Gewichtsmanagement - Spezialsprechstunde an der Medizinischen Kleintierklinik München

Studien haben gezeigt, dass fast die Hälfte der in Deutschland als Haustiere gehaltenen Hunde und Katzen übergewichtig sind. Als übergewichtig gelten Haustiere, die mehr als zehn Prozent ihres Idealgewichtes aufweisen. Fettleibig sind die Kleintiere, wenn das Körpergewicht das Idealgewicht um zwanzig Prozent übersteigt. Der häufigste Grund für das Übergewicht ist eine übermäßige Energieaufnahme. Das bedeutet, es werden mehr Kalorien mit dem Futter aufgenommen als verbraucht, und der Körper lagert die überschüssige Energie als Fett ein. Als Risikofaktoren für Übergewicht gelten die Kastration, wenig Bewegung und uneingeschränkter Zugang zu Futter. Außerdem zählen viele Tierbesitzer Belohnungen, Kauartikel, Zahnpflegeprodukte, Essensreste und Hilfen zum Eingeben für Medikamente, wie z.B. Leberwurst, nicht als „Futter“, obwohl diese Extras wahre Kalorienbomben sind.

Auch "Bonzo" hat ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Bonzo ist ein viereinhalb Jahre alter, kastrierter Rhodesien Ridgeback Rüde. Sein aktuelles Gewicht beträgt 60,5 kg. Sein Idealgewicht wären 50 kg, sodass er 10 kg Übergewicht hat. „Manche Leute klopfen meinem Bonzo beim Spazieren gehen auf die Flanken und kommentieren, dass er aber proper beieinander sei“, ärgert sich die Besitzerin. Bonzo ist zwar ein aktiver Hund und sie hat schon viel versucht, um sein Gewicht zu reduzieren -  bislang jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Deshalb ist die Halterin mit ihrem Hund jetzt in die Gewichtsmanagement-Spezialsprechstunde der Medizinischen Kleintierklinik in München gekommen, um sich professionell beraten und einen Ernährungsplan für Bonzo erstellen zu lassen.

So engagiert sind nicht alle Besitzer. Oft wird Übergewicht bei Haustieren nicht als solches wahrgenommen oder sogar als „süß“ empfunden.  Den Besitzern ist nicht bewusst, wie sehr Übergewicht der Gesundheit ihres Lieblings schadet. Übergewicht erhöht das Risiko für Diabetes mellitus, Gelenkserkrankungen, Hauterkrankungen, Harnwegserkrankungen und bestimmte Tumorarten und kann dadurch die Lebenserwartung im Durchschnitt um bis zu zwei Jahre verringern. Auch für Tierärzte stellt es oft eine große Herausforderung dar, den Patientenbesitzer auf das Übergewicht seines Tieres aufmerksam zu machen und ihn dazu zu motivieren, sein Tier abnehmen zu lassen.

Übergewicht ist wie auch bei den Menschen ein sehr sensibles Thema. Seit November 2017 kann jetzt in die „Gewichtsmanagement“- Spezialsprechstunde der Medizinischen Kleintierklinik überwiesen werden. In der Ernährungsberatung wird individuell auf die Bedürfnisse der Tiere und auch der Besitzer eingegangen, um die Futterumstellung langfristig in den Alltag integrieren zu können und das Tier gesund abnehmen zu lassen. Lediglich eine geringere Menge des üblichen Futters zu füttern, ist auf die Dauer nicht gesund und führt langfristig nicht zum Erfolg. Bei der allgemein bekannten klassischen FDH-Diät („Friss die Hälfte“) werden zwar weniger Kalorien aufgenommen, doch erhält das Tier auch nur die Hälfte aller anderen lebensnotwendigen Vitamine und Mineralstoffe, so dass es zu Mangelerscheinungen kommen kann. Zudem wird zu wenig Protein aufgenommen, was sogar zu Muskelabbau führen kann.

Wie läuft so eine Sprechstunde genau ab?

Bonzos Besitzerin hat an der Medizinischen Kleintierklinik per Email (p.koelle@medizinische-kleintierklinik.de) einen Termin für die „Gewichtsmanagement“-Sprechstunde vereinbart. Die Sprechstunde findet mittwochmorgens zwischen 8.00 und 10.00 und donnerstagnachmittags zwischen 16.00 und 18.00 an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) am Englischen Garten statt. Außerdem bekommt die Besitzerin einen Fragebogen per Email zugesandt. In diesem werden neben allgemeinen Fragen zu dem Haustier (Alter, Geschlecht, Gewicht, Kastration) auch detaillierte Fragen zur Fütterung (bisherige Fütterung, Leckerlies), Unverträglichkeiten, Krankheiten und weitere Besonderheiten abgefragt. Dieser Fragebogen sollte vor dem Termin an den Service für Ernährungsberatung geschickt werden. Entweder per Post oder als Anhang einer E-Mail.

Zu Beginn des Termins wird Hund Bonzo auf einer großen Waage gewogen. Anschließend wird sein Hals-, Brust- und Bauchumfang mit einem Maßband vermessen und sein Ernährungszustand anhand des Body Condition Score bestimmt. Das Body Condition Scoring ist ein Punktesystem zur neutralen Beurteilung des Ernährungszustandes eines Tieres. Danach wird zusammen mit dem Besitzer ein Ernährungsplan mit Hilfe des Computerprogramms „Diet Check“ erstellt. Hier werden die einzelnen Komponenten der gewünschten Futterration eingegeben und überprüft, ob diese alle wichtigen Nährstoffe enthält und der Kaloriengehalt entsprechend der gewünschten Diät angepasst. Dabei kann ganz individuell auf die Wünsche des Hundes als auch der Besitzer eingegangen werden. Die Rationen können aus Fertigfutter, rohen, selbst gekochten Komponenten oder einer Kombination daraus zusammengestellt werden. Auch Leckerlis werden berücksichtigt. Die erstellte Ration wird zusammen mit einem Futterplan ausgedruckt und dem Besitzer mitgegeben. Außerdem werden begleitende Maßnahmen, wie z.B. Anreiz zu mehr Bewegung oder die Verwendung eines Anti-Schling-Napfes besprochen.

Rhodesien Ridgeback "Bonzo" hat seinen neuen Diätplan sehr gut akzeptiert (der Napf ist jetzt sogar voller als vorher) und hat schon etwas abgenommen. Nach ein paar Wochen soll ein Kontrolltermin stattfinden. Hier wird der Hund noch einmal gewogen, vermessen und die Ration je nach Bedarf an das neue Gewicht angepasst.

Anamnesebogen für die Ernährungsberatung