Tierarzt Plus Partner: Das Netzwerk wächst!
Das Netzwerk Tierarzt Plus Partner sucht seit Anfang 2019
Tierarztpraxen in Deutschland, um im Verbund regionale tiermedizinische
Versorgungsstrukturen zu erhalten, weiter zu entwickeln, bzw. neu zu
beleben. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz ist Tierarzt Plus Partner
bisher sehr erfolgreich - insgesamt zählen zum Verbund mittlerweile 26
Praxen und jeden Monat kommen weitere hinzu. Andreas Moll, Herausgeber von HUNDERUNDEN und KATZENMEDIZIN, nahm das
Angebot an, die drei Unternehmensgründer, Prof. Oliver Nellen, Damian
Doberstein und Fabian Kröll, zu befragen, was sie mit ihrem Tierärztenetzwerk bewirken wollen.
Die Gründer
Prof. Dr. Oliver Nellen, Damian Doberstein und Fabian Kröll haben
alle drei eine interessante Vita. Oliver Nellen, ursprünglich
Mathematiker und Volkswirt, interessierte sich schon früh für die
Gesundheitswirtschaft und kann mittlerweile auf eine 20-jährige
Erfahrung in dem Bereich zurückblicken: als Professor in Heidelberg und
Berlin, aber auch als Geschäftsführer von Unternehmen wie dem
Labordienstleister Synlab. Damian
Doberstein, mit Gründergen und einer
großen Portion Abenteurergeist versehen, baute nach erfolgreichem
Studium den ersten Mode-Onlinehandel in Russland auf und begleitete dort
parallel einige Start-Up-Unternehmen. Nach einer Zwischenstation in
London, kam er 2018 nach Berlin, um hier "eine Aufgabe mit einem
tieferen Sinn zu finden", und traf auf Studienfreund Fabian Kröll. Der
wiederum stieg, nachdem er in London bei einem neuartigen Bezahldienst
arbeitete, bei einem Berliner Verlag ein und etablierte erfolgreich eine
digitale Informationsplattform, in welche mehrere andere Spezialverlage
integriert wurden. "Nachdem ich zum zweiten Mal Vater wurde, kam auch
bei mir die Sinnfrage auf", so Kröll, der sich nach einer sechsmonatigen
Auszeit seinen heutigen Partnern anschloss, um ein nachhaltiges
Unternehmen in der Tiermedizinbranche zu etablieren.
Personal, Administration und die Verweiblichung in der Tiermedizin
Oliver Nellen befasste sich vor einigen Jahren mit der Fragestellung, wie sich die tiermedizinische Versorgung in den kommenden Jahren entwickeln würde. Vor dem Hintergrund, dass gerade in den Ballungsräumen viele große und mittlere Praxen und Kliniken unter dem Dach der Ketten wie Anicura und IVC Evidensia tätig sind und parallel ein Praxissterben im ländlichen Bereich zu beobachten ist. Für diese Studie wurden 400 TierärztInnen befragt, um zu erkunden, welche wesentlichen Themen und Probleme sie bei der Arbeit zukünftig beeinflussen würden. "Drei Herausforderungen haben sich dabei ganz klar herauskristallisiert: Personal, Administration und die Verweiblichung in der Tiermedizin", fasst Nellen zusammen. Er erklärt, dass so gut wie alle Befragten beschrieben, wie schwer es ist, passendes Personal zu finden und zu binden. Darüber hinaus würde die Administration immer mehr Zeit und Energie fressen. Und durch den steigenden Anteil der Frauen in der Tiermedizin, würden sich neue Anforderungen an den Beruf Tierarzt etablieren.
Unser regionaler Partnerschaftsansatz unter einem organisatorischem Dach, bei dem wir TierärztInnen zusammen bringen, die untereinander kommunizieren und bei Bedarf die Patienten innerhalb der Gruppe überweisen können."
