Grundlagen der Farbvererbung beim Hund

Die Fellfarben beim Hund sind ein faszinierendes Thema – und gar nicht so oberflächlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Wenn man Hunde mit Wölfen vergleicht, fällt auf den ersten Blick auf, wie sehr sich die meisten Hunderassen mittlerweile von ihrem Stammvater unterscheiden. Neben Unterschieden in Größe und Form fallen vor allem die zahllosen Fellfarben beim Hund ins Auge. Welche Funktion hat die Fellfarbe überhaupt – bei Wildcaniden und bei Haushunden? Warum kam es im Laufe der Domestikation zu einer solchen Farbvielfalt? Und wie konnten sich all diese Farben aus dem Wolfsgrau entwickeln? Was unterscheidet einen schwarzen Hund genetisch von einem weißen, und stimmt es, dass weiße Hunde häufig taub sind? Welche neuen Erkenntnisse gibt es zum Merle-Gen? Werden alle blauen Hunde krank?  Hat jeder Albino rote Augen? Und was haben zobelfarbige Barsois mit Huskys zu tun?

Viele dieser Fragen beantwortet der Workshop „Farbgenetik beim Hund“ beim vierten Züchterseminars von Laboklin, das am 29. September 2018 In Bad Bocklet stattfindet (4. Labogen-Züchtertag). Im ersten Teil des Workshops werden theoretische Grundlagen der Fellfarbgenetik beim Hund vermittelt und einzelne Genorte vorgestellt. Der Workshop vermittelt ein Verständnis dafür, wie komplex die Fellfarbe beim Hund genetisch aufgebaut ist. Es gibt nicht die eine Farbe, sondern jede Farbe entsteht aus dem Zusammenspiel vieler verschiedener Gene. Unter Grundfarbe versteht man die Verteilung der beiden Pigmentarten Eumelanin (schwarzes Pigment) und Phäomelanin (gelbliches Pigment) auf dem Hundekörper. Auf die Grundfarbe (also Schwarz, Gelb oder eine Kombination dieser beiden Pigmentarten wie Black and Tan) können viele weitere Faktoren wie Verdünnungsfaktoren, Aufhellungsfaktoren, Ergrauungsfaktoren oder Scheckungsfaktoren einwirken. Ein Beispiel ist der Weimaraner: Seine Grundfarbe ist schwarz. Durch das Zusammenspiel zweier aufhellender Mutationen, der so genannten Blauverdünnung und der Braunverdünnung, wird die schwarze Farbe zu einem silbrigen Beige aufgehellt.

Ein anderes Beispiel ist der Berner Sennenhund: Seine Grundfarbe ist Black and Tan, und durch einen Scheckungsfaktor kommen weiße Abzeichen hinzu – so entsteht „Tricolor“. Außerdem werden die Farbgene besprochen, die mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein können. Dazu gehören unter anderem der Merle-Faktor, die Dilution, die Extremscheckung und der Albinismus.

Im zweiten Teil des Workshops wird es dann interaktiv: In praktischen Übungen lernen die Teilnehmer, wie sie anhand der Genotypen (also der genetischen Ausstattung) der Elterntiere erkennen können, welche Farben aus bestimmten Verpaarungen fallen können und welche nicht. Außerdem lässt die Abstammung eines Hundes in manchen Fällen Rückschlüsse auf seinen Genotyp zu. Hier ein Beispiel dazu: Ein schwarzer Hund mit einem braunen Elterntier trägt selbst automatisch ein Gen für braune Pigmentierung. Eine wichtige Frage für Züchter ist also: Wann ist ein Gentest auf Fellfarben sinnvoll – und wann ist er überflüssig? Welche Farbgentests sind die richtigen für meine Fragestellung? Wie lese ich die farbgenetischen Befunde, und was sagen sie über meinen Hund aus? Was sind die Chancen von Farbgentests, und wo sind ihre Risiken und Grenzen?

Anmeldung & Programm unter: 4. Labogen-Züchtertag

Fellfarben sind nicht nur schön, sie haben auch eine Funktion, und es gibt Farbgene, die krank machen können. Der Farbgenetik-Workshop vermittelt das Handwerkszeug, um verantwortungsvoll mit Farbgenen zu züchten.

​Dr. Anna Laukner

Die Genetik der Fellfarben beim Hund

Dr. Anna Laukner ist Autorin des Buches „Die Genetik der Fellfarben beim Hund“ (280 Seiten). Dies behandelt alle Themen rund um die Fellfarben beim Hund – nicht nur die detaillierten genetischen Grundlagen, sondern auch die Entstehung und Bedeutung der Fellfarbe unter historischen, mythologischen, praktischen und ästhetischen Gesichtspunkten. Wichtige Kapitel sind außerdem die Wechselwirkungen zwischen Fellfarbe und Gesundheit und Fellfarbe und Verhalten. Viele Tabellen, Grafiken, ein ausführliches Glossar und über 1000 Farbfotos, die fast alle exklusiv von der Autorin für dieses Buch aufgenommen wurden, runden das Werk ab und machen es zu einem Augenschmaus für jeden Hundefreund.