Uschi Birr ist mit Abstand die bekannteste deutsche, auf Tierthemen spezialisierte Journalistin. In dreiunddreißig Jahren hat sie als Chefredakteurin die Zeitschrift „Ein Herz für Tiere“ zur erfolgreichsten Tierzeitschrift Europas gemacht und vor allem diese Spitzenposition ebenso erfolgreich verteidigt. Und obwohl jede TV-Anstalt Tiersendungen, Rateshows und Dokus ausstrahlt, es im Netz eine enorme, schier unübersichtliche Anzahl von Tier-Blogs und Infoseiten gibt, und sich immer weniger Menschen im Zeitschriftenhandel für den Erwerb von Magazinen entscheiden, kaufen monatlich über 50.000 Tierfreunde "Ein Herz für Tiere". "Wir leben von der unglaublichen Reichweite des Magazins", klärt Uschi Birr auf, "denn jede Ausgabe geht durch die Hände von durchschnittlich elf Lesern." Kein Wunder also, dass täglich einhundert Leserbriefe die Redaktion erreichen, die sich dem Redaktionsteam anvertrauen und ihre Sorgen und Nöte teilen wollen. Jede Zuschrift wird übrigens beantwortet, und das erwarten die Leser auch von der Redaktion.
Ende Juli 2015 hat Uschi Birr, mittlerweile 65 Jahre alt, nach 30 Jahren die Chefredaktion an ihre Nachfolgerin abgegeben. Über 130 Menschen sind zur offiziellen Abschiedsparty gekommen, um die "Grande Dame der Tierhaltermedien" zu verabschieden. Mit dabei war auch Helmut Markwort, der Ende der 60er Jahre die an der Telefonzentrale des Verlages jobbende Studentin mit zum Gong-Verlag nahm, sie ihr Psychologiestudium absolvieren ließ und in die Verlagsarbeit einband. Zu Beginn der 80er Jahre entwickelten Markwort und sein damaliger Nachrichten-Chef Jochen Birr das Magazin für Tierfreunde und machten Uschi Birr zur Chefredakteurin. Das Magazin kam am 24. September 1982 erstmals in den Handel, und verkaufte sich vom Start an "wie warme Semmeln". Es stellte sich heraus, dass hauptsächlich Kinder und Senioren die Leser waren und nicht Tierfreunde um die 30, für die "Ein Herz für Tiere" ursprünglich konzipiert wurde.
"Die Anfangszeiten waren herrlich" verrät Uschi Birr mit einem breiten Lachen", denn damals konnten wir machen, was wir wollten. Es gab zu dieser Zeit ja überhaupt keine Konkurrenz!" Und so wurde "Ein Herz für Tiere" in Deutschland, Belgien und den Niederlanden zur bekannten Marke, der Verlag verkaufte Monat um Monat zig Tausende Hefte und die Chefredakteurin entwickelte sich Wort um Wort zur anerkannten Koryphäe in der Welt der Tierfreunde. Später dann verantwortete sie redaktionell die Zeitschriften "Partner Hund", "Geliebte Katze", "dogs today" (das Konzept fiel ihr auf einer Hunderunde ein), "Gesunde Tierliebe" und schrieb unzählige Bücher, die in nicht minder viele Sprachen übersetzt und in der ganzen Welt vertrieben wurden.
Mein Frauchen gibt mir immer viel zu wenig zu fressen. Außerdem bin ich sauer, dass ich zu Hause nicht die Papageien jagen darf.
Abschied auf Raten - neue Ziele
Nun fungiert Uschi Birr noch bis Ende März 2016 als Chefredakteurin von "Partner Hund", kümmert sich um die beliebten Hunde-/Katzenkalender und fungiert als Herausgeberin der Tiertitel des Verlages. "Herausgeber zu sein ist ein toller Job", sagt sie während ihrer täglichen am Germeringer Golfclub startende Hunderunde, "ich begleite das Redaktionsteam bei der Entwicklung, sowie vor und nach dem Druck der Zeitschrift." Jeden Tag fährt sie für vier, fünf Stunden ins Münchener Redaktionsbüro. In der restlichen Zeit kümmert sie sich um ihre beiden Hunde, das kleine Whippet-Mädchen "Chica" und der Kurzhaar-Collie-Hündin "Cora" und eine Handvoll Papageien. "In unseren schlimmsten Zeiten haben wir unterm Dach dutzende Fledermäuse aufgenommen, sie gesund gepflegt und später ausgewildert, vom Zoll beschlagnahmte Papageien ein artgerechtes Zuhause gegeben, sowie mit 36 Meerscheinschen, Fischen, Hunden und Katzen gelebt". Freitags kümmert sie sich übrigens mit Hingabe um ihre beide Enkelkinder, "solange die beiden die Zeit mit ihrer Oma noch cool finden".
Ein neues Projekt hat sie sich für die kommenden drei Jahre ausgesucht. Sie wird sich zum Hundetrainer ausbilden lassen und ihre Erfahrungen in einem wöchentlich erscheinenden Blog auf der Seite der Ausbilder Kristina und Jörg Ziemer veröffentlichen (www.ziemer-falke.de). "Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung und werde mich intensiv auf die Prüfungen vorbereiten", sagt die geborene Würzburgerin und verrät, dass sie bezüglich der Prüfungen schon ein wenig nervös sei, schließlich sei die letzte geschlagene 40 Jahre her. Aktiv als Hundetrainerin will sie danach jedoch nicht arbeiten. Doch eines ist klar: Uschi Birr will es einfach noch einmal wissen!