Druck und Aufwand steigen ständig
"Wir haben festgestellt,
dass die InhaberInnen kleinerer Praxen alles selbst machen", ergänzt
Damian Doberstein. "Neben der täglichen medizinischen Arbeit wird die
Website gestaltet, über Social Media der Kontakt zu den Kunden gesucht,
die Buchhaltung gemacht und die Mitarbeiter gesucht." Der Aufwand steigt
ständig, der Druck ebenso, und viele junge TierärztInnen wollen sich
dem nicht aussetzen. An der Suche nach passenden NachfolgerInnen
scheitern sehr viele PraxisinhaberInnen, denn einerseits kann kein
adäquater Preis für deren Lebenswerk gezahlt werden, andererseits
scheuen sich die meisten TiermedizinerInnen, in die Fußstapfen mit
dieser Gesamtverantwortung zu treten. "Wenn man das einmal zu Ende
denkt, ist das ja der Sargnargel der Regionalversorgung in der
Tiermedizin", so Doberstein. "Und gleichzeitig ist es die Geburtsstunde
unserer Idee", ergänzt Fabian Kröll. "Unser regionaler
Partnerschaftsansatz unter einem organisatorischem Dach, bei dem wir
TierärztInnen zusammen bringen, die untereinander kommunizieren und bei
Bedarf die Patienten innerhalb der Gruppe überweisen können.
Wasserkopf und das böses Kapital!
Wir mussten in den ersten Monaten ständig mit Vorurteilen kämpfen, die uns aus der Tierärzteschaft erreichten. Die Angst, dass TierärztInnen den einen großen „Wasserkopf“, der für die Verwaltung notwendig ist, mitfinanzieren müssten, war gerade in der Anfangszeit das Hauptargument. "Dabei sollte man bedenken, dass wir fünf Schritte voraus denken, da wir in zehn Jahren hunderte Praxen unter dem Dach von Tierarzt Plus Partner vereinigen wollen", argumentiert Prof. Dr. Oliver Nellen, und dafür sei es wichtig, jetzt am Anfang die entsprechenden Strukturen zu schaffen. "Bei uns in der Zentrale beschäftigen wir Profis in den verschiedensten Bereichen, die ihre Stärken voll ausspielen können und sollen", ergänzt Doberstein. So hat das Unternehmen schon frühzeitig die erfahrene Personalerin und Tierärztin Dr. Lisa Leiner gewinnen können, die exzellente Kontakte in die Tierärzteschaft besitzt und die passenden Fachkräfte finden musst, um fehlende Stellen innerhalb unseres des Netzwerkes zu besetzen. Darüber hinaus konnte mit Kim Middeldorf eine Tierärztin ins Boot geholt werden, die im Aufbau von Anicura mitgewirkt hat und nun die neuen Partner im Netzwerk begleitet. "Zusätzlich haben wir ein Integrationsteam, das vor allem in der Übergangsphase die neuen Praxen betreut und auch vor Ort unterstützt, um die administrative Belastung möglichst gering zu halten", ergänzt Damian Doberstein. "Das alles kostet natürlich Geld", so Doberstein weiter, "doch sind wir in der günstigen Situation, dass wir drei Unternehmerfamilien gefunden haben, die an unser Konzept und unsere Vision glauben, ihre langfristige Unterstützung zugesagt haben und genau wie wir an die Entwicklungsmöglichkeiten dieses sehr besonderen Marktes glauben!"
Wir wollen auch den internen Austausch fördern und haben eine Mitarbeiter-App entwickelt."
Kommunikation - "Wir können zuhören!"
"Mit jedem neuen Partner, jeder neuen Partnerin lernen wir ein bisschen mehr, schließlich bringt jeder Einzelne seine Probleme, Herausforderungen und Besonderheiten mit", erklärt Fabian Kröll. "Wir können gut zuhören", ergänzt Oliver Nellen, der sich gerade an die vielen Gespräche am Anfang erinnert, in denen er gelernt hat, wo denn die beim Einzelnen liegen und wie dann entsprechend Lösungen gefunden wurden. "Durch die offene Art unseres ersten Partners, Dr. Gerd Wilmering in Neuss, der gerade heraus die Probleme angesprochen hat, habe ich persönlich den größten Schub erfahren."
