Norderney: Seeluftschinken, Wattwelten & Hundeidylle

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 21.08.2020

Der Kölner an sich hat Glück. Er hat den Dom, den Rhein, den Karneval und einen günstig gelegenen Bahnhof. Zweimal täglich geht von hier aus recht günstig nach Norderney zu fahren. Für die gut 400 Kilometer benötigen Bahn und Fähre sechs Stunden und ein paar Zerquetschte - mit einem Aufenthalt von einer Dreiviertel Stunde, wenn in Norddeich/Mole auf die Fähre umgestiegen wird. Da macht es auch überhaupt nichts aus, wenn die avisierte Fahrt erst knapp 20 Minuten später startet. Der Kurzurlaub beginnt ab sofort.

Woran es auch immer liegt, in diesem Zug scheinen alle gut gelaunt zu sein. "Ach wissen Sie, diese Tour ist immer wie Urlaub für uns", erklärt die völlig stressbefreite Zugbegleiterin, während per Lautsprecheransage der Nachwuchs ermuntert wird, gemeinsam mit der Kindercrew der Bahn zu basteln. Frischluft gibt es übrigens auch während der Fahrt, denn in diesem IC lassen sich die Fenster noch öffnen.

"Immer ein Hochgenuss!"

Als ein Kind der 90er Jahre schwirrt in meinem Kopf stets die Werbung vom Inselschinken herum. In seinen Bann hat mich damals die unvergleichliche Stimme des mittlerweile verstorbenen Schauspielers Wolfgang Völz genommen, den ich als Butler von Graf Yoster und als Stimmgeber für den Lügenbaron Käpt'n Blaubär lieben gelernt habe. Probiert habe ich übrigens den "Original Norderneyer Seeluftschinken" vor und während dieser Reise nie - trotz seines von Herrn Völz so gepriesenen "un-ver-gleich-lichen Geschmacks".

Für eine Bootspartie bin ich immer zu haben, vor allem, wenn ich an Land über den Starnd jagen kann!"

Rauhaardackel Bruno, 9 Jahre alt

55 Minuten mit der Fähre

Der günstige Preis, den die Bahn aufgerufen hat, beinhaltet auch die Fähre vom Festland zur Insel. Die FRISIA-Fähren schippern in 55 Minuten Menschen, Autos, Fahrräder und Hunde auf die Nordseeinsel. Für Hin- und Rückfahrt muss man recht tief in die Tasche greifen. 21 Euro verlangt man für Erwachsene, stolze neun Euro für Hunde, nur die Kinder unter sechs Jahren fahren umsonst

Mit dem Ablegen der Fähre kommt tatsächlich das Urlaubsgefühl auf, das man sich als Städter so sehr wünscht. Die Ruhe wird nur kurz unterbrochen, als der Kapitän sein Signalhorn ertönen lässt, um die entgegenkommende Fähre zu grüßen. Danach herrscht wieder Ruhe, die nicht nur die Zweibeiner zu schätzen wissen, sondern auch die fünf mitreisenden Hunde.

Wir machen 14 Tage mit unseren Hunden und Pferden Urlaub auf Norderney und genießen vor allem die unbeschwerten Standspaziergänge mit Bobby & Jule."

Nicole und Ewald aus Recklinghausen

"Meine Insel!"

"Norderney - meine Insel! - so lautet nicht nur der Slogan der Kurverwaltung. Auch die Touristen scheinen die Norderney, wenn auch nur für kurze Zeit, liebevoll anektiert zu haben. Antje und Udo jedenfalls, die beiden Hundefreunde aus Breckerfeld bei Hagen, kommen nun schon zum neunten Mal auf die Nordseeinsel, um hier mit ihrem Boomer-Mix "Fynn" ihren Sommerurlaub zu verbringen. "Das Schöne ist, dass wir unseren Hund überall hin mitnehmen können", erzählt die Urlauberin und vergisst nicht zu erwähnen, dass Fynn immer an der Leine ist, da der kleine Hund ein Jäger ist und an den zahlreichen Kaninchen seine wahre Freude hätte. "Wir fühlen uns hier total wohl und kommen immer wieder nach Norderney", erklärt Udo. Ganz im Gegensatz zu Cuxhafen. Hier haben die Breckerfelder miese Erfahrungen gemacht und werden da "nie wieder hinfahren".Damit das Miteinander von Hundebesitzern und den Gästen ohne Vierbeiner konfliktfrei ablaufen kann, gelten die allgemein üblichen Gepflogenheiten, die auch überall sonst selbstverständlich sind. Kostenfrei gibt es überall auf der Insel „Schietbüdel“, die natürlich auch genutzt werden sollten.

Aus Recklinghausen mit zwei Pferden und zwei Hunden

"Norderney ist die absolute Hundeinsel", lautet die Meinung von Nicole und Ewald aus Recklinghausen. Schon zum dritten Mal verbringen sie ihren Jahresurlaub auf der Nordseeinsel. Mit dabei sind immer ihre beiden Hunde - Bernhardiner Bobby (5) & Border Terrier Jule (11) - sowie zwei ihrer drei Pferde. "Unsere Hunde sind hier überall willkommen!" Am Weststrand drehen die vier nachmittags ihre Runde. Hier am Hundestrand haben die vierbeiner einiges zu entdecken. Natürlich ist ein Bad im Meer jedes Mal absolute Pflicht.

An den folgenden drei Hundestränden können Hund und Besitzer nach Herzenslust im Sand und den Wellen toben - beachtet werden sollte dabei allerdings die dortige ganzjährige
Leinenpflicht. An allen anderen Strandabschnitten ist die Mitnahme von Hunden nicht gestattet.

Ostbad „Weiße Düne“: östlicher Abschnitt (vom Strandaufgang, d.h. von der „Weißen Düne" aus gesehen)
Oase (mit FKK-Strand): westlicher Abschnitt (vom Strandaufgang, d.h. vom Parkplatz aus gesehen)
Weststrand: südlicher Abschnitt (vom Strandaufgang, d.h. von der Badehalle aus gesehen)
Rasenfläche neben der Schutzhalle am Weststrand

Nächster Urlaub: Norderney

Der Kölner an sich hat Glück, doch kann sich jeder die Glücksfahrkarte selbst lösen, wenn das Ziel Noderney heißt. Jeder, der die Nordseeinsel bisher noch nicht besucht hat, sollte das schnellstens ändern. Die Fahrkarte für Mensch und Hund ist schnell gebucht, und ein Anruf bei der Fremdenverkehrszentrale der Insel reicht, um das passende (Hunde-) Bett zu finden.