Petra und Amy sind ein Paradebeispiel, wie es möglich ist, einen jagdlichen Hund unter Kontrolle zu bekommen. Sie ist konsequent im Alltag und gibt ihrer Beaglehündin die nötige Beschäftigung. Sie trainiert einmal die Woche mit Amy bei mir Mantrailing (verfolgen von Menschenspuren) und hat das ein oder andere Praxisseminar absolviert. Petra kann Amy mittlerweile in Gebieten, wo es nicht so viel Wild gibt, ohne Leine laufen lassen. Außerdem läuft Amy nicht permanent mit der Nase am Boden. An diesem Mensch-Hund-Team zeigt es sich wieder, dass es ein wenig dauert, bis beide zu einem Team zusammenwachsen. Mein Tipp, wenn Sie die ersten zwei bis drei Jahre mit Konsequenz, Ruhe und Geduld und Herz trainieren, dann werden Sie viel Freude gemeinsam haben.

Seminare zum Thema von Bettina und Andreas Bumb