Eine neue Hüfte für Dobermann Tyler
"Tyler", ein Dobermann-Mix, wurde am 18. August 2011 vom Nümbrechter Tierschutzverein "Menschen für Tiere e.V." in der Praxis vorgestellt mit dem Hinweis, er habe große Probleme mit seiner Hüfte und könne nur sehr schlecht laufen. Er war abgemagert bis auf die Knochen, lethargisch und litt sichtbar unter Schmerzen. Tyler zeigte einen deutlichen Muskelabbau und einen Hochstand des rechten Oberschenkels. Bei der Ganguntersuchung ist uns eine starke Lahmheit dieses Beines aufgefallen. Der Bewegungsumfang des Hüftgelenkes war deutlich eingeschränkt und bei der Streckung zeigte der Hund Schmerzen. Daraufhin haben wir eine Röntgenuntersuchung durchgeführt, wobei sich herausstellte, dass die Hüfte luxiert war, mit anderen Worten: der Oberschenkelkopf saß nicht in der richtigen Position. In einer funktionierenden Hüfte sitzt der Oberschenkelkopf in der Pfanne (s. Abb. 1). Bei Tyler saß der Oberschenkelkopf oberhalb der Pfanne. Er wies diese Veränderung seit langer Zeit auf, so dass der Oberschenkelkopf eine Pseudopfanne im Becken gebildet hatte (s. Abb. 2).
Lösung: Künstlicher Hüftgelenkersatz
Aufgrund des Schweregrades der Verletzung war für Tyler die Wiederherstellung seines Hüftgelenks nicht mehr möglich. Die beste Option, Tyler ein schmerzfreies und voll belastbares Hüftgelenk zu ermöglichen, war daher ein künstlicher Hüftgelenkersatz.
Der künstliche Hüftgelenkersatz wird in der Tiermedizin seit mehr als 30 Jahren zur Behandlung von Hüftgelenkerkrankungen und -Traumata verwendet. Im Grunde werden bei diesem Verfahren Oberschenkelkopf und Pfanne durch eine sog. Oberschenkelkopf- und Pfannenprothese ersetzt. Es gibt verschiedene Modelle von Prothesen. Tylers Oberschenkelkopfprothese besteht aus Titan, die Pfanne besitzt eine Außenhülle ebenfalls aus Titan und eine Innenbeschichtung aus Polyäthylen (s. Abb. 3).
Erfolgsquote des künstlichen Hüftgelenkersatzes liegt bei über 95 %
Tylers Operation war besonders schwierig, da die gesamte Muskulatur verkürzt war. Hinzu kam, dass die Pfanne und die Pseudopfanne verbunden werden mussten, um die Prothese einsetzen zu können. Trotz dieser Schwierigkeiten ist die Operation sehr gut verlaufen, und Tyler hat alles gut überstanden. Am Tag nach der Operation konnte Tyler das Bein vollständig belasten. Innerhalb von sieben Monaten hatte Tyler eine sehr gute Muskulatur aufgebaut und zeigte keinerlei Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen. Da Tyler ein lebenslustiger Hund ist, hat uns dieser Erfolg besonders gefreut. Der künstliche Hüftgelenkersatz ist sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin ein etabliertes Verfahren zur Behandlung von Hüftgelenkverletzungen und Hüftgelenkdysplasien (HD). In der Tiermedizin liegt die Erfolgsquote des künstlichen Hüftgelenkersatzes über 95 %. Aus diesem Grund ist diese Methode die beste Behandlung bei diesen Erkrankungen.