Austausch per App
"Wir wollen auch den internen Austausch fördern und haben eine Mitarbeiter-App entwickelt", so Doberstein. So können Neuigkeiten aus dem Netzwerk geteilt, Chat-Gruppen gebildet und Events ankündigt werden. Über diesen Weg ist es ganz einfach möglich, Praxis- und Lernerfahrungen austauschen und mit den KollegInnen zu teilen. "Auf diesem Weg versuchen wir, Orientierung im Fortbildungsdschungel zu geben, bzw. auch eigene Fortbildungsformate, die zum Teil auch ATF-Punkte generieren, anzubieten." Auch alltägliche Probleme und Lösungen, wie die Nutzung eines Pagers zur Halterkommunikation in der Praxis, wurde beispielsweise aufgegriffen, zentral in Berlin aufbereitet und allen Partnern zur Verfügung gestellt. "Das ist jetzt keine Raketenwissenschaft", fasst Fabian Kröll zusammen, "und doch entlastet ein solcher praktischer Tipp ungemein und ist ein weiterer Schritt der Entlastung."
Es macht mehr Spaß, Fußball im Team zu spielen, als allein auf dem Platz zu stehen.“
Regionale Identität, starke Persönlichkeiten und Young Leaders-Programm
Eines
der Hauptziele ist es, starke PraxisleiterInnen zu entwickeln, die ihre
Standorte eigenverantwortlich leiten. „Die Praxen sollen eigenständig
bleiben, wir wollen die Teams vor Ort mit all unserer Kraft und unseren
Tools unterstützen", sagt Fabian Kröll. "Wir treten nicht als "Tierarzt
Plus Partner" auf, die regionale Sichtbarkeit und Identität bleibt
erhalten." Damin Doberstein ergänzt: "Wir haben sehr viel erreicht, wenn
wir die Tierärzte, die tagtäglich vor Ort ihre Arbeit am Tier
verrichten, so sehr entlasten, dass sie sich auf das konzentrieren
können, was sie studiert haben. Von „oben“ bestimmen, was vor Ort getan
werden muss, kann unserer Meinung nicht funktionieren. Jetzt nicht und
auch in Zukunft nicht, wenn mal 100 - 200 Praxen im Netzwerk integriert
sind.
Um auch mit den jungen Talenten ins Gespräch zu kommen,
sucht man bei Tierarzt Plus Partner den Kontakt mit TierärztInnen, die
bereits erste Berufserfahrung aufweisen können. Es gibt einige
NachwuchstierärztInnen, die Verantwortung übernehmen und Praxen leiten
wollen, jedoch nicht mehr den alten Stil akzeptieren. So, wie noch vor
einigen Jahren der Schritt in die Selbstständigkeit praktiziert wurde,
nämlich Geld von der Bank aufzunehmen, sich auf Jahre hin zu
verschulden, einen Kundenstamm aufzubauen und nebenbei alles das zu
unternehmen, wozu sie im Studium nicht ausgebildet werden, ist nicht
mehr zeitgemäß. Tierarzt Plus Partner ist auf der Suche nach
TierärztInnen, die unternehmerisch tätig sein und eine Praxis leiten
wollen. Dafür hat das Unternehmen das „Young Leaders-Programm“
aufgelegt, in dem TierärztInnen ein bis zwei Jahre die erfahrenen
Kolleginnen in der Praxis begleiten und so Schritt für Schritt lernen,
die Leitungsposition zu bekleiden. Natürlich werden sie regelmäßig
gecoacht und erfahren Unterstützung durch das gesamte Netzwerk. Auch
gibt es für TierärztInnen die Möglichkeit, gemeinsam eine neue Praxis zu
gründen und neue Standorte zu entwickeln.
„Es macht mehr Spaß, Fußball im Team zu spielen, als allein auf dem
Platz zu stehen“, erklärt Fabian Kröll zum Abschluss, „das ist einfach
die Zukunft.“