Ein guter Start ins Leben - Welpenernährung im Fokus

Neugierig, aktiv und spielfreudig, aber vor allem eins: GESUND. Das wünscht sich jeder Welpenbesitzer für seinen Schützling. Je nach Rasse und Entwicklungsphase gilt es bei der Fütterung einiges zu beachten, um die Gesundheit und ein reguläres Wachstum bestmöglich zu unterstützen.

Die optimale Welpenernährung

Zwei Aspekte sind wichtig: eine bedarfsdeckende Versorgung mit hochverdaulichen Nährstoffen und eine moderate Energiezufuhr. Die Bedarfswerte richten sich nach dem Lebensalter, der Rasse, dem aktuellen und dem zu erwartenden Endgewicht des Hundes. Ob eine passende Fertignahrung oder selbst zubereitete Kost verwendet wird, hängt von den persönlichen Möglichkeiten und Vorlieben ab. Eine eigene Rationsgestaltung bedarf jedoch einer professionellen Beratung.

Gewichtsentwicklung

In der Hauptwachstumsphase, den ersten sechs bis acht Lebensmonaten, sind eine angemessene Fütterung und Haltung ausschlaggebend für die veranlagungsgemäße Entwicklung. Immerhin erreichen Welpen kleiner Hunderassen bereits im vierten Lebensmonat die Hälfte ihres endgültigen Körpergewichts. Großrassige Hundewelpen benötigen dafür einen längeren Zeitraum (Abb. 1). Für sie sind langsame Zuwachsraten anzustreben, um die Belastung der jungen Knochen, Gelenk- und Bindegewebsstrukturen zu begrenzen und orthopädischen Problemen vorzubeugen. Eine genaue Futterzuteilung ist daher unverzichtbar.

Energiebedarf

Generell gilt: Die Endgröße des Hundes ist genetisch vorgegeben und entspricht in der Regel der Größe der Elterntiere. Die Wachstumsgeschwindigkeit des Jungtieres wird bei ausgewogener Futterzusammensetzung entscheidend durch die Energieaufnahme beeinflusst. Eine übermäßige Fütterung führt daher zu einem schnelleren Wachstum und möglicherweise zu Skelettfehlbildungen. Überernährte Junghunde großer Rassen sehen jedoch selten „fett“ aus, sondern fallen durch eine nicht altersgerechte Größe und einen kräftigen Körperbau auf. Zur Einschätzung der Gewichtsentwicklung empfiehlt sich regelmäßiges Wiegen und die Überprüfung des Ernährungszustandes anhand der Rippenbögen und Dornfortsätze der Wirbelsäule. Diese sollten leicht zu ertasten sein. Zur Optimierung kann die tägliche Energie- bzw. Futtermenge um 10 bis 20 % nach oben oder unten angepasst werden. Leckerlis zur Belohnung, Beschäftigung und Erziehung sind sicher ein „Muss“, sollten jedoch nicht mehr als 10 % der täglichen Futterration ausmachen.

Trotz ihres hohen Nährstoffbedarfs sollten Welpen nicht unkontrolliert gefüttert werden. Eine übermäßige Energieaufnahme fördert ein zu rasches Wachstum, wodurch Entwicklungsstörungen und Skelettschäden provoziert werden."

Dr. Anne Kinast-Dörries, Tierärztin

Die wichtigsten Nährstoffe

In den ersten Lebenswochen deckt die Milch der Hündin den Bedarf des Welpen an Proteinen, Fetten und Mineralien ab und wird durch die behutsame Beifütterung ab Ende der 3. Woche zunehmend ergänzt. Mit 12 Wochen ist das Verdauungssystem des Welpen so weit gereift, dass im Allgemeinen alle für Hunde geeigneten Futterstoffe angeboten werden können, wenngleich die Mengen, die Zusammensetzung und die Verdaulichkeit zu berücksichtigen sind. Ein Welpe mit einem Körpergewicht von 17 kg hat einen bis zu vierfach höheren Nährstoffbedarf gegenüber einem gleich schweren erwachsenen Hund (Abb.2).

Proteine und Fette

Sie zählen zu den wichtigsten Grundnährstoffen und sind unverzichtbar für die Bildung von Körpergeweben, Muskulatur, Haut, inneren Organen und vielem mehr. Hochwertige Proteinquellen sind Ei, Milchprodukte, Fleisch und Fisch. Bei unzureichender Proteinversorgung neigen Junghunde zu Fettansatz. Schwer verdauliches Protein, beispielsweise aus Sehnen, Ochsenziemer, Lunge und Pansen, führt bei erhöhten Mengen zu Flatulenz und Durchfall. Tierische und pflanzliche Fette liefern Energie und gleichsam wertvolle Fettsäuren. Bedeutsam ist vor allem die Linolsäure.

Calcium und Phosphor

Beide Mineralien sind für den Knochenaufbau unerlässlich. Der Calciumbedarf variiert je nach Wachstumsphase, Rasse und Geschlecht und ist in den ersten drei Lebensmonaten am höchsten. Unabhängig von der über die Nahrung aufgenommenen Menge wird Calcium bei Welpen stets zu 30 - 40 % über den Darm aufgenommen. Demnach können Über- oder Unterversorgungen nicht ausgeglichen werden und führen, ebenso wie ein Phosphormangel, zu schweren Skelettschäden. Zudem sollte Calcium und Phosphor in einem Verhältnis 1,2 zu 1 bis 1,6 zu 1 im Futter vorliegen.

Spurenelemente und Vitamine

Für Welpen und ihren überaus aktiven Stoffwechsel sind ausreichende Mengen von Eisen, Kupfer, Zink, Mangan und Jod, sowie die Vitamine A, D, E und der B-Gruppe besonders wichtig. Eisen spielt beispielsweise eine wichtige Rolle in der Blutbildung. Kupfer wird für ein starkes Bindegewebe benötigt. Mangan ist für eine reguläre Knorpelbildung notwendig und Zink für das Zellwachstum und die Immunabwehr.

Fütterungsfehler vermeiden

Obwohl Welpen und Junghunde einen deutlich erhöhten Nährstoffbedarf aufweisen, zeigen sie eine geringere Toleranz bei Fütterungsfehlern. Vom Züchter, dem betreuenden Tierarzt und in wissenschaftlicher Fachliteratur können Daten zur Rasse- und altersabhängigen Gewichtsentwicklung bezogen werden. Starke Wachstumsphasen, insbesondere bei Junghunden großer Rassen, sollten engmaschig kontrolliert werden, um mögliche Störungen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn sich veranlagungsbedingte Fehlentwicklungen, beispielsweise eine Hüftgelenksdysplasie, nicht „wegfüttern“ lassen, kann eine angepasste Ernährung maßgeblich zu einer verbesserten Lebensqualität des Hundes beitragen.

TIPP: Im Fokus des Ernährungsvortrags zur 5. Labogen-Züchtertagung vom 28.-29.09.2019 in Bad Bocklet steht die frühzeitige Einflussnahme der Fütterung auf die Knochen- und Gelenkentwicklung.