Parasitäre Hauterkrankungen - wenn der Hund plötzlich mehr als vier Beine hat

Diverse Hautprobleme von Ekzemen bis zu Zecken und Bisswunden sind häufig ein Grund zur Vorstellung beim Tierarzt. Insbesondere Parasiten können heute allerdings nicht nur zuverlässig und einfach behandelt werden, auch Vorbeugen ist bei vielen dieser Parasiten heute leichter und sicherer als je zuvor. Zum Frühlingsbeginn möchten wir Ihnen vier für Hundebesitzer relevante Parasiten auf und um ihre Hunde vorstellen.

Der Floh

Für Hunde sind sowohl der Hundefloh (Ctenocephalides canis) als auch der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) relevant (9), wobei letzterer den Hund interessanterweise häufiger befällt. Flöhe können Überträger von Würmern, Bakterien und parasitären Einzellern sein (2). Darüber hinaus können sie allergische und entzündliche Hautreaktionen verursachen (2).

Flohspeichelallergie

Vom klassischen Flohbiss und dem daraus resultierenden in der Regel geringen Juckreiz wird die oft stark juckende Flohspeichelallergie unterschieden. Das Vorkommen der Flohspeichelallergie variiert zwar je nach geographischer Lage (9, 12), jedoch wird sie als die häufigste Allergie bei Hunden angesehen (9). Im Flohspeichel befinden sich Allergene, welche bei Hunden eine allergische Reaktion auslösen können (2). Ein Flohbiss genügt, um starken Juckreiz hervorzurufen, welcher lange Zeit andauern kann. Die betroffenen Patienten kratzen sich vor allem in der hinteren Körperhälfte (9). Diese Tiere kann man mittels eines Flohkamms auch im Fell von dichter behaarten Hunden finden (9). Bei juckenden Hunden mit Flohbissallergie ist es allerdings nicht selten, dass der Hund den für den Juckreiz verantwortlichen Floh schon selber „entsorgt“ hat und deswegen diese Suche ergebnislos bleibt, obwohl eine solche Allergie vorliegt. Um herauszufinden, ob der Hund an einer Flohbissallergie leidet, können diverse Medikamente wie Spot-on Präparate, Halsbänder und Tabletten gegen Flöhe verabreicht werden (4). Verschwinden die Symptome der Flohspeichelallergie daraufhin, ist der Beweis geliefert.

Eosinophile Furunkulose

Auch die überwiegend in den warmen Monaten auftretende eosinophile Furunkulose kann durch Kontakt mit Flöhen oder andere stechende Insekten ausgelöst werden (9). In einem Laubhaufen, Dickicht oder Ähnlichem kann es zu Kontakt mit Insekten kommen, welche durch einen Stich oder Biss die Krankheit auslösen. Vor allem auf dem Nasenrücken kann es zum akuten Anschwellen der Haut, mit nässenden, rötlichen Arealen und kleinen Erhabenheit kommen (5). Die Hautentzündung kann jucken oder nur schmerzhaft sein. Auf einem Abklatschpräparat kann der Tierarzt eine spezielle Art von weissen Blutkörperchen, sogenannte eosinophile Granulozyten entdecken, welche bei Kontakt zu Parasiten in die Haut ausrücken, um vor Ort gegen diese vorzugehen (6). Nach erfolgter Diagnosestellung wird der Patient temporär mit antientzündlichen oder juckreizlindernden Medikamenten, sowie längerfristig mit einem Präparat gegen Flöhe, Zecken und Milben behandelt (5, 9).

Ihr Tierarzt kann Sie sowohl über die Prophylaxe beraten, als auch im Verdachtsfall den Parasiten diagnostizieren und Ihren Hund entsprechend therapieren."

Dr. Teresa Böhm, Medizinische Kleintierklinik der LMU München

Haarbalgmilben

Die Hundehaarbalgmilbe (Demodex canis) bevölkert auch bei gesunden Hunden, Katzen und Menschen die Haarfollikel (9). Sie werden vom Muttertier über die Muttermilch auf die Welpen übertragen (7, 8, 10). Leidet ein Welpe unter einer Immunschwäche oder ein erwachsenes Tier unter einer Immunsuppression oder schweren Grunderkrankung, kann die Milbe sich stärker ausbreiten (7, 9, 10) – es kommt zu einer „Demodikose“, verbunden mit Haarfollikelentzündungen, Haarausfall und sekundären Hautinfektionen. Liegt eine Infektion vor, kann die eigentlich nicht-juckende Erkrankung Juckreiz hervorrufen. Man unterscheidet zwischen einer lokalisierten und einer generalisierten Demodikose (9, 10). Die lokalisierte Form kann oft auch ohne Therapie heilen und hat eine sehr gute Prognose (9, 10). Die generalisierte Form hingegen kann sowohl mit einer spezifischen Therapie gegen die Milben als auch mit desinfizierenden Maßnahmen gegen die sekundären Hautinfektionen behandelt werden. Da die Demodexmilbe tief in den Haarfollikeln lebt, wird sie vom Tierarzt durch ein tiefes Hautgeschabsel (Abschaben der äußersten Hautschicht bis zur Lederhaut und leichten Blutung) diagnostiziert und ist in der Regel gut behandelbar (10).

