Antibiotikaresistenzen in der Hundehaltung – eine Gefahr für mein Tier und mich?
Menschen und Hunde teilen auf Grund der Nähe zueinander viele verschieden Bakterien. In der Regel wird die Ausbreitung dieser Bakterien erfolgreich durch das Immunsystem kontrolliert, so dass es zu keinen Krankheitssymptomen kommt. Im hohen Alter oder unter besonderen medizinischen Umständen können diese Bakterien jedoch bei Hund und Besitzer zu Erkrankungen führen. Die Therapie dieser Erkrankungen wird oft mit Antibiotika durchgeführt, gegen die sogenannte Resistenzen bestehen können, welche eine erfolgreiche Therapie verhindern.
Antibiotikaresistenzen sind überall dort verbreitet, wo häufig Antibiotika angewendet bzw. verschrieben werden. Dies stellt die behandelnden Ärzte vor die Herausforderung abzuwägen, wann und ob eine Gabe von Antibiotika medizinisch sinnvoll ist. Eine Entscheidung, die sicherlich nicht leicht zu treffen ist. Oft ist eine solche Behandlung nämlich auch die einzige Behandlungsoption, aber sie beherbergt eben gleichzeitig das Potential die Ausbreitung von Resistenzen zu begünstigen.
Sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin sind sich alle Akteure dieser Problematik bewusst. Mit einigem Erfolg hat man es in der Tierhaltung geschafft, das Vorkommen von Antibiotikaresistenzen durch striktere Vergaberegeln für Antibiotika einzudämmen - und gleiches gilt auch für die Humanmedizin. Natürlich besteht längst kein Grund, in den Bemühungen nachzulassen, denn dann würden wir in rasantem Tempo die Erfolge der letzten Jahre wieder zunichtemachen.
Die Ausbreitung resistenter Bakterienarten ist also ein erhebliches, gesundheitliches Problem, das uns auch in der Zukunft weiter beschäftigen wird. Berichte, dass in Umwelt, Abwässern und Fleischprodukten resistente Bakterien nachgewiesen werden konnten, führen zu Verunsicherung. Spätestens hier werden Antibiotikaresistenzen zu einem Problem, das nicht nur Mediziner und Politiker beschäftigt. Doch was bedeuten Antibiotikaresistenzen für unseren Alltag mit unseren Hunden?
Haustiere & Antibiotikaresistenzen
Es ist bekannt, dass der Besitz eines Haustieres einen Risikofaktor für eine Infektion mit bestimmten, resistenten Bakterien darstellen kann. Häufig sind es nosokomiale Keime mit Antibiotikaresistenz, die auch in Haustieren gefunden werden, weshalb es naheliegend ist, dass sich der Besitzer zuerst mit besagtem Erreger infiziert und diesen dann als Zoonose an sein Haustier weitergegeben hat. Aber auch Infektionen von Haustierbesitzern mit Bakterienarten, die eigentlich nur typisch für Hunde sind, wurden beobachtet – inklusive der Übertragung von Resistenzen. Man muss also festhalten, dass die gegenseitige Infektion von Haustier und Besitzer mit antibiotikaresistenten Keimen nicht auszuschließen ist.
One Health hat insbesondere für Risikogruppen Bedeutung
Die zuvor genannten Beobachtungen sollten nun aber keinesfalls dazu führen, dass man Angst vor dem eigenen Hund entwickelt! Unser Immunsystem hat eine Vielzahl potenziell zoonotischer Erreger normalerweise gut im Griff, und es besteht kein Anlass zu Sorge. Dass antibiotikaresistente Keime zwischen Hund und Besitzer transferiert werden können, ist daher hauptsächlich für gefährdete Hunde und Personenkreise relevant, deren Immunsystem geschwächt ist. Sowohl für Hunde als auch Menschen gilt, dass diese in sehr jungem oder hohem Alter, während der Schwangerschaft oder während einer Behandlung mit immunsupprimierenden Medikamenten (z.B. während einer Chemotherapie) besonders anfällig für Infektionskrankheiten sind.
Gerade für die genannten Risikogruppen hat die Kenntnis über die Ausbreitungswege von Keimen unter dem Gesichtspunkt von One Health (menschliche und tierische Gesundheit sind miteinander verbunden) einen besonderen Stellenwert. Denn dann kann im Falle einer bakteriellen Infektion medizinisch sinnvoll unter Einbeziehung sowohl des Haustieres als auch seines Besitzers vorgegangen werden. So wäre es denkbar, dass die Infektion mit einem resistenten Keim bei einem alten Menschen auch eine Untersuchung und ggf. Behandlung des Hundes mit einschließt, um so sicher zu gehen, dass es nach der überstandenen Erkrankung nicht wiederholt zu einer solch schwer zu behandelnden Infektion kommt. Andersherum gilt es natürlich auch, gefährdete Hunde zu schützen, wenn der Besitzer mit einem zoonotischen Erreger diagnostiziert wurde.
Hygiene ist kein rein menschliches Problem
Das allgemeine Ziel muss es natürlich sein, überhaupt gar nicht erst in die Situation zu kommen, dass eine Antibiotikagabe notwendig ist. Womit wir wieder bei der Bedeutung von Hygiene in der Haustierhaltung wären. Gerade wenn man mit Personen und Tieren aus den genannten Risikogruppen zu tun hat, sind viele Verhaltensanpassungen hilfreich, die ungewollte Weitergabe von Infektionskrankheiten zu verhindern. Auch im Kontakt zu unseren Haustieren gilt, dass regelmäßiges Händewaschen uns und unsere Tiere vor Ansteckung schützt. Dies ist z.B. besonders wichtig, wenn es um die Zubereitung und den Verzehr von Nahrung geht. Gleichzeitig sollte man vermeiden, sich oder dem Tier ins Gesicht zu fassen bzw. sich über das Gesicht lecken zu lassen. Sofern Mensch und Hund gesund sind, scheinen diese Ratschläge vielleicht übervorsichtig zu wirken. Aber spätestens, wenn ein Haushaltsmitglied wirklich krank ist (z.B. Husten, Schnupfen oder Durchfall), sollten diese Verhaltensweisen Beachtung finden. Auch die Verwendung von geeigneten Desinfektionsmitteln kann in solchen Situationen helfen, der Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu begegnen. Dies ist umso mehr relevant, wenn es mehrere Tiere im Haushalt gibt.
Im Zentrum einer tiergerechten Hygiene sollte immer das gesunde Miteinander stehen – denn nur wenn Hund und Besitzer gesund sind, ist das Miteinander auch unbeschwert.