Physiotherapie bei der Katze

Heute gibt es weltweit schätzungsweise 200 Millionen Katzen. Sie zählen mittlerweile zu einem unserer beliebtesten Haustiere. Aufgrund der ansteigenden Anzahl von Haustieren und der Rolle, die sie in unserem Leben spielen, hat sich die veterinärmedizinische Versorgung in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Für TierbesitzerInnen ist es von immenser Wichtigkeit, dass es dem tierischen Begleiter gut geht und es ihm an nichts fehlt.

Physiotherapie und Rehabilitation in der Veterinärmedizin

Vor allem in den letzten Jahren wird auch die Physiotherapie und Rehabilitation in der Veterinärmedizin als integrativer Bestandteil der konservativen und chirurgischen Orthopädie, Neurologie und Schmerzbehandlung angesehen. Zahlreiche klinische Studien und das Engagement verschiedener Forschungsinstitute beweisen und erklären die Wirkungsweise einzelner Behandlungsschemata bei Hund und Katze. Die einzelnen Therapieformen sind nicht nur in der postoperativen Rehabilitation ein wichtiger Bestandteil, sondern auch im Schmerzmanagement und der konservativen Behandlung orthopädischer und neurologischer Erkrankungen.

Warum gerade bei den Katzenpatienten die Physiotherapie, vor allem in der Schmerzbehandlung, von großer Wichtigkeit ist, liegt daran, dass gerade Katzen sehr oft Medikamente nicht oder nur schlecht vertragen und diese daher nur eingeschränkt erhalten können. Zum Beispiel leiden ältere Katzen häufig an Nierenerkrankungen und können deswegen nicht selten nur mit wenigen Schmerzmedikamenten behandelt werden. Andere Präparate wiederum können bei zu langer Verabreichung oder zu hoher Dosierung zu Nierenerkrankungen oder Magen–Darmproblemen führen. Oft ist es aber auch so, dass alleine nur die Tabletteneingabe für eine Katze Stress bedeutet und es dem Tierbesitzer nicht möglich ist, die Medikamente regelmäßig zu verabreichen. Gerade in diesen Fällen sollten die Tierbesitzer handeln und nicht scheuen, ihre Katzen in eine physiotherapeutische Ordination zu bringen, um eine adäquate Schmerzbehandlung zu starten.

Jedoch werden immer noch deutlich mehr Hunde als Katzen in physiotherapeutischen Praxen vorgestellt. Viele Katzenbesitzer geben als Grund hierfür an, dass Katzen nicht so gerne Auto fahren, sich mit neuen Umgebungen sehr schwer tun und sehr stressanfällig sind. Die Tierbesitzer wollen ihrem Tier diese Prozedur ersparen. Erfahrungsgemäß ist es aber meistens so, dass viele Besitzer glauben, dass es mit einer Katze nicht möglich ist, eine Physiotherapie zu machen. Natürlich sind Katzen schwierigere Patienten als Hunde. Man muss sich an gewisse Regeln halten, um unseren Fellnasen die Therapie so angenehm wie möglich zu gestalten. Hunde und Katzen sollten unbedingt getrennt voneinander therapiert werden und es sollte eine optische Trennung zwischen Hunden und Katzen bestehen. Es muss für eine ruhige Umgebung gesorgt werden und man sollte immer genug Zeit für eine Therapieeinheit einkalkulieren. Pheromone können ein gutes Hilfsmittel sein. Und natürlich dürfen die Leckerlis nicht fehlen. Es ist daher empfehlenswert, wenn man die Katzen direkt vor einer Therapie nicht füttert. So ist sie hungrig und lässt sich mit den Knabbereien gut bestechen.

Meiner Überzeugung und Erfahrung nach macht es die Kombination aus schulmedizinischen und ergänzenden Verfahren möglich, besonders bei komplexen Fragestellungen gute und praktikable Lösungen zu finden."

Mag. med. vet. Georgia Papadopoulos, Breitenwaida

Stille Schmerzpatienten

Das Hauptproblem liegt aber meist darin, dass unsere Katzen sehr schwierig "zu lesen" sind. Sie verbergen Schmerz und Unwohlsein sehr lange und ziehen sich eher zurück. Sie sind unsere sogenannten stillen Schmerzpatienten. Schmerzen bei Katzen können verschiedenste Ursachen haben, wie z.B Übergewicht, Frakturen, Arthritis, Trauma, Rückenbeschwerden, Aortenthrombose, neurologische Probleme, internistische Erkrankung und Fensterkippkatzen, etc.

