Comedian Markus Barth - "Bärbel, Benny & 20.000 Reiseleiter"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 12.01.2019

Der 70-jährige Taxifahrer, der mich und meinen Hund "Pepples" zur verabredeten Hunderunde mit dem Stand-Up-Comedian und Autor Markus Barth bringt, wird schlagartig nervös, als er erfährt, wen ich am "Haus am See" treffen würde. "Vor diesen Komikern kann ich nur eindringlich warnen!" Dann erzählt er in herrlich-breitem Kölsch, dass er vor etlichen Jahren mal Ingolf Lück chauffiert habe, der sich "wegen eines einzigen Hundehaares" lautstark beschwerte. Der Taxifahrer beendete die Situation mehr oder weniger elegant mit den Worten: "Herr Lück, im Fernsehen sind Sie deutlich lustiger!" Trinkgeld gab es damals übrigens keins.

Erst Gag-Academy - dann Wochenshow

Der Kölner Taxifahrer bietet mit seiner Geschichte die ideale Überleitung, schließlich war Ingolf Lück quasi der erste Arbeitgeber des damals 22-jährigen Nachwuchsautors. Der hatte 1999 noch in München einhundert Mark für einen Workshop der "Gag-Academy" bezahlt, der von "Brainpool" und der Grimme-Akademie zur Förderung des deutschen Comedy-Nachwuchses ins Leben gerufen wurde. Kurz darauf wurde Barth nach Köln ins Team der "Wochenshow" berufen, um für die Show, die Woche für Woche mehr als drei Millionen Zuschauer zum Lachen brachte, als Gagschreiber zu arbeiten. Für 1000 Mark die Woche. Markus Barth, der sich als riesigen Fan der Show bezeichnet und die Protagonisten Engelke, Pastewka, Profitlich und Lück auch heute noch vergöttert, hätte die Chance gerne am Schopf gepackt. "Ich würde es sofort machen", erklärte Barth seiner Freundin Käthe, "doch leider habe ich das Geld nicht!" Die erklärte dann dem jungen Barth, dass dieser die Kohle einstreichen würde. "Niemals hätte ich im Ernst daran gedacht, dass man tatsächlich mit der Gag-Schreiberei Geld verdienen würde." Der gebürtige Bamberger machte seine Sache gut und wurde fester Autor der "Wochenshow". "Ich war so unsagbar stolz, als meine ersten Witze aufgezeichnet und gesendet wurden." Barth schrieb für Brisko Schneider, Ricky & ihr Popsofa, den Erklärbar & Co. und machte das so gut, dass er nach einem halben Jahr zum Chefautor avancierte - und das mit gerade mal 23 Jahren. "In dieser Zeit habe ich gelernt, im Akkord witzige Geschichten zu produzieren und abzuliefern, schließlich mussten wöchentlich 45 Minuten Fernsehshow gefüllt werden. 

Für Anke Engelke und ihre "Ladykracher" war der talentierte Schreiberling später aktiv und erhielt für diese Arbeit den "Deutschen Comedypreis". Barth's Qualität hatte sich in der Szene herumgesprochen: Kaya Yanar klopfte ebenso an wie die Macher der "Heute-Show" - außerdem zahlreiche Bühnenkünstler. Doch seit einiger Zeit schreibt er kaum noch für die Kollegen, "man gibt man einen wirklich guten Gag ja nicht mehr einfach so her." Die benutzt er nun selbst, denn seit 2007 steht der sympathische Wahlkölner selbst auf den Kleinkunstbühnen der Republik, um seine witzigen Geschichten als Stand-Up-Comedian zu erzählen. Die Texte für seine Soloprogramme schreibt er alle selbst - unterstützt seit Jahren von der in Köln lebenden Regisseurin Hülya Dogan-Netenjakob. Der Erfolg gibt ihm recht - die Theater, in denen er auftritt, werden immer größer, und nicht wenige Vorstellungen sind Monate vorher ausverkauft.

Ich kann es einfach nicht glauben, dass Markus mir ein so wunderbares Zuhause bietet!"

Benny

Airedale-Schnauzer-Windhund-Mix, 3 Jahre jung

Markus Barth kommt an bei seinem Publikum. Er ist nicht der Witzeerzähler, kein Schenkelklopfer, weder Rabauke, noch Komiker. Der Mann erzählt Geschichten, die witzig, humorvoll, klug sind und doch nachdenklich machen. Er ist ein genauer Beobachter, der das, was er sieht, in Worte und Geschichten verpackt. Der Mann, der während dieser Hunderunde beinahe ohne Unterlass redet, sagt von sich selbst, dass er absolut kein Plappermaul sei und "froh ist, wenn ich mal die Klappe halten kann". Die Bühne, so scheint es, ist für Barth ein geeigneter Ort, um auch die eigenen, schwer zu verarbeitenden Lebensmomente aktiv zu verarbeiten. "Ich mute meinem Publikum schon einiges zu", erklärt der Künstler, "erzähle vom Schlaganfall meines Freundes oder die absurden Momente, als ich mich von meiner Hündin Bärbel verabschieden musste."

