Raphael Witte - "RUHMservice wird mit U & H geschrieben!"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 18.09.2022

Den letzten sonnigen Spätsommertag nutzt Raphael Witte, um mit seinem persischen Windhund eine Runde durch den "Birgeler Urwald" zu gehen. Während am Wochenende diese durch das Deutsche Wanderinstitut zertifizierte Hunderunde äußerst gut besucht ist, begegnet man in der Woche so gut wie keinem Menschen. Diese Ruhe schätzt Witte sehr, der ansonsten als gefragter Berater, Referent und Autor in der Veterinärszene sehr viel unterwegs ist. Wenn er Tierarztpraxen und -kliniken besucht, "um sie noch erfolgreicher zu machen", kommt seine schnelle Auffassungsgabe und vor allem sein Kommunikationstalent zutage. Er legt den Finger in die Wunden, deckt Probleme in den Abläufen innerhalb der Praxis auf und erarbeitet im Team neue Prozesse, die das Arbeiten leichter und effektiver machen.

Kenai, der ca. 13 Jahre alte persische Windhund, fühlt sich sichtlich wohl auf dem Spaziergang. Der Rüde, der sich laut Witte durch eine "gepflegte Ignoranz" auszeichnet, liebt den Rundweg "Birgeler Urwald", der nur einen Steinwurf von Wittes Haus entfernt liegt. Das Deutsche Wanderinstitut hat diese Hunderunde, die teils über schmale Waldpfade und unter umgestürzten Baumstämmen hindurchführt, zertifiziert und als "Premiumwanderweg" ausgezeichnet. Hier kommt der Berater schnell zur Ruhe und lässt oft auch sein Mobiltelefon zu Hause, um total abschalten und die Seele baumeln lassen zu können. Zu Kenai kam Witte "wie die Jungfrau zum Kinde", als ihm eine Tierärztliche Fachangestellte (TFA) auf dem Bielefelder Kleintierkongress den Saluki-Rüden mit der Ansage in die Hand drückte, dass der Hund ein neues Zuhause suche. Witte war schockverliebt und musste nicht lange überlegen und nahm den schönen Hund zu sich.

Erfahrungen gesammelt für mindestens drei Leben!

Witte blickt auf eine abwechslungsreiche berufliche Karriere zurück und sagt, dass das, was er bisher alles erlebt hat, drei Leben locker füllen könnte. Um sein Studium am Institut für Radioastronomie im Forschungszentrum in Jülich zu finanzieren, arbeitete er in einem landwirtschaftlichen Demeter-Betrieb, lernte u.a. Trecker und Mähdrescher zu fahren und Kühe zu melken. Parallel baute er ein kleines Unternehmen im Bereich Landschaftsbau mit einigen Angestellten auf, hat Bäume gefällt, Dächer begrünt, Gärten angelegt und gepflegt. Als diese Arbeit körperlich ihren Tribut kostete, verkaufte er das Unternehmen, um sich auf einem Bauernhof in der Eifel niederzulassen und Schafe zu züchten.

Das nötige Kleingeld verdiente er in der um die Jahrhundertwende boomenden Mobilfunkbranche, wo er ein Verkaufsteam leitete und selbst durchschnittlich 120 Kund:innen täglich am Telefon betreute. Der Sprung in die Veterinärmedizin startete mit einem Engagement bei Pfizer (heute: Zoetis), wo der studierte Agraringenieur im Außendienst etliche Tierarztpraxen und -kliniken besuchte und schnell erkannte, wie Tierärzt:innen denken und arbeiten. Mit Begeisterung und einer Prise Ehrgeiz schaffte es Witte stets, zu den erfolgreichsten Beratern im Außendienst des Karlsruher Unternehmens zu sein.

2008 dann bewarb er sich intern auf eine Stelle für eine neu zu gründende europäische Gruppe unter dem Pfizer-Dach, die Tierarztpraxen unternehmerisch beraten sollte. Er erhielt die Zusage und flog nach Amerika, wo er mit den anderen 15 Kolleg:innen an der Purdue University in Indiana intensiv auf seine zukünftige Aufgabe vorbereitet und geschult wurde. 2009 wurde dieser Service dann in Deutschland gelauncht. Nach über zehn Jahren in dem amerikanischen Großkonzern entschied sich Witte einen neuen Wege einzuschlagen und sich auf das Parkett der Selbständigkeit zu wagen.

"Ich mach' mein Ding - egal, was die and'ren labern!"

Der Rest ist schnell erzählt: Witte hörte damals zum x-ten Mal den Lindenberg-Song "Mein Ding", der ihm Mut für seine künftigen Schritte machte. "Ich mach' mein Ding, egal, was die ander'n labern" heißt es da, "und Roomservice wird mit U & H geschrieben". An das Lied angelehnt, nannte er seine Consulting-Agentur "RUHMservice" und startete am 15. Oktober 2010 mit einer großen Anzeige in der VET IMPULSE, in der er Erinnerungskarten mit Motiven des mittlerweile verstorbenen Cartoonisten Uli Stein bewarb. Das Konzept ging auf, und zwar von Beginn an - die Tierärzt:innen nahmen die Beratungsleistungen von Anfang an gut an.

Raphael ist schon sehr viel unterwegs - für mich ein bisschen zuviel. Ich hätte nichts dagegen, wenn er sich mehr Zeit für mich nehmen würde!"

