Goldimplantation zur Schmerztherapie - "Sanchez und die Schmerzen"

Als „Sanchez“, ein mittlerweile neun Jahre alter Labrador-Mix-Rüde, vor einem Jahr in unserer Praxis vorgestellt wurde, bot er einen traurigen Anblick. Er ließ den Kopf hängen und hatte offensichtlich bei jedem Schritt Schmerzen. Seine Sprunggelenke waren hochgradig geschwollen und heiß.

Sanchez hatte einen seit 2012 andauernden Leidensweg hinter sich. Im Jahr 2012 war ein Knochentumor am Kopf diagnostiziert worden, der ihm ein noch sechs Monate andauerndes Leben voraussagte. Um den Tumor im Wachstum zu stoppen, bekam er ein Schmerzmittel, bei dem bekannt ist, dass es bestimmte Tumore im Wachstum hemmen kann. Trotz dieser Therapie bekam der Hund massive Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat, und die Sprunggelenk auf einer Körperseite wurden dick. Durch die Fehlbelastung aufgrund der Schmerzen bekam er eine starke Entzündung der Schulter auf der anderen Körperseite und konnte nicht mehr aufstehen. Die diagnostizierte Osteoarthritis wurde weiter mit Schmerzmitteln (nichtsteroidale Antiphlogistika), Kortison und auch Radiosynoviorthese behandelt. Röntgenaufnahmen bestätigten die Diagnose. Eine zusätzliche Physiotherapie wurde begonnen. Der Erfolg blieb leider aus. Als Sanchez zu uns kam, bekam er täglich die doppelte Dosis des eigentlich für sein Körpergewicht zugelassenen Schmerzmittels.

Wir führten eine allgemeine Untersuchung (die keinen besonderen Befund ergab), eine spezielle Untersuchung des Bewegungsapparates, eine Gangbildanalyse (Kontrolle der Gangarten Schritt, Trab und Galopp im Freien) und eine sogenannte Triggerpunktdiagnostik durch. Hierbei handelt es sich um Punkte, die auch schon im Frühstadium einer Störung oder Erkrankung spontan auf Druck reagieren und deshalb wertvolle Hinweise auf den Sitz der Erkrankung liefern können. Oft, aber nicht immer, sind Triggerpunkte mit Akupunkturpunkten identisch. Wir unterscheiden kutane Punkte, myofasziale Punkte, muskuläre- und osseäre Punkte, sowie Gelenkspunkte. Bei Sanchez reagierten die Triggerpunkte aller Gelenke einschließlich der Wirbelsäule. Daraufhin entschlossen wir uns zur Goldimplantation (GI).

Goldimplantation - was ist das eigentlich?

Es handelt sich um eine Form der Akupunktur, bei der kleine Goldstückchen an Triggerpunkte durch eine Hohlnadel unter die Haut - in die Muskulatur - gelenksnah und an die Knochen implantiert werden. In erster Linie werden dem Hund durch die Goldimplantation Schmerzen genommen, die durch Veränderungen in den Gelenken entstehen. Darüber hinaus wird über die Einwirkung auf Akupunkturpunkte der Stoffwechsel des Gelenkes und seiner Umgebung angeregt. Entzündungs- und Schmerzstoffe werden abtransportiert. Bei einer erfolgreichen Implantation stellt sich eine Schmerzfreiheit, bzw. -armut ein. Das erhöht die Lebensqualität des Patienten und des Besitzers! Schmerzmittelgaben sind in der Regel nach einer gewissen Zeit nicht mehr nötig oder können zumindest stark reduziert werden. Erstmals wurde die Goldimplantation von amerikanischen Tierärzten eingesetzt. Über Skandinavien gelangte die Methode in den deutschsprachigen Raum. Zur korrekten Anwendung bedarf es viel Erfahrung in Orthopädie, Chirurgie sowie Akupunktur.


Wann ist eine GI sinnvoll?
Bei chronischen Problemen des Bewegungsapparates wie z.B.
- Arthrose
- Knieproblemen
- Rückenschmerzen
- Spondylosen (Wirbelsäulenverknöcherungen)
- Hüfgelenksdysplasie (HD) - hier ist auch eine prophylaktische Goldimplantation (GI) möglich!

Wie erfolgt die Durchführung?
Nach ausführlicher Diagnostik inklusive Gangbildanalyse und Röntgenaufnahmen, erfolgt die Goldimplantation in Inhalationsvollnarkose mit Überwachung der Herz- und Atemfunktion. Im Anschluss werden Röntgenaufnahmen zur Überprüfung des korrekten Sitzes der Implantate angefertigt.

Zufriedenstellende Operation 

Bei Sanchez verlief die Operation absolut zufriedenstellend. Er verkraftete die ca. zweieinhalbstündige Narkose problemlos und war nachmittags bereits wieder auf den Beinen. Damit er die nun deutlich schmerzreduzierten Gelenke nicht überstrapaziert, musste er leider einen 10 Tage andauernden Leinenzwang aushalten. Im Anschluss daran durfte er sich aber wieder frei bewegen. Eine angeratene Physiotherapie war aus privaten Gründen der Besitzer zu diesem Zeitpunkt leider nicht möglich. Sanchez hat oft immer noch geschwollene Sprunggelenke, benötigt aber nur noch selten Schmerzmittel. Er spielt mit seiner Freundin Tincka und ist insgesamt wieder ein fröhlicher Hund!