"Hund entlaufen!" Immer und immer wieder fallen Hilferufe von Hundebesitzern auf, die auf der Suche nach ihren Vierbeinern sind. Hunde, die in Panik vor einem Feuerwerk geflohen sind. Tiere, die bei einer Hunderunde die Orientierung verloren haben. Die Vorstellung, dass der eigene Hund abhaut, lässt jedem Besitzer das Blut in den Adern gefrieren.
In Deutschland hat man noch bis vor einigen Jahren in die Ohren der Tiere Nummern tätowiert, anhand derer die Ausreißer identifiziert und die Heimatadresse herausgefunden werden konnte. Seit einigen Jahren jedoch haben sich Mikrochips durchgesetzt, die mittlerweile fast 90% der Tiere unter die Haut implantiert werden. Diese Transponder in der Größe eines Reiskorns werden vom Tierarzt eingesetzt und verursachen beim Tier keinerlei Schmerzen. Jeder Mikrochip enthält einen einmaligen Zahlencode (12-stellige ID-Nummer mit 3-stelligem Ländercode), die mit einem speziellen Lesegerät beim Tierarzt erfasst werden kann. In Deutschland gibt es mit "Tasso" und "FINDEFIX" gleich zwei Haustierregister, bei denen Besitzer ihre Tiere mit dem Zahlencode anmelden können. Und gerade hier ist der Haken, an dem dieses schier sichere System krankt: Nur etwa 60-70% aller Tierbesitzer melden ihre Lieblinge an.
Daniela Rohs, Abteilungsleiterin bei "FINDEFIX"
Auf ihrer Haus- & Hof-Hunderunde um den Sieglarer See im Rhein-Sieg-Kreis (NRW) begleiten wir Daniela Rohs. Sie ist Abteilungsleiterin bei "FINDEFIX", dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes. Mit dabei ist der sechsjährige Marley, der kerngesunde Australian Shepherd. Der Hund darf seine Besitzerin übrigens ins Büro begleiten. Mehr als die Hälfte der gut sechzig Angestellten kommen in Begleitung ihrer Hunde zur Arbeit. Gerade nach dem achtstündigen Bürotag genießen Hund und Mensch die Natur in den Siegauen und rund um den Sieglarer See, der seine Entstehung dem Bau der Flughafenautobahn verdankt. Nachdem entsprechend Sand und Kies abgebaut wurden, entstand u.a. dieser Baggersee, der später dann bepflanzt wurde. Der Clou: Der See ist seit einigen Jahren Heimat für ein gutes Dutzend Kormorane und Graureiher, die in den Bäumen ihre Nester gebaut haben.
Marley ist gut erzogen. Daniela Rohs hat mit ihrem Hund die Hundeschule besucht und kann sich nicht nur deshalb "zu 100 Prozent auf ihn verlassen". Aber selbst wenn sich der Australian Shepherd einmal selbstständig machen sollte, ist die Chance auf ein Wiedersehen sehr, sehr groß. "Bei meinem ersten Besuch hat die Tierärztin meines Vertrauens Marleys Daten erfasst und dank einer Schnittstelle direkt beim Haustierregister angemeldet", erklärt sie. "Gerade zu Beginn einer Hund-Mensch-Partnerschaft ist alles so verdammt aufregend, dass die Anmeldung schon einmal vergessen wird. Dann ist der Hund zwar gekennzeichnet, doch sind hinter dem Chip natürlich nicht die Adressdaten des Halters hinterlegt.
Kinderleichte Registrierung
Wenn ein Tierarzt die Anmeldung nicht vornimmt, ist die Registrierung für den Besitzer kein Problem. Der nimmt sich den Impfpass seines Hundes zu Hand und setzt sich vor seinen Rechner: Unter dem Link "Haustier online registrieren" trägt man die 15-stellige Chipnummer ein, zusätzlich einige Angaben zum Tier und natürlich Name, Adresse und eine Telefonnummer für den Fall der Fälle (der hoffentlich niemals eintritt). Die Registrierung ist übrigens kostenlos.
Per Post erhält man dann eine schriftliche Bestätigung und eine Plakette, die am Halsband des Hundes angebracht werden kann. Wer keine Freude an einer Online-Regsistrierung hat, kann sich das Formular ausdrucken, ausfüllen und auf dem guten, alten Postweg nach Bonn in die Bundesgeschäftsstelle versenden. Daniela Rohs und ihr Team beantworten darüber hinaus telefonisch alle Fragen unter 0228/6049635.
Ich bin mit Daniela total zufrieden: Sie gibt mir genug zu essen, spielt Frisbee mit mir, nimmt mich mit ins Büro - und außerdem darf ich meistens mit in ihr Bett.
Trotz dieses Angebotes werden jedes Jahr in Deutschland tausende von verloren gegangenen Tieren von ihren Besitzern nicht mehr wiedergefunden. Daniela Rohs und ihr Team arbeiten jedoch hart daran, damit sich diese Quote verringert. Auf Kongressen für Tierärzte informieren sie die Veterinäre über ihre Leistungen und werben um die Mitarbeit der Experten. "Wenn alle Tierärzte die Tierregister-Anmeldung beim Ersttermin vornehmen würden, wären wir überglücklich", erklärt die Abteilungsleiterin. Darüber hinaus präsentieren sie den kostenlosen FINDEFIX-Service auf Tierhalter-Messen und auf Tierschutz-Festivals. "Viele Menschen wissen nicht, dass wir verlorene Tiere auch über Deutschlands Grenzen hinaus suchen und dabei von unserem weltweiten Netzwerk profitieren", erklärt Daniela Rohs, "die Suche läuft professionell durch die gute Vernetzung mit mehr als 740 Tierschutzvereinen und 550 Tierheimen, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind."
Geschichten mit Happy End!
Es gibt sicherlich noch vieles zu berichten. Wer Zeit und Lust hat, kann sich die Erfolgsgeschichten wiedergefundener Tiere zu Gemüte führen. Die Geschichte von "Sammy" aus Österreich, der sich während eines Familienurlaubes in Franken "verabschiedete" und erst 14 Tage später wiedergefunden und nach Hause gebracht werden konnte, macht deutlich, wie wichtig die Registrierung des Tieres ist.
Wer sich bisher darum nicht gekümmert hat, kann und sollte das HIER & JETZT tun.
PS: Ein großer Dank für ihre redaktionelle Mitarbeit gilt Jule Franziska Moll.