Tierschutzpreis HelpingVets 2018: Menschen helfen Tieren, Tiere helfen Menschen

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 14.06.2018

Nina Ruge ist eine ungewöhnliche Frau. Nicht wenigen ist die Journalistin, die trotz ihrer 61 Jahre wahnsinnig jung aussieht, als Moderatorin des ZDF-Boulevard-Magazins "Leute heute" bekannt, das die Münchnerin zur Kultsendung des Senders machte. Sehr viele, größtenteils weibliche, Fans verehren sie wegen ihres Buches "Der unbesiegbare Sommer in dir", und für Tierfreunde ist die gelernte Pädagogin, die als Schirmherrin für Tierschutzunterricht in Grundschulen aktiv ist und vom VDH zur „Botschafterin des Hundes“ ernannt wurde, ein echtes Vorbild. Und dabei ist sie so herrlich normal, dass man sich ohne weiteres vorstellen könnte, eine Hunderunde mit ihr zu drehen (Nina Ruge: "Endlich Sommer!").

Nina Ruge moderierte auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze (2.962 Meter), eine ganz besondere Veranstaltung der Firma Heel Veterinär, bekannt für seine biologischen Tierarzneimittel. Das Unternehmen mit Sitz in Baden Baden verlieh nun schon zum sechsten Mal unter dem Motto "Menschen helfen Tieren, Tiere helfen Menschen" den Tierschutzpreis HelpingVets. Aus insgesamt 44 Bewerbungen wurden drei dabei Tierschutzorganisationen für ihren gemeinnützigen Einsatz ausgezeichnet - jeweils mit einem Scheck in Höhe von 2000 Euro, einer großen Portion Aufmerksamkeit und viel positiver Resonanz seitens der mitgereisten Pressevertreter.

HelpingVets – Auszeichnungen für Tierschutzorganisationen

Moderatorin Nina Ruge stellte die diesjährigen Gewinner vor, die soviel Besonderes für das Wohlergehen von Tieren leisten. Jörg Sulner, Leiter Heel Veterinär, ist es wichtig, das ehrenamtliche Engagement all jener Menschen zu würdigen, die sich unentwegt für das Wohl der Tiere und damit auch für das Wohl des Menschen einsetzen. Als Unternehmen, das für das Tierwohl arbeitet und biologische Tierarzneimittel entwickelt und produziert, ist die "Unterstützung von Tierschutzprojekten eine Herzensangelegenheit".

Ausgezeichnet wurde das im Februar 2017 in Stuttgart ins Leben gerufene Projekt „Küstenhund“, das Tierbesitzern in finanziellen Notlagen eine Anlaufstelle bietet. Bedürftige und obdachlose Tierbesitzer werden in regelmäßigen Abständen von 2-3 Monaten vom Verein Küstenhund e.V. eingeladen und mit Futter, Decken, Spielzeug und Zubehör für Ihre Vierbeiner ausgestattet. In Notsituationen wie Haftstrafen oder ähnlichem leistet das Projekt auch unabhängig von den Ausgabeterminen spontane Unterstützung. Im vergangenen Jahr hat der Verein zudem in Berlin und Frankfurt wärmende Hundemäntel und -kissen in Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission an bedürftige Hundebesitzer auf den Straßen verteilt. Es ist noch in diesem Jahr geplant, die Unterstützung auf weitere Großstädte in Deutschland auszuweiten (www.kuestenhund.com).

Ebenso prämiert wurde die deutschlandweit einmalige Einrichtung Pferdeklappe e.V./ Notbox Schleswig-Holstein, die auf dem Konzept der Baby-Klappen in Krankenhäusern beruht: Der durch Spenden finanzierte Verein bietet Pferdebesitzern in Not die Möglichkeit, ihr Tier entweder persönlich auf dem Hof abzugeben oder anonym auf die sogenannte „Klappenkoppel“ zu bringen. Aufnehmen darf der Verein entsprechend dem Tierschutzgesetz nur vermittelbare Pferde mit Equidenpass unter 20 Jahren. „Bei Pferdeklappe e.V. handelt es sich nicht um einen Gnadenhof“, erklärt Gründerin Petra Teegen, „unsere Aufgabe ist es, einen schönen neuen Platz für das Tier zu suchen“. Ist ein neuer Besitzer gefunden – was bei den bisher über 900 abgegebenen Pferden und Ponys fast immer zeitnah gelungen ist –  werden die Tiere mit einem Schutzvertrag an diesen abgegeben. Die dafür zu zahlende Schutzgebühr beläuft sich auf die Summe der für den Verein entstandenen Kosten (www.erste-pferdeklappe.de).

Ein weiterer Preis ging an den 2001 gegründeten Tierhilfeverein Lichtbrücke e.V., der sich vernachlässigter Haustiere wie auch verletzter oder verwaister Wildtiere annimmt. Auf dem „Koboldhof“ im Odenwald wurden für die wild lebenden kleinen und großen Tiere wie z.B. Eichhörnchen, Fledermaus oder Marder artgerechte Refugien und Lebensräume geschaffen. Die Mitarbeiter der ehrenamtlich geführten Pflegestation setzen sich darüber hinaus für den Umwelt- und Artenschutz ein: Auf der Website des Vereins (www.wildtierhilfe-odenwald.de) finden sich z.B. Tipps zur Erstversorgung aufgefundener Wildtierwaisen und Telefonnummern für tierische Notfälle. Auch in der Umweltpädagogik ist der Verein aktiv: Durch Vorträge in Schulen soll den Kindern Wissen vermittelt und Begeisterung für die heimische Fauna geschaffen werden (www.wildtierhilfe-odenwald.de).

