Julia von Gablenz: Digitalstrategie bei Zoetis
Besuch in der Hauptstadt bei Julia von Gablenz am Weltfrauentag. Obwohl in Berlin dieser Tag ein Feiertag ist, trifft sich die Zoetis-Geschäftsführerin mit mir in der deutschen Hauptstadtzentrale. Ein wichtiges Anliegen ist es ihr, ein vielfätiges und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, die Gleichstellung zu fördern und damit auch Frauen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Sie erklärt, dass 43 % der Führungskräfte bei Zoetis weiblich sind. Bei einer Tasse Kaffee in der am Potsdamer Platz gelegenen Firmenzentrale beantwortet Julia von Gablenz die Fragen von JUST4VETS.
Corona - Riesenchance für die Tiergesundheit
Seit eineinhalb Jahren ist Julia von Gablenz in ihrer neuen Position und gibt sich sehr optimistisch. "Wir haben ein tolles, innovatives Portfolio und ein großartiges Team", erklärt die Deutschlandchefin, die gegen Ende der Coronakrise zurück nach Berlin kam. Trotz der Veränderungen des Marktes und der Schwierigkeiten, z.B. bei der Warenverfügbarkeit, die aufgrund der Lieferkettenproblematik zeitweise nicht gewährleistet werden konnte, bedeutete die Krise für die Tiergesundheit eine Riesenchance. Mehr Menschen schätzen den positiven Einfluss von Haustieren, gehen mit ihnen eine emotionale Bindung ein und wünschen sich für ihre Tiere die beste Versorgung. Vor gut einem Jahr präsentierte Julia von Gablenz im Rahmen des Leipziger Tierärztekongresses die Ergebnisse einer global durchgeführten Studie zur Tier-Mensch-Beziehung. Um tiefere Einblicke in die Mensch-Tier-Bindung zu erlangen, wurden ca. 16.000 Hunde- und Katzenbesitzer:innen sowie 1.200 Tierärzt:innen in acht Ländern befragt.
Von Gablenz, selbst Halterin eines Hundes, weiß aus eigener Erfahrung, welche Vorteile es hat, wenn ein Haustier die Familie ergänzt. Was sie und alle anderen Tierbesitzer:innen täglich erleben, bewies letztlich die Studie. 95 Prozent der Haustierbesitzer:innen in Deutschland gaben beispielsweise an, ihr Tier als Teil der Familie zu betrachten und 93 Prozent erklärten, dass sich die starke Bindung positiv auf ihre mentale und körperliche Gesundheit auswirkt. Julia von Gablenz weiß, dass die Pandemie die Rolle des Haustieres im Leben der Menschen noch einmal deutlich gestärkt hat und fasst die Studie in einem Satz zusammen: "Je stärker die Bindung zwischen Tierhalter:innen und Haustier ist, desto gesünder leben beide!" Der Trend geht also hin zum wertgeschätzten, rundum gut versorgten Haustier. Fast die Hälfte der deutschen Tierhalter:innen gaben an, dass Geld keine Rolle in der Haustierversorgung spiele. Die Geschäftsführerin und ihr 200-köpfiges Team sorgen dafür, die Tiergesundheit zu fördern und mit immer neuen Medikamenten, Impfstoffen, Diagnostika und weiteren Technologien, die Tierärzt:innen und Landwirt:innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

In der Pandemie haben wir aber auch gelernt, wie erfolgreich wir digital unsere eigenen Fortbildungsveranstaltungen umgesetzt haben."
Attraktivität des Headquarters erhöhen
Corona hat jedoch auch
wie bei allen großen Unternehmen das Miteinander bei Zoetis verändert.
"Nach überwiegend Homeoffice und virtuellen Meetings versuchen wir
wieder, unsere Mitarbeitenden ins Berliner Office zu holen", erklärt von
Gablenz, die die Spuren in Sachen Kultur, mentaler Gesundheit und
Wohlbefinden der Leute erkannt hat, die der Pandemie folgen, in der alle
für sich relativ isoliert gearbeitet haben. Zwar habe man gesehen, wie
erfolgreich und produktiv gearbeitet werden kann, wenn man in einem
remote setting tätig ist, doch sehe man auch, wie wichtig die
persönliche Interaktion für Unternehmenskultur, Kreativität und
Innovationen sei. "Wir arbeiten weiter flexibel, setzen jedoch
zusätzlich vermehrt auf persönliches Zusammenkommen", so von Gablenz.
"Dafür gestalten wir die Office-Umgebung attraktiver, veranstalten hier
soziale Events und gemeinsame Mittagessen!"