Aber wie erkenne ich, dass meine Katze Schmerzen hat? Nicht nur Lautäußerungen (z.B. Schreien, Mauzen) oder deutliche Lahmheit sind Anzeichen von Unbehaglichkeit. Erste Anzeichen von Schmerzen sind zum Beispiel, wenn Katzen vermehrt schlafen, sich zurückziehen, sich weniger bewegen, weniger springen, weniger spielen oder sich putzen. Das Fell kann sich verändern - es verliert an Glanz und wird struppig. Oft ist eine deutliche Schuppenbildung erkennbar. Bei stärkeren Schmerzen ist die Atmung schneller und kräftiger. Die Pupillen sind erweitert. Es kann sogar zu Schmerzlauten kommen. Soweit sollte man es aber nicht kommen lassen! Am allerwichtigsten ist es im ersten Schritt, die Ursache der Schmerzen herauszufinden. Deswegen sollte man unbedingt zuerst einen Tierarzt aufsuchen. Je nach Indikation und gesundheitlichem Zustand wird eine notwendige Therapie eingeleitet. Schmerzmittel werden verschrieben und genau zu diesem Zeitpunkt sollte man auch eine Physiotherapie beginnen.

Kombination aus schulmedizinischen und ergänzenden Verfahren

Meiner Überzeugung und Erfahrung nach macht es die Kombination aus schulmedizinischen und ergänzenden Verfahren möglich, besonders bei komplexen Fragestellungen gute und praktikable Lösungen zu finden. Beim Erstellen eines Therapieplanes ist daher eine ganzheitliche Betrachtungsweise und Betreuung unumgänglich. Es sollten keine allgemeingültigen Patentlösungen, sondern für jeden Patienten ein individuell passendes Konzept erarbeitet werden. Dieses muss für alle passen, denn nur so kann gewährleistet werden, dass die Therapie auch Erfolg hat. Schlussendlich kann nur medizinisches Arbeiten auf hohem Niveau zu zufriedenstellenden Therapieergebnissen führen.

Je nach Indikation und Charakter des Patienten können unterschiedliche Therapiepläne herangezogen werden. Wichtig dabei ist, dass der Besitzer bei der Behandlung immer mit dabei ist. Da mit den meisten Katzen keine regelmäßige Behandlung möglich sein wird, ist es sehr wichtig dem Tierbesitzer Übungen für zu Hause mitzugeben, ist es unabdingbar, die Katze in regelmäßigen Intervallen dem Physiotherapeuten vorzustellen, um den Verlauf zu dokumentieren und die Therapiepläne gegebenenfalls anzupassen. Als Schmerzbehandlung tolerieren die meisten Patienten die Lasertherapie, Laserakupunktur, Magnetfeldtherapie, Chiropraktik, Massage, Wärmetherapie und einigen von ihnen die Elektrotherapie sehr gut. Mit manchen – nicht wasserscheuen - Katzen ist es sogar möglich, eine Unterwassertherapie durchzuführen

Andere Behandlungsansätze, wie zum Beispiel Bewegungsübungen, welche auch von Tierbesitzer zuhause gemacht werden können, sollen langsam gestartet werden. Diese dienen dazu, Gelenke zu mobilisieren, propriozeptive Verbesserung oder Muskelaufbau zu erzielen. Dabei kann man sich diverse Hilfsmittel wie Wackelbretter oder auch Balancekissen zunutze machen. Damit man die Katze dabei stabilisiert, könnte man ein Brustgeschirr verwenden, um sie festzuhalten. Oder man setzt anfangs die Katze einfach nur vorsichtig und kurz auf das jeweilige Gerät. Ein kleiner Trick wäre es, die Katze einfach auf einem dieser Hilfsmittel zu füttern. Auch akustische Signale – zum Beispiel eine Leckerlidose schütteln oder Lichtspiele können sehr gute Hilfen sein, den Patienten zu animieren. Streckübungen gelingen, indem man den Laserpointer gegen eine Wand richtet. Spielangeln kann man nutzen, um die Vorderbeine zu trainieren, Schubkarren fahren, etc.

Es gibt viele Möglichkeiten, unseren treuesten Begleitern das Leben zu verbessern. Nicht nur, dass es ihm dadurch besser geht und die Lebensqualität steigert. Es sind auch weniger Medikamente nötig und außerdem wird die Beziehung zwischen Mensch und Tier gestärkt.