One Health: Infektionskrankheiten in Haushalten mit Hunden

Zoonosen und Hygiene

Dieser Tage ist das Thema in aller Munde. Als engagierter Haustierbesitzer ist es schwer, sich diesem zu entziehen. Gemeint sind Infektionskrankheiten des Tieres, die auch auf den Menschen übergreifen können - sogenannte Zoonosen. Die Vorstellung, dass unsere Haustiere Krankheiten übertragen können, sorgt für große Verunsicherung. In so mancher Diskussion kann man den Eindruck bekommen, als wäre das Konzept der Zoonosen ein neuartiges Phänomen entsetzlichen Ausmaßes. Zum Glück ist dem nicht so! Die folgenden Zeilen erklären, was Zoonosen eigentlich sind, was sie für uns und unsere Hunde bedeuten und wie man Zoonosen entgegenwirken kann.

Zu Anfang soll aber der Begriff Zoonose noch etwas näher beschrieben werden. Unter dem Begriff „Zoonose“ fallen nämlich alle Infektionskrankheiten, die von einer Art auf eine andere weitergegeben werden können. Der Infektionsweg ist also nicht einfach beschränkt auf den Transfer von Krankheitserregern vom Tier zum Menschen, sondern umfasst auch den umgekehrten Weg oder gar den Transfer zwischen zwei Tierarten (z.B. zwischen Hund und Katze). Infektionskrankheiten sind dabei solche Krankheiten, die durch die Weitergabe von Viren und Mikroorganismen, wie Bakterien und Pilzen, verursacht werden. Alle diese Krankheiten benötigen eine gewisse Nähe, um von einem Lebewesen (auch „Wirt“ genannt) zum anderen überspringen zu können.

Austausch von Mikroorganismen und Viren

Die Beobachtung, dass Krankheitserreger zwischen Mensch und Tier hin- und herspringen können, ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit der Mensch Tiere hält, kommt es durch die direkte Nähe zu den Tieren zu einem regelmäßigen Austausch von Mikroorganismen und Viren. Dieser Austausch ist insofern gut, als dass im Laufe der Jahrtausende die Mikroorganismen zu einem ganz normalen Bestandteil unseres Miteinanders geworden sind und eben nicht mehr zu ernsthaften Erkrankungen führen. Die Ausnahmen von dieser Normalität sind es allerdings, die wir als eigentliche Zoonosen wahrnehmen und denen mit der wachsenden Beliebtheit von Haustieren auf der ganzen Welt neue Bedeutung zukommt.

Durchfall, die häufigste Zoonose

Die häufigsten Zoonosen sind übrigens die klassischen Durchfallerkrankungen, die man typischer Weise mit einer Lebensmittelvergiftung in Verbindung bringt. Hierunter fallen z.B. die Campylobacteriose, die Salmonellose und die Yersiniose, bei Hundebesitzern aber sicherlich auch oft die Giardiose. Der Verzehr von verunreinigter Nahrung ist wahrscheinlich einer der häufigsten Infektionswege mit diesen Krankheitserregern. Dabei darf nicht vergessen werden, dass hier die Nahrungsaufnahme zwar der unmittelbare Infektionsweg ist, die Verunreinigung der Nahrung aber viele Ursachen haben kann. Das Haupteinfallstor für Krankheitserreger sind generell die Körperöffnungen und deren Schleimhäute, bzw. offene Wunden.

Dass Krankheitserreger an diese Orte gelangen, geschieht hauptsächlich durch unsere Hände. Krankheitserreger, die an unseren Händen anhaften, schaffen es oft nicht, die Hautbarriere zu überwinden. Wenn wir uns aber ins Gesicht fassen oder mit Lebensmitteln hantieren, die wir im Anschluss auch zu uns nehmen, erlauben wir diesen Krankheitserregern Zugang zu unserem Körper. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass eine Infektion Fuß fassen kann und es zu einer Erkrankung kommt.

Durch die wachsende Zahl an Haustieren und neue Haltungsformen ist von einer Zunahme zoonotischer Erkrankungen auszugehen. Für einen unbeschwerten Umgang mit dem eigenen Hund sollte man sich grundsätzlicher, hygienischer Verhaltensweisen bewusst sein."

