Hoffentlich Allianz versichert!

Portrait Dr. Björn Becker
von Dr. Björn Becker – 25.10.2022

Hoffentlich Allianz versichert! Einer der Slogans aus den alten Zeiten, der sich in den Köpfen eingebrannt hatte. Und überhaupt. Früher war doch alles besser! Oder etwa nicht? Sagen wir mal so – früher haben sich Unternehmen noch viel Mühe gegeben, gute einprägsame Slogans zu entwickeln. Da saßen dann hoch dotierte Werbestrategen der Dinosaurier-Companies mit noch höher dotierten kreativen Agenturköpfen zusammen. Hinten raus kamen dann solche Slogans (leider auch furchtbare Spots für Waschmittel und Co. - aber das ist ein anderes Thema).

Keine guten Slogans!

Hier und heute geben sich im Markt der Tierkrankenversicherungen kaum noch Unternehmen Mühe, wirklich gute Slogans zu entwickeln. Das brauchen sie gerade auch nicht, denn in der aktuellen Situation ist es nötig, schnell ein Produkt auf den Markt zu bringen, um seine Position in eben genau diesem zu sichern. So ist das eben mit wachsenden Märkten. Und da machen die Tierkrankenversicherungen keine Ausnahme.

Ist es jetzt schlecht? Ich persönlich finde es sogar richtig gut. Aktuell sind die finanziellen Situation der Tierhalter:innen nicht besonders rosig. Aber auch die Tierärzt:innen sehen sich steigenden Kosten konfrontiert und möchten gleichzeitig auch höhere, gerechtere Löhne für die Angestellt:innen generieren. Es macht betriebswirtschaftlich ausschließlich Sinn, diese steigenden Kosten letztlich auf die Tierbesitzer:innen umzulegen.

Früher war alles besser !Denn haben sich Tierärzt:innen von Tierliebe ernähren können. Das ist natürlich Quatsch. Denn auch früher musste in Tierarztpraxen kostendeckend gewirtschaftet werden. Und auch früher wurde einem oft genug vorgehalten, den Beruf doch als Tierliebe ergriffen zu haben, ohne den rein monetären Gedanken zu verfolgen. Auch die neue Generation von Tierärzt:innen denkt anders. Und das ist gut so. Sie erkennen, dass sie auch ein Unternehmen wirtschaftlich führen müssen. Die Versicherer können dabei durchaus helfen, die leidige Diskussion mit den Tierhalter:innen um den letzten Euro, den man aus der GOT extrahiert, zu verhindern.

Apropos GOT: Die ist ab „morgen“ anders und hat sich ein wenig den steigenden Kosten angepasst. Viele sagen zu wenig und das auch zurecht, aber immerhin, es tut sich was.

TKV unter der Lupe

Fassen wir noch mal schnell zusammen: steigende Kosten, steigende GOT, steigende Erwartungshaltung, sinkendes frei verfügbares Geld bei den Halter:innen. Eine Konstellation, die sich schon vor längerer Zeit angedeutet hat, und die (endlich) dazu geführt hat, dass ich mir die TKV im Praxisalltag genauer unter die Lupe nehme.

Ja, früher war ich auch skeptisch, als es lediglich eine Handvoll Unternehmen gab, die vor allem im Bereich der OP-Versicherung tätig waren. Meine Einstellung hat sich geändert. Neben den Erfahrungen auf dem skandinavischen Markt und dem aus Großbritannien, sind es eben genau diese betriebswirtschaftlichen Überlegungen, die mich dazu gebracht haben, die Versicherung nicht nur im Team anzusprechen, sondern auch den Kund:innen direkt zu empfehlen. Früher waren die Abrechnungen mit den TKV noch sehr aufwändig und manchmal sehr zäh und zeitraubend. Viele Kolleg:innen haben daher dicht gemacht und weiterhin mit den Tierbesitzer:innen abgerechnet. So schlau war das nicht, da die Versicherer teilweise einen höheren Satz abrechneten, als die Besitzer:innen womöglich bereit zu zahlen waren.

Also von wegen früher war alles besser. Die neuen Versicherungen arbeiten oft schon digital, und es gibt immer mehr die Option der direkten Abrechnung. Das ist den Tierhalter:innen aus der Humanmedizin bekannt -und dort wird bekanntlicherweise nicht über Preise diskutiert. Oft zahlt die Versicherung mindestens den doppelten Satz, und auch das ist auch im Rahmen der GOT-Erhöhung wirklich sehr charmant. Und während viele Kolleg:innen in einschlägigen Foren darüber diskutieren, wie die erhöhten Preise möglichst schonend durch Senkung des eigenen Abrechnungssatzes den Kunden:innen durchsetzt werden können, rechnen andere Kolleg:innen selbstbewusst auch im Sinne der
möglichst besseren Bezahlung der Arbeitnehmenden ab.

Ich denke, dass wir mit den Versicherungen zusammen (und davon gibt es eine ganze Menge siehe Kasten) dafür sorgen können, dass unser 365-Tage-Einsatz angemessen entlohnt wird.

Ich bin auf Eure Meinung gespannt und freue mich auf einen Austausch.

PS: Das sind die Tierkrankenversicherungen in alphabetischer Reihenfolge: