Eosinophile Furunkulose bei Golden Retriever "Spike"

Am 17. Oktober 2018 wurde mir der neunjährige Golden Retriever-Rüde "Spike" in der Praxis vorgestellt. Bei Spike hatte sich innerhalb von Stunden eine geschwollene Nase mit einer kahlen, geröteten Stelle neben dem Nasenspiegel entwickelt. Der Rüde juckte sich extrem, fuhr mit der Nase über den Boden und jaulte gleichzeitig, weil ihm das Jucken eigentlich Schmerzen bereitete. Die Besitzer waren sehr besorgt, vor allem, weil sich der Zustand der Nase schnell verschlechterte und sich die Symptome so rasch entwickelt hatten. Der sonstige Allgemeinzustand des Hundes war gut. Normale Körpertemperatur, Herz und Kreislauf in Ordnung, Appetit normal. Spike wurde regelmäßig entwurmt und geimpft. Auf meine Frage, ob der Golden Retriever vielleicht in der Erde gegraben hat, antworteten mir die Besitzer, dass er, kurz vor den Symptomen, ein halbes Feld umgegraben hätte. Aufgrund der Symptome von Spike, des typischen Bildes der Nase (haarlose gerötete Stelle, geschwollene Nase, Juckreiz und Schmerzen), und des Berichtes über seine Buddel-Leidenschaft war meine Verdachtsdiagnose schnell klar: Eosinophile Furunkulose.

Untersuchung

Um meine Verdachtsdiagnose zu belegen, machte ich noch eine Untersuchung der haarlosen, geröteten Stelle neben dem Nasenspiegel. Dazu schabte ich mit einem stumpfen Skalpell vorsichtig ein paar Zellen der oberen Hautschicht ab. Diese Zellen wurden unter dem Mikroskop untersucht, nachdem das Präparat getrocknet und mit einer speziellen Färbelösung angefärbt war. Diese Untersuchung nennt man zytologische Hautuntersuchung. Hier bestätigte sich die Verdachtsdiagnose, die ich aufgrund der Symptome von Spike schon vermutet wurde. Das vorliegende Zellbild entsprach dem typischen Zellbild einer eosinophilen Furunkulose. Im untersuchten Präparat fanden sich hauptsächlich sog. Eosinophile Granulozyten und Mastzellen.

Eosinophile Granulozyten gehören zur Gruppe der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung allergischer Reaktionen, sowie bei der Abwehr von Parasiten und beim Abbau von Fibrin bei Entzündungsreaktionen. Ferner sind sie bei der Immunreaktion auf Infektionen beteiligt. Mastzellen sind Zellen der körpereigenen Abwehr, die Botenstoffe, unter anderem Histamin (Botenstoff einer Entzündungsreaktion – wirkt anschwellend (siehe Nasenschwellung bei Spike)) und Heparin (Blutgerinnungshemmer), gespeichert haben.  

Erklärung der Krankheit

Eine Furunkulose ist eine Entzündung des tief in der Haut gelegenen Teils des Haarfolikels oder der Haarwurzel. Die Eosinophile Furunkulose ist eine besondere Form der Furunkulose. Die Eosinophile Furunkulose ist eine nicht sehr häufig auftretende akute Erkrankung im Bereich des Nasenrückens und des Gesichtes. Bisher gibt es zur Ursache der Erkrankung nur Vermutungen. Vorberichtlich handelt es sich um aktive oder junge Hunde, die gerne in der Erde graben. Dabei wird vermutet, kommt es zu Insekten- oder Spinnenbissen, auch Bisse von Mäusen oder anderen Nagern werden diskutiert. Aufgrund einer Überreaktion des Immunsystems auf die Bisse, kommt es nach wenigen Stunden zu einer massiven, allergischen Reaktion. Es können sich Blasen, Papeln (derbe, knötchenartige Vorwölbungen) oder Knoten bilden, es kann zu Krustenbildung und Blutungen kommen und zu starker Schwellung des umliegenden Gewebes. In der Regel bestehen starker Juckreiz und Schmerzen.

Eosinophile Furunkulose: haarlose gerötete Stelle, geschwollene Nase, Juckreiz und Schmerzen."

Dr. Tanja Buck, Tierärztin

Therapie

Als therapeutiche Maßnahme erhielt Spike zunächst eine schnelle und hochdosierte Kortisonspritze. Diese wirkt vor allem abschwellend, entzündungshemmend, juckreizstillend und hilft gegen die überschießende, allergische Reaktion des Körpers. Lokal bekam Spike noch eine Salbe verordnet, deren Inhalt ist kortisonhaltig, mit einem lokal wirksamen Antibiotikum (wegen der Gefahr einer sekundären Infektion durch das starke Kratzen) und einem Lokalanästhetikum gegen den Schmerz. Diese sollte der Besitzer zweimal täglich dünn auftragen.

Am nächsten Tag wurde Spike wieder vorgestellt. Die Symptome hatten sich schon deutlich verbessert, der Juckreiz war komplett verschwunden, die Rötung ließ nach, und die Schwellung der Nase war schon fast wieder unauffällig. Die Kortisonspritze wurde noch einmal wiederholt. Die Salbe sollte bis zur Abheilung weitergegeben werden.

Bei der Nachuntersuchung 14 Tage später ware die Symptome vollständig abgeklungen, auf der kahlen Stelle wuchsen schon wieder die ersten Haare.