Dr. Malte Regelin, Biochemiker, Hannover

Tiergerechte Hygiene

Wenn ich bei meinem Hund Krankheitssymptome wahrnehme, wie etwa Durchfall, Schnupfen und Husten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Infektionskrankheit vorliegt. In diesen Fällen ist es neben einem Besuch beim Tierarzt ratsam, besonders auf eine tiergerechte Hygiene zu achten.

Im Zentrum dieser Hygiene – das heißt Verhalten, das zur Vermeidung von Krankheiten dient – sollte das Bewusstsein über die Ausbreitungswege von Krankheitserregern stehen. Hieraus folgt sofort, dass regelmäßiges Händewaschen nach dem Kontakt zum eigenen Hund äußerst nützlich ist, um das Risiko für eine zoonotische Ansteckung zu reduzieren. Durch das Händewaschen spülen wir Krankheitserreger von der Haut, die ansonsten auf unsere Nahrung oder unsere Schleimhäute gelangen könnten (wenn wir uns z.B. in den Augen reiben). Auch würde man es sich sicherlich gut überlegen, ob man den schwer hustenden und schniefenden Partner innig küsst. Die gleiche Überlegung sollte gelten, wenn man bemerkt, dass das eigene Tier krank ist. Hier ist es besser, Verhaltensweisen anzunehmen, die bestenfalls kontaktlos die gleiche Liebe und Zuneigung vermitteln und so verhindern, dass wir uns möglichen Krankheitserregern preisgeben.

Da Hunde anders als wir Menschen mit dem Thema Hygiene umgehen (was für uns die Hände sind, ist für den Hund oft die Zunge), kann es ebenfalls angeraten sein, die Stellen, an denen sich das erkrankte Tier aufgehalten hat, regelmäßig zu reinigen. Spätestens wenn der Tierarzt eine Infektionskrankheit festgestellt hat, sollte dieser auch auf die Möglichkeiten von Desinfektionsmaßnahmen direkt angeprochen werden. Desinfektion kann nützlich sein, weil sie unmittelbar auf Gegenstände angewendet werden kann, die von allen Familienmitgliedern (zu denen natürlich auch der Hund gehört) angefasst bzw. geteilt werden und wo regelmäßiges Händewaschen eben nicht möglich ist.

One Health - eine Gesundheit

Man kann es schon erahnen, der Schlüssel für ein gesundes, unbeschwertes Miteinander in einem Haushalt mit Hund ist es, auf einander achtzugeben und Rücksicht zu nehmen. Weil Hunde aber kein Verständnis für die Ausbreitungswege von Infektionskrankheiten haben, ist es die Aufgabe von uns Menschen, ein Umfeld zu schaffen, in dem wir und unsere Haustiere gesund leben können. Diese Verantwortung für uns und unsere Tiere, sowie das Bewusstsein für die gegenseitige Abhängigkeit bei der Ausbreitung von Krankheitserregern, ist der Anspruch des Konzeptes „One Health“ („Eine Gesundheit“). Dieses Konzept hat zum Ziel, Menschen, Tiere und die Umwelt zu erhalten und so allen Lebewesen ein gesundes Leben zu ermöglichen.

Fazit

Vom Haustier und an Haustiere übermittelte Zoonosen spielen in unserem Alltag glücklicherweise noch eine untergeordnete Rolle. Durch die wachsende Zahl an Haustieren und neue Haltungsformen ist aber von einer Zunahme zoonotischer Erkrankungen auszugehen. Für einen unbeschwerten Umgang mit dem eigenen Hund sollte man sich grundsätzlicher, hygienischer Verhaltensweisen bewusst sein. Regelmäßiges Händewaschen, insbesondere vor dem Umgang mit Nahrungsmitteln, und eine an die Haltungsform angepasste Reinigung und Desinfektion stehen im Zentrum eines gesunden Miteinanders, das ganz im Sinne von „One Health“ berücksichtigt, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt unmittelbar miteinander verbunden ist.