Apropos Bärbel ...

Die Beagle-Dame war ein toller Hund, der dreizehn Jahre lang das Leben mit Markus und dessen Freund geteilt hat. Schließlich musste sie nach einem erfüllten Leben eingeschläfert werden. "Ein bisschen von allem", antwortet er auf die Frage, woran die Hündin gelitten habe. "Ich habe meine einfühlsame Tierärztin sehr geschätzt, die zwar eine Chemotherapie in Aussicht stellte, aber gleichzeitig erklärte, dass es "von nun an nur noch bergab gehen würde". Das war ein sehr schmerzhafter Abschied - eine ganze Woche lang hat er geheult. Nach kurzer Zeit war ihm klar, dass ein neuer Vierbeiner her musste. Barths Partner checkte diverse Foren und wurde bei der Tierschutz-Organisation "Animal Hope Nitra" fündig, die das Tierheim in der slowakischen Stadt unterstützt und Hunde an vertrauenswürdige Menschen vermittelt. Der dreijährige Airedale-Schnauzer-Windhund-Mix Benny fand den Weg über eine aufopfernd arbeitende Hundefreundin in Bad Kreuznach nach Köln. Benny hatte Angst, rechnete immer mit dem Schlimmsten, pinkelte erst einmal ins neue Zuhause und fand dann doch recht schnell Zutrauen. "Spätestens, als der ängstliche Hund seine Schnauze in meine Hand legte und einmal tief durchatmete, wusste ich, dass Benny angekommen war."

"Benny ist das blühende Leben", erklärt Markus Barth. "diese Ausgelassenheit, wenn der Hund durch den Grüngürtel fegt, treibt mir die Freudentränen in die Augen!" Nach nur sieben Wochen weicht Benny seinem Markus nicht von der Seite, begleitet ihn in der Wohnung, darf mit auf Tournee und wartet mit Geduld in der Garderobe, während der Comedian sein Publikum unterhält. Benny begleitet sein Herrchen auch auf dessen Lesereise, die anlässlich des frisch erschienenen Buches organisiert wurde. "Zwanzigtausend Reiseleiter" heißt das 255 Seiten starke Buch, in dem der Autor die Erfahrungen seiner viermonatigen Wohnmobilreise aufgezeichnet hat. 

Ich freue mich sehr, dass ich Markus auf seiner Tour begleiten darf. Nur die Fahrten mit der Bahn sind tierisch langweilig!"

Benny

Airedale-Schnauzer-Windhund-Mix, 3 Jahre jung

Zwanzigtausend Reiseleiter ...

Im Normalfall arbeiten Reiseleiter dort, wo andere Urlaub machen, bugsieren Gruppen lustig angezogener Menschen zu den Sehenswürdigkeiten dieses Erdballs und halten ein buntes Fähnchen in der Hand, um sicherzugehen, dass auch ja keiner ihrer Schützlinge in der Fremde verlorengeht.

Markus Barth brauchte Mitte 2017 eine Auszeit, packte Mann, Hund und seine "Siebensachen" ein und wollte die schönsten Flecken Europas erkunden. Seine Fans sollten ihn bei der Route unterstützen und so fragte er seine damals noch knapp 20.000 Facebook-Follower nach Orten, die unbedingt besucht werden sollten. Die Resonanz war enorm, die Barth'sche Kleinstreisegruppe konnte sich vor Tipps kaum retten, startete Mitte Mai nach Kärnten und von dort aus durch ganz Europa. Der Comedian im Ferienmodus schrieb in seinem Blog unter #EuropaTour die Erlebnisse auf und ließ die Daheimgebliebenen an seinem Ferienerlebnis teilhaben. Und so entstand 17.000 Kilometer und vier Monate später das Manuskript des Buches, das Markus Barth Ende 2018 dann selbst herausgegeben hat. Dieses Buch macht Lust auf Europa, aufs Reisen (auch im Wohnmobil) und auf ganz neue Entdeckungen. "Zwanzigtausend Reiseleiter" ist jeden Cent der zehn Euro wert, die der Autor dafür aufruft."Ich hatte keine Lust auf die krummen Preise und auf der Tournee immer soviel Wechselgeld mit rumschleppen zu müssen", erklärt der Jungverleger. Markus Barth verkauft das Buch persönlich an die Besucher seiner Vorstellungen - natürlich mit Widmung. Ohne den handgeschriebenen Namenszug kann "Zwanzigtausend Reiseleiter" online bestellt werden - Portokosten inklusive.

Lieblingsrunde um den Decksteiner Weiher

Nach gut 90 Minuten und knapp sechs Kilometer später erreichen wir wieder den Ausgangspunkt der Hunderunde. Den Hundebesitzern, die von außerhalb kommen und diese Runde nachlaufen wollen, kann im Vorfeld schon gratuliert werden, denn dieses schöne Fleckchen Erde wird allen gefallen: Kölnern, Immis, Comedians (auch Ingolf Lück), so gut wie jedem Taxifahrer und mit absoluter Sicherheit allen Hunden.