Lulus Herz: "Mitralklappen-Endokardiose beim Hund"
Es gibt eine Reihe an angeborenen und erworbenen Herzkrankheiten beim Hund. In diesem Fall wollen wir uns mit der häufigsten kardialen Erkrankung des Hundes, der Mitralklappen-Endokardiose beschäftigen.
Ein großes Problem bei Herzerkrankungen ist, dass die meisten Tiere wenig oder gar keine Symptome zeigen (was daran liegt, dass der Herzmuskel lange Zeit versucht, das vorliegende Problem mit Umbauprozessen zu kompensieren und somit den Schaden weitestgehend behebt) und es darüber hinaus auch kein typisches Symptom für eine Herzerkrankung gibt. Unter anderem können Leistungsschwäche, schnellere Atmung, Husten, Appetitlosigkeit, ein deutlich vergrößerter Bauch, Atemnot und plötzliche Ohnmachtsanfälle auftreten. Trotzdem können alle hier aufgeführten Symptome auch durch andere Krankheiten hervorgerufen werden, daher ist es so wichtig, einen Tierarzt zur weiteren Abklärung hinzuzuziehen. Eine regelmäßige Zählung der Atemzüge des Hundes pro Minute lässt sich ganz einfach auch Zuhause durchführen. Diese sollte in absolutem Ruhezustand des Tieres, beispielsweise während es schläft, erfolgen. Die Atemfrequenz eines gesunden Hundes liegt bei 10-30 Atemzügen pro Minute. Eine erhöhte Atemfrequenz kann einen ersten Hinweis auf eine Herzerkrankung anzeigen.
Bei der Allgemeinuntersuchung fiel ein leises, dezentes Herzgeräusch auf!
Im folgenden Fall besuchte uns die 13 Jahre alte Jack Russell Terrier Dame „Lulu“ zur jährlichen Impfung und der damit verbundenen Allgemeinuntersuchung. Beim Abhören des Herzens fiel direkt ein leises, dezentes Herzgeräusch auf, was im Gegensatz zu den normalen Herztönen ein Rauschen darstellt. Zur weiteren Diagnostik wurde ein Röntgenbild von Lulus Brustkorb angefertigt und die Herzgröße mittels eines speziellen Messverfahrens (VHS – Vertebral Heart Score) errechnet, die in ihrem Fall völlig normal war. Anschließend wurde bei der Hündin Blut entnommen, um zwei spezifische Herzenzyme zu bestimmen. Diese beiden Enzyme werden bei Schädigung und Überdehnung des Herzmuskels in das Blut abgegeben und geben einen ersten Eindruck, wie schlecht es um das Herz steht. Lulus Enzyme waren beide etwas erhöht. Um die genaue Ursache am Herzen festzustellen, wurde ein Herzultraschall, die sogenannte Echokardiographie, angeschlossen, bei der man das komplette Herz samt Vorhöfen, Kammern, Klappen und sämtlichen Venen und Arterien, sowie die direkte Herzumgebung beurteilen kann.
Zusätzlich wurde ein EKG (Echokardiogramm) angeschlossen, um eventuell auftretende Herzrhythmusstörungen zu erfassen, welche bei der Patientin Lulu jedoch nicht vorkamen. Dennoch bestätigte sich die Diagnose der „Mitralklappen-Insuffizienz“, da die Klappe zwischen linkem Vorhof und der linken Kammer nicht vollständig geschlossen hat und undicht war. Die Mitralklappe war blumenkohlartig verdickt. In Folge dessen kommt es zu einem Rückstrom des Blutes in die falsche Richtung und eine übermäßige Belastung des linken Vorhofes und dessen Vergrößerung. Nach und nach nimmt die Fähigkeit zur Kontraktion des Herzmuskels ab, und Blut staut sich zurück in die Lunge, so dass ein Lungenödem entsteht.
Die Schwierigkeit der Diagnose für eine Herzerkrankung besteht jedoch darin, dass das Herz die undichte Klappe mit Vergrößerung des Vorhofes kompensiert und so eine sehr lange Zeit keinerlei Symptome beim Hund auftreten. Die Ursache für diese Erkrankung ist noch nicht abschließend geklärt, jedoch nimmt man an, dass es sich um eine Bindegewebsschwäche handelt und eine genetische Komponente eine entscheidende Rolle spielt. Häufig sind ältere Hunde kleiner Rassen betroffen, wie beispielsweise Dackel, Yorkshire Terrier, Zwergpudel und der Cavalier King Charles Spaniel. Je nach Schweregrad kommen verschiedene Medikamente wie beispielsweise ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer), Diuretika (Entwässerungsmedikamente) und Herzmuskel stärkende und gefäßerweiternde Medikamente, wie Pimobendan zum Einsatz.
Da Lulu noch keinerlei Symptome gezeigt hat und der linke Vorhof eine geringgradige Vergrößerung aufwies, wurde sie lediglich auf ein Medikament eingestellt, das laut neuesten Studienergebnissen zu einer signifikanten Verlängerung der Überlebenszeit führt. Wichtig zu wissen bei dieser Herzerkrankung ist, dass es sich um eine lebenslange Medikamentengabe handelt, da die Erkrankung nicht heilbar ist. Die Medikamente sind lediglich dafür gedacht, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und somit Tier und Halter eine möglichst lange, beschwerdefreie gemeinsame Zeit zu ermöglichen.
Eine regelmäßige halbjährliche Herzultraschall-Untersuchung ist ebenso wichtig, um den Krankheitsverlauf von Lulu bestmöglich unter Kontrolle zu haben.