Fuchsräudemilben

Im Gegensatz zu den Haarbalgmilben gehören Fuchsräudemilben (Sarcoptes scabiei var. canis) nicht zu den natürlichen Hautbewohnern des Hundes. Sie kommen nicht nur beim Hund, sondern auch bei Füchsen und gelegentlich bei Katzen und Menschen vor (3, 9). Diese Milbe kann beispielsweise bei Waldspaziergängen, durch Kontakt mit Füchsen oder das Beschnüffeln von Fuchsbauen aufgenommen werden. Wenige Milben können bereits sehr starken Juckreiz, vor allem an den Gelenksflächen und im Gesichtsbereich hervorrufen (9). Diese Milbenart gräbt Gänge in die Haut, legt dort Eier und setzt Kot ab (9). Das Hundeimmunsystem reagiert auf die Milbenantigene, was zu einer Entzündungsreaktion und starkem Juckreiz führt (11). Die Milben sind besonders bei Wärme aktiv (abends oder bei einem warmen Bad) (9). Ihr Tierarzt führt zur Diagnosefindung ein oberflächliches Hautgeschabsel (großflächiges Schaben auf der Hautoberfläche) durch. Wenige Milben genügen, um massiven Juckreiz auszulösen, deswegen kann die Milbe nicht immer gefunden werden. Ein Bluttest auf Sarcoptesantikörper ist nicht immer hilfreich, viele Hunde entwickeln erst nach Wochen Antikörper gegen die Milbe. Bei einem starken Verdacht auf Fuchsräude sollten immer Milbenmittel (Spot-ons oder Tabletten) und für die ersten drei Tage juckreizlindernde Medikamenten Anwendung finden (1). Die Milbe ist auch für den Menschen ansteckend. Bei intensivem Kontakt mit dem Hund kann sie starken Juckreiz und leichte Hautrötungen hervorrufen. Menschen zeigen ebenfalls im Warmen, sprich unter der Dusche und im Bett den stärksten Juckreiz. Heutzutage ist die Fuchsräude in der Regel ausgezeichnet behandelbar.


Referenzen

1. Becskei C, De Bock F, Illambas J, Cherni JA, Fourie JJ, Lane M, Mahabir SP, Six RHJVp. Efficacy and safety of a novel oral isoxazoline, sarolaner (Simparica™), for the treatment of sarcoptic mange in dogs.  2016; 222: 56-61.
2. Bitam I, Dittmar K, Parola P, Whiting MF, Raoult D. Fleas and flea-borne diseases. International journal of infectious diseases 2010; 14: e667-e676.
3. Bornstein S. Experimental infection of dogs with Sarcoptes scabiei derived from naturally infected wild red foxes (Vulpes vulpes): clinical observations. Veterinary dermatology 1991; 2: 151-159.
4. Dryden MW. Flea and tick control in the 21st century: challenges and opportunities. Veterinary dermatology 2009; 20: 435-440.
5. Fraser M. What is your diagnosis? Eosinophilic folliculitis and furunculosis. The Journal of small animal practice 2002; 43: 150, 187. 6. Gounni AS, Lamkhioued B, Ochiai K, Tanaka Y, Delaporte E, Capron A, Kinet J-P, Capron MJN. High-affinity IgE receptor on eosinophils is involved in defence against parasites.  1994; 367: 183.
7. Greve JH, Gaafar SM. Natural transmission of Demodex canis in dogs. Journal of the American Veterinary Medical Association 1966; 148: 1043-1045.
8. Henpf-Olschewski C. Hat jeder hautgesunde Hund Demodexmilben?: histologische Untersuchung von Hautproben: na 1988.
9. Miller WHJ, Griffin CE, Campbell KL. Mullers and Kirk's Small Animal Dermatology. St.Louis, Missouri 63043: Elsevier Mosby 2013.
10. Mueller RS, Bensignor E, Ferrer L, Holm B, Lemarie S, Paradis M, Shipstone MA. Treatment of demodicosis in dogs: 2011 clinical practice guidelines. Veterinary dermatology 2012; 23: 86-e21.
11. Singh SK, Dimri U, Sharma B, Saxena M, Kumari PJVp. Assessment of the cytokine profile in peripheral blood mononuclear cells of naturally Sarcoptes scabiei var. canis infested dogs.  2014; 206: 253-257.
12. Sousa CA, Halliwell REW. The ACVD task force on canine atopic dermatitis (XI): the relationship between arthropod hypersensitivity and atopic dermatitis in the dog. Veterinary Immunology immunopathology 2001; 81: 233-237.