Ich verneige mich vor den Preisträgern, die sich unermüdlich für den Tierschutz einsetzen."

Nina Ruge, Moderatorin Tierschutzpreis "Helping Vets 2018"

Pettrailing – Theorie und Praxis hautnah

Außer Konkurrenz war auf der Zugspitze Alexandra Grunow, Gründerin und Geschäftsführerin des K-9 Bundesausbildungszentrums für Suchhunde, zu Gast (https://suchhunde-zentrum.de). Die temperamentvolle Frau gab im Anschluss an die Preisverleihung faszinierende Einblicke in ihre tägliche Arbeit und beantwortete die zahlreichen Fragen rund um das Thema Pettrailing: Worauf ist vor dem Einsatz besonderes Augenmerk zu legen? Welche Einsatz-Taktiken sind möglich? Was eignet sich als Geruchsartikel? Wie werde ich einsatzfähiger Tiersucher?

Fakt ist, dass täglich zahlreiche Haustiere in Deutschland vermisst werden. Sie entlaufen oder verirren sich, sie werden gebissen und reißen aus, sie tappen in eine Falle oder werden irrtümlich eingesperrt. 300.000 Tiere, so schätzt Alexandra Grunow sind es. 1500 hat sie gemeinsam mit ihren in Deutschland, Österreich und der Schweiz sitzenden ausgebildeten menschlichen und tierischen Tiersuchern gefunden. Dabei gilt es, den ausgeprägten Geruchssinn der Suchhunde zu nutzen, denn Hunde haben eine um ein Vielfaches größere und dickere Nasenschleimhaut mit mehr als 200 Millionen Riechzellen und sind in der Lage, Duftinformationen selektiv wahrzunehmen, sie im Gedächtnis zu speichern und später wiederzuerkennen. 

Am Fuße der Zugspitze wurde noch einmal praktisch vorgeführt, wie sicher und schnell ihr Bloodhound "Hitchcock" die Spur einer vermissten Person aufnehmen und diese schließlich aufspüren und finden kann. Dem ausgebildeten Suchhund reichte ein bisschen Spucke der Probantin, um die Spur aufnehmen und die Ziel-, bzw. Suchperson innerhalb von zehn Minuten aufspüren zu können. Dabei hatten die beiden Hundeführerinnen allerlei Probleme, dem Hundekraftpaket zu folgen. Nach erfolgreicher Arbeit erhielt "Hitchcock" dann eine Extra-Mahlzeit und zusätzlich sein geliebtes Spiel- und Kuscheltier.

Alexandra Grunow und Rovena Langkau haben im März des Jahres übrigens mit "PetGuard" ein Haustier-Schutzpaket ins Leben gerufen, das neben professioneller Hilfe und Beratung bei entlaufenen Haustieren auch die professionelle Tierversorgung beinhaltet, wenn Besitzer aufgrund äußerer Faktoren wie Unfall oder Tod nicht mehr in der Lage sind, ihren Hund oder ihre Katze zu versorgen. Mehr Infos unter PetGuard.

Bloodhound "Hitchcock" ist amtierender Weltrekordhalter im Mantrailing und hilft täglich, vermisste Tiere und Menschen zu finden.

Alexandra Grunow, Gründerin K9-Suchhundezentrum

Krankheiten oder Verletzungen von Diensthunden

Professor Stephan Neumann, Leiter der Kleintierklinik der Georg-August-Universität in Göttingen, berichtete im Rahmen der Preisverleihung "Helping Vets 2018" in seinem Vortrag „Worauf muss der Tierarzt beim Diensthund achten?“ über den Untersuchungsgang und die Diagnostik bei diesen Krankheitsbildern sowie über die Gemeinsamkeiten der Krankheitskomplexe.

Beim Training oder während eines Einsatzes bleibt es leider nicht aus, dass sich Diensthunde verletzen und tierärztlich behandelt werden müssen. Neben traumatisch bedingten Wunden und Frakturen sind Erkrankungen im Bereich Schulter/Ellbogen (Zerrung des M. biceps brachii, Kontraktur des M. infraspinatus, Ellbogendysplasie) sowie an Hüfte und Knie (Hüftgelenksdysplasie, Kreuzbandriss) besonders häufig.

Bei vielen dieser Verletzungen, so Neumann, wird eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt, die für den weiteren Heilungsverlauf wichtig ist. Diese kann jedoch „überschießend“ verlaufen, d.h. mit ausgeprägter Ödembildung und Hypoxie des Gewebes. Das Tier hat starke Schmerzen und schont die betroffenen Körperregionen. Diese Inaktivität kann zur Folge haben, dass vor allem der Gelenkknorpel minder durchblutet wird. Es besteht die Gefahr einer Arthrose. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll und wichtig, dass bereits in der Anfangsphase der Entzündung eine geeignete Arzneimitteltherapie eingeleitet wird. Diese sollte so ausgewählt werden, dass die für den Heilungsverlauf wichtige Entzündungsreaktion nicht vollständig gehemmt, sondern modelliert wird. „In der Behandlung von Traumata haben sich biologische Tierarzneimittel, z.B. Traumeel, bewährt“, betonte Neumann. Diese werden zur Entzündungsregulation und damit zur Beschleunigung des Heilungsprozesses eingesetzt. Die biologischen Tierarzneimittel sind nebenwirkungsarm und lassen sich gut mit anderen, auch schulmedizinischen, Arzneimitteln kombinieren.
Mehr Informationen zum Vortrag von Professor Stephan Neumann unter „Worauf muss der Tierarzt beim Diensthund achten?“.