Impfungen beim Hund – Schutz für Tiere und Besitzer:innen

Viele verheerende Infektionskrankheiten haben dank Impfungen ihren Schrecken verloren. Die Erinnerung an das fürchterliche Leid, das von diesen Krankheiten verursacht wurde, beginnt zu verblassen. Der Nutzen von Impfungen wird zunehmend kritisch diskutiert. Sowohl Menschen als auch deren Hunde profitieren aber bis heute von dieser revolutionären, medizinischen Erfindung. Denn für viele Krankheiten sind Impfungen weiterhin der einzige medizinisch sinnvolle Weg, das Immunsystem von Mensch und Hund auf eine Infektion vorzubereiten. Dabei schützen wir durch eine Impfung nicht nur unsere Mitmenschen vor Ansteckung. Auch im Zusammenleben mit unseren Hunden können bestimmte Impfungen helfen, Infektionsketten zu unterbrechen.

Die meisten Impfungen, die für Hunde verfügbar sind, betreffen Krankheiten, deren zoonotisches Potential äußerst gering ist. Das bedeutet, dass diese Krankheiten in der Regel nur Hunde betreffen und nicht an den Besitzer weitergegeben werden können. Gerade wenn der eigene Hund sehr sozial ist und viele Kontakte zu anderen Tieren gepflegt werden, können sich eine Reihe von Impfungen empfehlen, die das Risiko einer ernsthaften Erkrankung minimieren. Hierzu gehören etwa Impfungen gegen Canines Parvovirus und Hepatitis contagiosa canis. Doch diese Liste ist lange nicht erschöpft.

Welche Infektionskrankheiten können nun aber zwischen Hunden und Menschen transferiert werden, die eine Impfung im Zusammenleben ratsam machen? Und wer sollte geimpft werden?

Eine Infektionskrankheit, die immer mehr in den Hintergrund tritt, deren Bedeutung aber auf keinen Fall vernachlässigt werden darf, ist Tetanus. Auch bekannt als „Wundstarrkrampf“ wird diese Krankheit vom Bakterium Clostridium tetani verursacht, das praktisch überall in der Umwelt vorkommt und sich gerne auch in tierischem wie menschlichem Kot nachweisen lässt. Während es als simpler „Darmgast“ in der Regel keine Beschwerden verursacht, kann es vor allem beim Menschen zu tödlichen Infektionen von Wunden führen. Dies ist einer der Gründe, wieso Tetanusimpfungen auch heute noch zu den Standardimpfungen gehören, die schon in der frühesten Kindheit verabreicht werden.

Da die Krankheit aber bei Hunden oft einen weniger schweren Verlauf nimmt, wird hier nicht mit der gleichen Konsequenz geimpft. Doch im Spiel oder im Streit mit anderen Tieren können unsere Hunde sich genauso wie wir mit Tetanus infizieren, insbesondere wenn eine Bissverletzung vorliegt. Denn Bisswunden bieten oft ideale Bedingungen für die Vermehrung von Clostridium tetani.

Bisswunden sind dann auch einer der Gründe, warum ein Hundebesitzer ernsthaft über den eigenen Impfschutz gegenüber Tetanus nachdenken sollte. Natürlich haben wir im Idealfall eine gesunde Beziehung zu unserem Tier, die eine Bissverletzung praktisch ausschließt und niemand denkt gerne darüber nach, dass der eigene Hund einen mit einem Biss ernsthaft verletzen könnte. Aber außergewöhnliche Stresssituationen oder auch nur ein Versehen können ausreichen.

Für viele Krankheiten sind Impfungen weiterhin der einzige medizinisch sinnvolle Weg, das Immunsystem von Mensch und Hund auf eine Infektion vorzubereiten."

Dr. Malte Regelin

Leptospirose

Eine andere Krankheit, für die sich ein Impfschutz empfiehlt, ist die Leptospirose. Auch als „Erntefieber“ bekannt, sind hauptsächlich Menschen davon betroffen, die in der Forst- und Veterinärwirtschaft tätig sind. Zwar sind Fälle von Leptospirose glücklicherweise recht selten in Deutschland, aber sowohl Nutztiere als auch Wildtiere können oft lebenslange Wirte für diesen bakteriellen Erreger sein. Auch unsere Hunde können sich mit Leptospirose infizieren und diese verbreiten. Leider gibt es bisher noch keinen zugelassenen Impfstoff für Menschen, aber eine Impfung von Hunden ist möglich und empfohlen. Dies hat den Vorteil, dass ein geimpfter Hund, der zwischen verschiedenen Höfen frequentiert (weil er uns z.B. auf die Arbeit begleitet) oder auch nur beim Waldspaziergang mit kontaminiertem Urin in Kontakt kommt, als Zwischenwirt ausscheidet und so nicht noch zusätzlich zur Verbreitung von Leptospiren beiträgt. Schließlich schützt die Impfung des eigenen Hundes auch indirekt den Besitzer.

Vor dem Hintergrund, dass es für Leptospiren keinen zuverlässigen Humanimpfstoff gibt, scheint es dann auch nicht verwunderlich, dass deutschlandweit jährlich mehr Fälle von Leptospirose beim Menschen beobachtet werden als von Tetanus. Dies zeigt, wie sehr Impfungen ein wichtiger Beitrag dazu sind, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Deswegen soll an dieser Stelle auch die Tollwutimpfung erwähnt werden, die in Europa ebenfalls eine Erfolgsgeschichte ist und zeigt, wie wichtig die anhaltenden Impfbemühungen im Rest der Welt sind. Der letzte bekannte Fall von Tollwut in Deutschland wurde 2007 dokumentiert. Doch während die Krankheit hierzulande als „besiegt“ betrachtet werden kann, ist sie im Rest der Welt (insbesondere Afrika und Asien) noch immer verbreitet und fordert jährlich fast 100.000 Todesfälle. Fledermäuse, Füchse und andere Raubtiere bilden dabei anhaltende Reservoire für das Tollwutvirus und es ist nicht ausgeschlossen, dass durch die Migration von Wildtieren das Virus auch seinen Weg zurück nach Europa finden könnte.

Da hierzulande das Risiko an Tollwut zu erkranken derzeit praktisch weder für unsere Hunde noch für uns selbst existiert, wird oft auch auf eine Impfung gegen dieses Virus verzichtet. Generell kann es aber ratsam sein, in Rücksprache mit Tierarzt und Arzt eine Impfung in Betracht zu ziehen, wenn man z.B. häufig in das ferne Ausland reist und Kontakt zu Straßenhunden und Wildtieren hat. Denn schließlich waren es die Impfbemühungen gegen das Tollwutvirus, die Europa davon befreit haben.