Kenai

Saluki, 13 Jahre alt

2008 dann bewarb er sich intern auf eine Stelle für eine neu zu gründende europäische Gruppe unter dem Pfizer-Dach, die Tierarztpraxen unternehmerisch beraten sollte. Er wurde engagiert, wurde nach Amerika geflogen, wo er mit den anderen 15 Kolleg:innen an der Purdue University in Indiana intensiv auf seine zukünftige Aufgabe vorbereitet und geschult wurde. 2009 wurde dieser Service dann in Deutschland gelauncht und anfänglich auch ganz gut angenommen, doch konnte das Konzept nicht nach den Vorstellungen des Konzerns monetarisiert werden. Proaktiv nutzte Witte die Gunst der Stunde, reichte seine Kündigung ein, gab seinen lieb gewonnenen Dienstwagen zurück und wagte sich auf das zunächst unsichere Parkett der Selbstständigkeit.

"Ich mach' mein Ding - egal, was die and'ren labern!"

Der Rest ist schnell erzählt: Witte hörte damals zum x-ten Mal den Lindenberg-Song "Mein Ding", der ihm Mut für seine künftigen Schritte machte. "Ich mach' mein Ding, egal, was die ander'n labern" heißt es da, "und Roomservice wird mit U & H geschrieben". An das Lied angelehnt, nannte er seine Consulting-Agentur "RUHMSERVICE" und startete am 15. Oktober 2010 mit einer großen Anzeige in der VET IMPULSE, in der er Erinnerungskarten mit Motiven des mittlerweile verstorbenen Cartoonisten Uli Stein bewarb. Das Konzept ging auf, und zwar von Beginn an - die Tierärzt:innen schienen auf Witte und seine Beratungen zu warten.

Raphael und ich sind ein gutes Team. Früher sind wir gemeinsam mit dem Longboard unterwegs gewesen, doch muss ich mir heutzutage die Kräfte sehr gut einteilen!"

Kenai

Saluki, 13 Jahre alt

Fluch und Segen zugleich

Doch was macht den Berater aus? Raphael Witte bemerkt sofort, wo etwas nicht stimmt, wo die Kundenorientierung fehlt oder sich eine Praxis unter Wert verkauft. "Beruflich sind diese Eigenschaften für die von mir beratenen Praxis, die sich weiterentwickeln wollen, sicherlich von Vorteil, persönlich jedoch würde ich gerne manche Sachen einfach nicht wahrnehmen oder darüber hinwegsehen können", erklärt der Rheinländer.

Die Aktivitäten von Wittes RUHMservice sind vielfältig: die Basis bilden die Praxisberatungen und die Coachings für Tierärzt:innen. Seit nun 22 Jahren hat der Vet-Netzwerker über 1000 Tierarztpraxen von innen gesehen und mit 22.000 Tierärzt:innen und TFA gesprochen. Darüber hinaus übernimmt er regelmäßig Projekte für Industrieunternehmen der Veterinärbranche. Seit sieben Jahren ist Witte auch als Referent bei den Berliner Fortbildungen zum Thema Praxismanagement aktiv.

Sein aktuelles Lieblingsprojekt ist der RUHMservice-Shop, mit über 250 Produkten und für das Management und Marketing von Tierarztpraxen. „Die Tools wurden zum überwiegenden Teil aus den Erfahrungen der Praxisberatungen heraus entwickelt. Alle Medien sind sofort anwendungsbereit. Das erspart dem Praxisteam viel Zeit – damit sich alle auf das Wesentliche konzentrieren können.", erklärt Witte, der außerdem darauf hinweist, dass er seinen Kund:innen zudem auch erklärt, wie die Kommunikationswerkzeuge im täglichen Ablauf optimal eingesetzt werden. "Ein Teil meiner Leistung ist ja nicht nur die Information, sondern vor allem auch die Transformation. Schließlich wollen wir sicherstellen, dass am Ende die gewünschten Ergebnisse erzielt werden", fasst Witte zusammen.

GOT

Erfolgreich kommuniziert werden sollte nach Wittes Meinung auch die neue Gebührenordnung und die damit einhergehenden höheren Preise, die auf die Tierhalter:innen ab Ende Vovember zukommen. Auf seiner Website hat der Berater einen GOT-Countdown installiert, der den Tierärzt:innen vor Augen führt, dass die neue Gebührenordnung am dem 22. November 2022 in Kraft tritt und die Zeit zur strategischen Vorbereitung genutzt werden soll. Mit über eintausend Einzelleistungen ist die neue GOT die umfassendste Änderung der tierärztlichen Abrechnungsgrundlage. Um unnötige und lange Gespräche an der Anmeldung zu vermeiden, steht den Tierarztpraxen im RUHMservice-Shop ein GOT Kommunikations-Set mit aufeinander abgestimmten Medien zur aktiven Kommunikation der GOT 2022 zur Verfügung. Alle Medien werden dabei stets im Design der Praxis individuell gestaltet.

Mit sichtlicher Begeisetrung erklärt Raphael Witte am Ende der Hunderunde, dass viele Tierärzt:innen bereits diese Tools bestellt hätten und ist sich sicher, dass diese Materialien die befürchteten Diskussionen ums liebe Geld minimieren, die Praxisarbeit deutlich erleichtern werden und letztlich mehr Zeit für die tierischen Patienten bleibt.

Andreas Moll