Hunderunde mit Mats Hummels - "Eine Bewerbung!"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 29.06.2018

Schon seit gut 24 Monaten versuche ich, den Fußballnationalspieler Mats Hummels auf einer Hunderunde zu begleiten und ihn unterwegs zu interviewen. Ganz richtig: der gut aussehende Sportler ist nicht nur mit der verdammt attraktiven Catherine verheiratet und seit Januar 2018 Vater von Sohn Ludwig, sondern auch noch "Herrchen" von Labrador "Coco" und Zwergspitz "Twix". Irgendwie hatte es bisher zeitlich nicht geklappt - der Fußballer ist ja auch mächtig unterwegs. Als Angestellter des FC Bayern tanzte er auf diversen sportlichen Hochzeiten, wobei die Keule der Misserfolge ungerechterweise im Halbfinale der Champions League zugeschlagen hatte und im Schatten dieser Enttäuschung auch noch im nationalen Pokalfinale verloren ging. Zudem setzt sich Mats neben dem Sport als Schirmherr die Aktion „Wir laufen für UNICEF“ für benachteiligte Kinder ein, trägt nach dem Sport die Klamotten eines bekannten Modehauses und Schweizer Nobeluhren zur Schau und ist Markenbotschafter der Firma mit den drei Streifen im Logo. Da bleibt nicht viel Zeit für eine Hunderunde, vor allem, weil da ja noch die Verteidigung des WM-Triumpfs in Russland anstand. 

Der Nationaltrainer Joachim "Jogi" Löw sollte es dann nach dieser anstrengenden Saison richten, so wie er es immer in der Vorbereitung auf eine WM geschafft hatte, seine Mannschaft zu einer Einheit zu formen, die körperlich fit und mental auf der Höhe war. Als Untermauerung hatten sich die Marketingprofis noch an die Worte des ehemaligen Bundestrainers, Hans-Hubert "Berti" Vogts, erinnert, der 1996 den Teamgedanken ins Zentrum des Interesses brachte: "Der Star ist die Mannschaft!" - sprach's und wurde Europameister. Die Werbeprofis machten aus Bertis Weisheit flink "Die Mannschaft", was für die Vermarktung der Truppe sicherlich von Vorteil war, und zudem beim gemeinen Fußballfan seine Wirkung entfachen sollte. Ob die Botschaft jedoch den Angler, sprich das Team, selbst erreichte, bleibt fraglich. Die Fußballfreunde, die zu Hause für das Unternehmen "Titelverteidigung" den Glücksdaumen drücken wollten, kamen irgendwie nicht zum Zuge. Die Berichterstatter kehrten die sparsamen Informationskrumen vorsichtig zusammen, versuchten einen Funken zu erzeugen, der das Fußballfeuer in der Heimat entfachen sollten. Doch statt Fußballtennis im Garten der Nobelherberge, Fahrradausflügen ins russische Umland oder humorigen Einlagen der Poldi-Nachfolger, mussten die politischen PR-Aktionen von Ilkay und Mesut rauf- und runterdiskutiert werden. Das nervte sicherlich nicht nur die beiden Wahlhelfer des türkischen Präsidenten, sondern auch Mitspieler, Betreuer und natürlich auch den Trainer.

Nach der Enttäuschung erst einmal eine Hunderunde in München...

Wenn sich Mats Zeit für eine Hunderunde in München nimmt, möchte ich ihn auf jeden Fall fragen, wie er damit fertig geworden ist, dass jeder, aber auch tatsächlich jeder, ihm in den letzten vier Jahren anerkennend auf die Schulter geschlagen hat und ihm damit suggeriert wurde, ein wahrer Weltmeister zu sein. "Wie hast Du Dich motiviert, Dir als Weltmeister neue Ziel zu setzen? Ist das überhaupt ohne fremde Hilfe möglich?" Mats wird sicherlich sagen, dass sein Umfeld ihn zu 100 Prozent unterstützt, der Vaterstolz ihn zu ganz großen Taten verleitet, sein Ehrgeiz ihn dazu bringt, immer alles zu geben und möglichst keine Fehler zu machen ...

Doch, wenn der Chef des Unternehmens sagt, er will den Status quo konservieren und den Titel verteidigen, jedoch kein neues Konzept, keine neue Motivation und keine Emotionen bringt, dürfte das für die Angestellten schlichtweg unmöglich sein. Vielleicht wird Mats sagen, dass der Trainer tatsächlich vor zwei Jahren ein komplett neues Team hätte aufbauen müssen, das sich beim Confed-Cup vor einem Jahr hätte beweisen und dieses Jahr gegen Südkorea der Fußballwelt durchstarten können.


Joachim "Jogi" Löw hat sich auf sein Bauchgefühl verlassen und hat nicht auf die bösen Zungen gehört, die permanent darauf hinwiesen, dass die letzten Weltmeister jeweils vier Jahre nach dem Titelgewinn kläglich in der Vorrunde ausschieden. Mats sagte es im Interview nach dem Vorrunden-Aus gegen Südkorea (0:2): "Unser letztes gutes Spiel haben wir im Herbst 2017 gemacht - das ist ein bisschen lange her!" Und die Medien freuten sich, dass "endlich einmal einer Klartext" redete.

Vorbild Catherine Hummels

Seine Frau Cathy hat es ihm vorgemacht, als sie das Angebot der Tierschutzorganisation PETA annahm und in einem Spot Menschen auffordert, Tierquälerei in ihrem Umfeld zu melden. "Gebt Tieren Eure Stimme!", fordert sie in diesem Spot. Tatsächlich hat sich ihr Mann anscheinend ein Beispiel an ihrem Aufruf genommen und hat erstmals nach der Startpleite gegen Mexiko öffentlich seine Stimme eingesetzt und wurde zum Smart-Wistleblower.


Der Innenverteidiger fühlte sich von seinen Teamkollegen im Stich gelassen: „Wenn sieben oder acht Mann offensiv spielen, dann ist klar, dass die offensive Wucht größer ist als die defensive Stabilität“. 40 Millionen Deutschen freuten sich über die klaren Worte, Manager Bierhoff hingegen ging inhaltlich nicht darauf ein, sondern nur über die Art und Weise der geübten Kritik. Ob die angesprochenen Themen tatsächlich intern diskutiert wurden, so wie Löw, Bierhoff und Co. beteuerten, bleibt unklar. Ebenso unklar bleibt, ob dieser Vorfall Mats "Tacheles" Hummels aufs Gemüt oder schmerzhaft in den Nacken kroch. Der sprechende Fußballer musste verletzungsbedingt im Schwedenspiel auf die Bank.

Und trotzdem bin ich auf die Antwort sehr gespannt, die mir der in Bergisch Gladbach geborene Hummels auf der Hunderunde mit Coco & Twix sicherlich geben würde.  

Hunderunden-Bewerbung

"Lieber Mats, wenn Du Deine Wunden geleckt hast, setze ich mich mit meinem Hund "Pepples" in die Bahn und komme nach München. Wir drehen dann eine Hunderunde im Englischen Garten, und während der Gassirunde stelle ich all meine Fragen. Wenn Du magst, kannst Du Deine Familie ja mitbringen. Wir setzen uns danach noch auf ein Mineralwasser in den Biergarten. OK? Wann soll ich nach München kommen? Viele Grüße aus der schönen Domstadt, Andreas (mit Pepples)"