Leishmaniose bei einer Mischlingshündin
Die canine Leishmaniose ist eine parasitäre Infektionserkrankung, die zu schwerwiegen Erkrankungen führen kann. Der bedeutendste Erreger ist Leishmania donovani infantum, ein zu den Protozoen zählender Blutparasit. Übertragen wird der Erreger durch Sandmücken, auch „Sand flies“ genannt. Die Leishmaniose ist im Mittelmeerraum, in Asien und Lateinamerika weit verbreitet. Die Anzahl der infizierten Hunde unterscheidet sich von Region zu Region sehr stark. Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine Zoonose - die Erkrankung kann also vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Der Import von Hunden aus dem Mittelmeerraum und Regionen, in denen die Erkrankung vorkommt, sowie die vermehrte Mitnahme von Hunden auf Reisen in die betroffenen Gebiete haben hierzulande zu einem Anstieg von Hunden mit Leishmaniose geführt.
Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Lethargie
Die fünfjährige Hündin Emma wurde aufgrund von Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Lethargie in der Praxis vorgestellt. Die Besitzer berichteten, dass die Hündin früher gerne herumgetollt wäre und auch stundenlange Spaziergänge kein Problem gewesen seien. In den letzten Monaten wäre die Hündin aber zunehmend lustloser und würde auch weniger fressen als früher.
Der Vorbericht ergab, dass Emma vor drei Jahren aus dem Tierschutzübernommen wurde – der Hund stammt ursprünglich aus Griechenland. Zum Zeitpunkt der Übernahme wurde eine Untersuchung des Blutes auf „Reiseerkrankungen“ durchgeführt, die jedoch keinerlei Auffälligkeiten ergab. Emma wurde ausführlich körperlich untersucht. Dabei konnte eine deutliche Schwellung der tastbaren Lymphknoten festgestellt werden. Weiterhin fiel auf, dass die Krallen der Hündin sehr lang waren und sie im letzten halben Jahr zwei Kilogramm an Körpergewicht verloren hatte. Es wurde eine umfangreiche Blutuntersuchung eingeleitet, wobei das Blut auch erneut hingehend Reisekrankheiten untersucht wurde.
Hunde, die sich mit Leishmaniose infiziert haben, können über einen langen Zeitraum keinerlei Krankheitsanzeichen zeigen. Einige Tiere bleiben auch ein Leben lang ohne jegliche Symptome. Kommt es aber bei einem Hund zum Ausbruch der Erkrankung, so schreitet sie häufig schnell voran und kann ohne Behandlung innerhalb von Wochen oder Monaten zum Tod des Tieres führen. Die auftretenden Symptome der kaninen Leishmaniose sind sehr vielfältig und teilweise auch unspezifisch. Zu den häufig beobachteten Anzeichen gehören Lethargie, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Hautläsionen, lokale oder generalisierte Schwellung der Lymphknoten, Nasenbluten, Nierenversagen. Ein vermehrtes bzw. überschießendes Hornwachstum der Krallen ist ebenfalls ein typisches Zeichen, welches bei an Leishmaniose erkrankten Hunden zu beobachten ist.
Die Blutuntersuchung von Emma zeigte erhöhte Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, anorganisches Phosphat), die auf eine Schädigung der Niere hinwiesen. Eine eingeleitete Urinuntersuchung bestätigte die vermutete Nierenschädigung, da im Urin Eiweiße nachgewiesen werden konnten. Im Fall von Emma kann davon ausgegangen werden, dass sich die Hündin bereits vor Jahren mit Leishmaniose infiziert hatte und die Erkrankung nun tatsächlich ausgebrochen war.
Ziel der Therapie ist es, das Wachstum der Erreger zu limitieren und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern.
