Tierklinik Hofheim - Patient Katze

Rund 200 Tiere werden Tag für Tag in der Tierklink Hofheim ambulant behandelt, wobei der Katzenanteil bei gut 20 % des Patientenaufkommens liegt. Seit 2017 erfüllt die Klinik die Standards für die Vergabe des Gold-Levels, das die International Society for Feline Medicine (ISFM) verleiht. Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Katzen weltweit zu verbessern. In Hofheim hat man den strengen vorgegebenen Zertifizierungsprozess durchlaufen, um katzenfreundliche Standards in der Klinik zu etablieren. Dr. Cordula Tassani-Prell, Oberärztin der Hofheimer Katzenstation, war bereits bei der Gründung der Tierklinik Hofheim dabei und hat hier den Gold Standard etabliert. Sie hat sich die Zeit genommen, um Andreas Moll von KATZENMEDIZIN die Philosophie der katzenfreundlichen Klinik im Taunus näher zu bringen.

"Katzen sind meine Therapie!"

In den Kliniken, in denen ich früher gearbeitet habe, wurden die Katzenpatienten immer stiefkindlich behandelt, und da ich ein Herz für die Benachteiligten habe, habe ich mich um die Katzen gekümmert und mich in die Katzenmedizin eingearbeitet. Nachdem ihre vier Kinder aus dem Gröbsten raus waren, kam sie zurück in die Arbeit, traute sich aber nicht mehr zu, Sprechstunde zu machen und in den direkten Kontakt mit den Besitzer:innen zu treten. Auf Station konnte sie sich der Tiermedizin wieder nähern, doch wurden damals auch in Hofheim stiefkindlich behandelt. Die Katzenstation, in der permanent beruhigende Musik gespielt und mit beruhigenden Pheromonen gearbeitet wird, hat sich dann Schritt für Schritt zu einer "Oase" entwickelt. Die Patienten werden hier nach den Operationen in speziellen katzenfreundlichen Käfigen inklusive dunklem Rückzugsort und Katzentoilette untergebracht. Und natürlich haben andere Tiere außer Katzen hier keinen Zugang. "Wir tun hier alles, um Stress zu vermeiden und unseren Patienten eine ideale Regeneration zu ermöglichen", fasst die Oberärztin zusammen.

"Tatsächlich würde ich mich als hektischen Menschen beschreiben", erklärt Tassani-Prell, "jedoch legt sich automatisch ein Schalter um, der mich ruhig und gelassen werden lässt, wenn ich auf Station bin", erklärt Tassani-Prell. "Katzen sind meine Therapie!" Empathie sei neben der fachlichen Ausbildung der wesentliche Baustein auf dem Weg zu einer guten Katzenmedizinerin und bescheinigt sich selbst, gut mit auch sehr widerspenstigen Patienten zurecht zu kommen. Voller Ehrfurcht verweist die Oberärztin auf TFA und Verhaltenstherapeutin Daniela Nickel, "die mich um Längen überragt". Durch ihre besondere Art, ihre Ausstrahlung und die Fähigkeit Katzen zu lesen, könne sie mit jeder auch noch so schwierigen Katze arbeiten.

Die Katzen sind auf einer eigenen Station untergebracht. In den speziellen Käfigen gibt es für die empfindsamen Tiere einen kleinen, dunklen Rückzugsort.