Kontakt auf Messen und Kongressen
"Der Austausch
mit der Tierärzteschaft ist uns extrem wichtig, doch müssen wir aufgrund der insgesamt gestiegenen Kosten genauer auswählen, auf welcher Veranstaltung wir mit einem großen Stand dabei sein wollen", sagt von Gablenz. Das Unternehmen wird
sich auf den beiden Kongressen des bpt, dem DVG-Kongress in Berlin und
dem Leipziger Tierärztekongress anwesend sein und die
Innovationen präsentieren. Hier ist auch Platz für den stetig
wachsenden, sehr erklärungsbedürftigen Diagnostikbereich des
Unternehmens, den Zoetis 2018 nach der Übernahme des
Medizintechnikherstellers Abaxis konsequent verfolgt. "Die Diagnostik
ist der Wachstumsmarkt der kommenden Jahre und spielt natürlich eine
ganz große Rolle, nicht nur, weil sie wirtschaftlich attraktiv für uns
als Unternehmen ist", erklärt Julia von Gablenz. Als Beispiel nennt sie
das neue Inhouse-Diagnosetool VETSCAN IMAGYST, einem cloudbasiertem
System, welches vom Mikroskop automatisch aufgenommene Bilder ausgewertet. "Die teilnehmenden Praxen haben
innerhalb von 30 Minuten bis zwei Stunden ihr Resultat mit aussagekräftigen Berichten und können zur Befundbesprechung auf internationale Spezialist:innen zurückgreifen", fasst von
Gablenz zusammen. Die Vorteile für Tierärzt:innen und Patienten liegen dabei auf der Hand: neben der frühzeitigen Erkennung von Krankheiten durch schnellere Ergebnisse können die Tierärzt:innen fundierte Entscheidungen treffen und frühzeitig Behandlungspläne umsetzen.
Digitalstrategie
Bei Zoetis behandeln sie den sich schnell entwickelnden Diagnostikbereich wie ein Startup im eigenen, relativ etablierten Unternehmen, und von Gablenz ist sich sicher, dass die unterschiedlichen Abteilungen noch sehr viel von einander lernen und sich gegenseitig befruchten können. "In der Pandemie haben wir aber auch gelernt, wie erfolgreich wir digital unsere eigenen Fortbildungsveranstaltungen umgesetzt haben", erinnert von Gablenz. Sie ist von der Akzeptant und dem hohen Zulauf seitens der Tierärzt:innen begeistert und möchte diesen Bereich in der Zukunft noch weiter ausbauen. "Wir arbeiten sehr vertrauensvoll mit Dr. Ulrike Oslage und Dr. Ines George von akademie.vet zusammen, mit denen wir gemeinsam ein tolles Format erarbeitet haben, das letztlich unseren hohen Qualitätsansprüchen entspricht und den Tierärzt:innen einen Mehrwert bietet", erklärt die Zoetis-Chefin. Der Bereich der Kommunikation wird seitens des Unternehmens auch weiter ausgebaut, besonders um neue Erkenntnisse mit den Tierärzt:innen zu teilen. Damit das so bleibt, wird auch weiterhin viel Geld für Forschung und Entwicklung bereit gestellt, damit das Unternehmen auch in Zukunft Innovationsführer bleibt und neue Produkte für den Tiergesundheitsmarkt entwickeln kann.
Als weiteren Digitalisierungs-Meilenstein
bezeichnet von Gablenz mit "Mein Zoetis" einen eigenen Onlineshop für
Medikamente sowie Diagnostik- und Verbrauchsmaterialien, der im Mai 2022
nach einer intensiven Entwicklungsphase eröffnet wurde. "Erfahrungen
aus anderen Ländern zeigen, wie wichtig ein digitales, intuitives
Einkaufsportal für den Praxisalltag ist", erklärt von Gablenz, die auf
den 24-Stunden-Kundenservice und die Bereitstellung aktueller
Informationen zu den Produkten hinweist. Mit dem Feedback der deutschen
Kund:innen war man in der Zoetis-Zentrale sehr zufrieden.
Neue Produkte, Projekte und Entwicklungen sind in der Pipeline und warten darauf, in der nahen Zukunft präsentiert zu werden. JUST4VETS war nicht zum letzten Mal zu Gast in der deutschen Zoetis-Firmenzentrale nahe des Potsdamer Platzes in Berlin - schließlich wollen noch viele Geschichten erzählt werden.
Andreas Moll

10 Jahre Zusammenarbeit mit Tioerärzt:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.