Eine vollständige Eliminierung der Leishmaniose-Erreger bei erkrankten Hunden ist nicht möglich, daher ist auch eine Heilung erkrankter Tiere nicht zu erreichen. Ziel der Therapie ist es, das Wachstum der Erreger zu limitieren und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. Bei Emma wurde eine Kombinationstherapie mit den Wirkstoffen Miltefosin und Allopurinol gestartet. Alternativ zum Miltefosin kann in der Leishmaniose-Therapie auch der Wirkstoff N-Methylglucamin-Antimonat eingesetzt werden. Wegen der erhöhten Nierenwerte wurde bei Emma dieser Wirkstoff nicht verwendet. Zwar ist durch die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe keine völlige Erregereliminierung möglich, jedoch können die Erkrankungssymptome durch die Gabe in der Regel gemildert werden. Miltefosin wird über die Dauer von vier Wochen mit dem Futter verabreicht und bewirkt den Zelltod der Leishmanien. Allopurinol wird seit Jahren erfolgreich in der Leishmaniose-Therapie beim Hund eingesetzt. Der Wirkstoff verhindert die Vermehrung der Erreger, allerdings führt er auch zu einer vermehrten Ausscheidung von Xanthin, wodurch die Bildung von Harnsteinen begünstigt werden kann. Um einer Bildung von Harnsteinen vorzubeugen, aber auch um die Niere des erkrankten Hundes zu entlasten, sollte auf eine purinarme Ernährung umgestellt werden.
Emma wurde sechs Wochen nach Therapiebeginn zur Kontrolluntersuchung vorgestellt. Die Besitzer berichteten, dass die Hündin wieder wesentlich munterer sei, auch das Fressverhalten habe sich deutlich verbessert. Die Einnahme der Medikamente verlaufe problemlos und Nebenwirkungen seien nicht beobachtet worden. Die körperliche Untersuchung ergab eine nunmehr nur noch leichte Schwellung der tastbaren Lymphknoten. Auch die Nierenwerte von Emma wurden zu diesem Zeitpunkt erneut kontrolliert. Alle Werte hatten sich stabilisiert. Die medikamentöse Therapie wurde zunächst nur mit dem Arzneistoff Allopurinol weitergeführt, wobei die purin-arme Ernährung langfristig beibehalten wird. Eine weitere vierteljährliche Verlaufskontrolle wurde angeraten, sofern keine weiteren Auffälligkeiten auftreten. Die Besitzer wurden darauf hingewiesen, dass eine Heilung der bestehenden Nierenschädigung in Folge der Leishmaniose nicht mehr möglich sei und dass die momentane Therapie darauf abziele, ein Fortschreiten der Erkrankung so weit wie möglich hinauszuzögern.
Die Mitnahme von Hunden auf Reisen in Regionen, in denen die kanine Leishmaniose verbreitet vorkommt, z.B. in den Mittelmeerraum, nimmt stetig zu. Hunde, die in diese Region verbracht werden, sollten auf jeden Fall durch die Verwendung von geeigneten Antiparasitika vorbeugend vor Stichen der Sandmücken geschützt werden. Hierfür steht zum einen ein mit dem Wirkstoff Deltamethrin imprägniertes Halsband zur Verfügung. Hier ist zu beachten, dass es eine Woche dauert, bis der volle Wirkschutz besteht. Daher sollte dem Hund das Halsband entsprechend frühzeitig vor der Reise angelegt werden. Darüber hinaus können sogenannte Spot-on Präparate angewendet werden. Hierbei handelt es sich um Lösungen mit entsprechenden Wirkstoffen, die auf die Haut des Hundes aufgeträufelt werden. Der vollständige Wirkungseintritt erfolgt hier kurzfristig. Durch die Anwendung geeigneter Antiparasitika kann das Risiko einer Infektion mit Leishmaniose deutlich gesenkt werden. Allerdings ist auch hiermit kein 100%iger Schutz möglich.
3 Impfungen im Abstand von 3 Wochen
Seit einigen Jahren steht in Deutschland zusätzlich ein Impfstoff für die kanine Leishmaniose zur Verfügung, der darauf abzielt, eine spezifische zelluläre Immunität gegen die Parasiten beim geimpften Tier zu erzeugen. Die Grundimmunisierung umfasst drei Impfungen im Abstand von drei Wochen. Darauffolgend muss die Impfung einmal jährlich aufgefrischt werden. In den Studien des Herstellers konnte bei den geimpften Hunden eine deutliche Senkung des Risikos für das Auftreten von Krankheitssymptomen im Vergleich zu den nicht geimpften Hunden festgestellt werden.