Chronische Darmentzündung beim Hund - Belastungsprobe für Tier und Besitzer
Vor 1 ½ Jahren kam der neunjährige Terrier-Mix Pluto in meine Praxis. Äußerlich wirkte er nicht krank. Seine Besitzerin aber berichtete, dass Pluto wässrigen Durchfall und Erbrechen hatte. Zunächst waren die Phasen nur kurz, zunehmend hielt der schlechte Zustand länger an. Zuvor wurde Pluto bereits mehrfach gegen Darmparasiten und Darminfektionen behandelt. Seine Ernährung wurde auf ein kommerzielles hypoallergenes Futter umgestellt. Diese bisherige Therapie brachte jedoch nur einen kurzfristigen Erfolg.
Warum wiederkehrender Durchfall und Erbrechen ein Alarmsignal sind!
In der klinischen Untersuchung waren die Vitalparameter ohne Befund und ohne weitere Hinweise. Sein Fell war etwas stumpf, die Krallen bereits seit längerem schlecht im Wachstum und splitterten sehr schnell. Daraufhin bat ich die Besitzerin ein Protokoll zu führen, indem der Kotabsatz sowie sonstige Auffälligkeiten notiert werden sollten.
Die Problemliste füllte sich mit folgenden Punkten:
- wässriger Kot, häufig zum Tagesende schlechter werdend
- morgendliches Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Schmatzen über den Tag
- geringer Fellglanz
- mangelnde Krallenqualität
Weiterführende Untersuchungen mit Labor und bildgebender Diagnostik standen nun auf dem Plan. In der Blutuntersuchung wurden reduzierte Bluteiweißwerte, erhöhte Bauchspeicheldrüsenwerte sowie ein erhöhter Folsäurespiegel festgestellt. In der Ultraschalluntersuchung fanden sich ebenfalls Hinweise auf einen Entzündungsprozess im Darm. Die Darmlymphknoten waren auffällig vergrößert, und sowohl die Magen- und Darmschleimhaut waren verdickt. Hier fanden sich somit die ersten Hinweise, dass Plutos Darm nicht mehr richtig funktionierte.
Plutos Disgnose war gefunden: Inflammatory bowel disease!
Pluto leidet an einer chronischen Darmentzündung, auch bezeichnet als IBD (Inflammatory bowel disease). Die Darmentzündung hatte sich innerhalb weniger Monate zunehmend verschlechtert und dadurch zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung geführt. Durch die dauerhafte Entzündung der Bauchspeicheldrüse wurde die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen verhindert, und es bestand nun dringender Handlungsbedarf.
Was kann eine Darmentzündung auslösen?
Eine Darmentzündung kann durch vielfältige Ursachen ausgelöst werden. Hauptverantwortlich sind vorherige Darminfektionen, eine Unverträglichkeit auf Futterbestandteile und/oder Konservierungsstoffe, aber auch eine genetische Veranlagung kann dazu führen. In Plutos Fall waren sowohl die vorherigen Infektionen, als auch die unverträglichkeiten Auslöser der dauerhaften Darmentzündung. Ob hier auch eine genetische Ursache vorlag, konnte in Plutos Fall nicht ermittelt werden, da er aus dem Tierheim stammt.
Welche Therapie ist möglich?
Die Vorgehensweise meiner Praxis sieht als Erstes vor, die potentiellen Auslöser zu vermeiden und den Darm zu stärken. Bei einer Darmerkrankung spielt die Ernährung eine zentrale Rolle. In einigen Fällen reicht es bereits aus, den Ernährungsplan anzupassen, um eine Darmsanierung und eine deutliche Linderung der Symptomatik zu erreichen. In schweren Fällen ist eine zusätzliche immunmodulierende Therapie mit Medikamenten notwendig. Wir erreichten so in nur wenigen Monaten eine Stabilisierung seines Zustands ohne Zugabe von Medikamenten.
Auch wenn Einbrüche für beide Seiten frustrierenden sind, darf man nicht vorzeitig den Kopf in den Sand stecken."
Ohne Medikamente häufig keine Besserung.
Zur Verbesserung seines Zustandes beschlossen wir, mit der Besitzerin dann jedoch eine medikamentöse Therapie zu starten. Bevor wir damit begannen, wurde eine Endoskopie des Magens und des Darms bei Pluto durchgeführt. Dies war notwendig, um den Schweregrad festzustellen und die Therapie auf Pluto genau abzustimmen. Bei einer Endoskopie werden kleine Gewebeproben, sogenannte Biopsien, aus dem Magen und Darm entnommen. Diese Gewebeproben gelangen zur weiteren histologischen Untersuchung in ein Speziallabor.
FAZIT: Eine chronische Darmentzündung ist nicht heilbar!
Es kommt immer wieder zu Phasen mit Durchfällen und Erbrechen. Häufig haben die in meiner Praxis vorgestellten Patienten einen längeren Leidensweg hinter sich. Ein enges Zusammenarbeiten ist hier unerlässlich. Nicht jede Therapie bewirkt eine sofortige positive Reaktion und Linderung der Symptome, gerade wenn der Darm sehr lange überreizt wurde. Auch wenn Einbrüche für beide Seiten frustrierenden sind, darf man nicht vorzeitig den Kopf in den Sand stecken.