Dr. Cordula Tassani-Prell, Oberärztin Tierklinik Hofheim

Stressfreier Klinkbesuch für Katzen und ihre Besitzer:innen

2017 wurde die Klinik mit dem Zertifikat "Cat Friendly Clinic Gold Standard" ausgezeichnet. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter:innen in Hofheim im Umgang mit Katzen geschult sind und regelmäßig Fortbildungen belegen, um ihr Wissen aufzufrischen und neue Erkenntnisse aus der Katzenmedizin gewinnen zu können. In der Tierklinik werden die Katzenbesitzer:innen bzgl. eines möglichst stressfreien Transportes ihrer Tiere aufgeklärt. Ein entsprechender Informationsflyer liegt im Katzenwartezimmer aus, der strikt von den Wartezonen für Hunde getrennt ist - weitere Informationsflyer können Besitzer:innen direkt auf der Homepage der Klinik runtergeladen werden. Im Warte- und ebenso m Anmeldebereich können die Katzenkörbe, die zur Beruhigung dann noch mit einer mit Feliway besprühten Decke abgedeckt werden, erhöht abgestellt werden. "Auch bei der Untersuchung in unserem Katzenbehandlungsraum fühlen sich die Katzen sichtlich wohl, vor allem, weil Hunde hier absolut keinen Zutritt haben", erklärt Daniela Nickel, die dann noch darauf hinweist, dass sich die Katzen in diesem besonderen Raum frei bewegen, bzw. sich zurückziehen oder vor dem Fenster Platz nehmen können. Die Katzenexpertin erklärt dann noch, dass auch im OP- und im Aufwachbereich eine räumliche Trennung von Hund und Katze besteht. Im Fall eines stationären Klinikaufenthalts werden die Tiere in großen Boxen mit Klettermöglichkeit untergebracht.

Die Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, Dr. Imke März ist seit 2021 Oberärztin der Hofheimer Kardiologie. Ich treffe sei, während sie mit absoluter Ruhe den Blutdruck einer Katze misst. Auf die Frage, was sie sich an Verbesserungen für ihren Arbeitsplatz wünscht, sagt sie: "Wir machen hier in Hofheim schon sehr viel sehr richtig! Dennoch wünsche ich mir mehr katzenaffine Kolleg:innen, weil es Arbeit deutlich vereinfachen würde." Darüber hinaus würde sie den Katzenbehandlungsraum ans hinterste Ende des Ganges legen, da die Katzen auf jedes noch so leise Geräusch reagieren und sich dies negativ auf die Ergebnisse der Blutdruckmessung bemerkbar macht. Sie hofft, dass über Katzen, deren Krankheiten und Verhalten in Zukunft noch viel mehr geforscht wird. "Wir wissen noch viel zu wenig über die Katzen, die eben keine kleinen Hunde sind", erklärt die Kardiologin, die trotzdem froh ist, dass sich immer mehr Praxen und Kliniken als Cat Friendly Clinic zertifizieren lassen. Sie sagt, dass Katzen schwerer einzuschätzen sind und fügt das Beispiel eines herzkranken Hundes an, dessen Besitzer:innen bei der Hunderunde erkennen, dass es ihrem Vierbeiner schlechter geht. Der Besuch beim Tierarzt erfolgt bei Hunden deutlich früher als bei Katzen, deren Aktionsradien ihren BesitzerInnen in der Regel gar nicht bekannt sind. "Hier ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig, auch was die Psyche der Tiere angeht!", so die Tierärztin.

Der Katzenanteil des Patientenaufkommens in der Tierklinik Hofheim liegt bei gut 20 Prozent."

Dr. Cordula Tassani-Prell, Oberärztin Tierklinik Hofheim

Hofheimer Tierärztetag

Der Tag der deutschen Einheit steht bei der Tierklinik Hofheim traditionell unter den Schwerpunkten Fortbildung und Austausch. So fand auch dieses Jahr der 21. Hofheimer Tierärztetag und die 8. Tagung für Tiermedizinische Fachangestellte statt - aufgrund der Coronasituation in diesem Jahr als digitale Fortbildung. Während es bei den Tierärzt:innen um eine Vielzahl von Themen u.a. aus den Bereichen Orthopädie, Kardiologie, Onkologie und Dermatologie ging, stand die TFA-Fortbildung unter dem Schwerpunkt angeborene und erworbene Erkrankungen von Jungtieren. Insgesamt meldeten sich knapp über 1300 Tierärzt:innen und TFA für das Fortbildungsangebot an. Auch die Fort- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter:innen ist in Hofheim ein wichtiges Thema, das mit einem Fortbildungsbudget und zwei Tagen Fortbildungsurlaub gefördert wird.

Kompetenz und Empathie

Die meisten Katzen, die in die Tierklinik Hofheim gebracht werden, empfinden diese als einen katzenwürdigen Ort. Dr. Cordula Tassani-Prell und ihre Kolleg:innen tun jedenfalls alles, damit Katzen und deren Besitzer:innen einen stressfreien Aufenthalt haben. Die Zutaten für diesen "Wohlfühl"-Cocktail bestehen aus fachlicher Kompetenz, moderner Tiermedizintechnik und einer Extraportion Empathie.