Hitzefalle Auto für Hund und Kind

Schwitzen - das ist ein Mechanismus, den wir Menschen perfekt beherrschen. Unsere nur spärlich behaarte Haut kann das auf jedem Quadratzentimeter - Wasser abgeben, um dann durch dessen Verdunstung Kälte erzeugen. So schützt sich unser Organismus vor einer lebensbedrohlichen Überhitzung.

Hunde können hingegen nicht wirklich schwitzen. Stattdessen hecheln sie - dadurch kann zumindest ein geringer Teil der im Maul- und Rachenraum befindlichen Feuchtigkeit verdunsten und so kühlen. Wenn einem Hund unter seinem Fell bei warmen, bzw. heißen Wetterverhältnissen zu warm wird, sucht er instinktiv einen kühlen Platz (vorrangig Schatten oder auch Wasser) auf und hechelt, um sich so Erleichterung zu verschaffen.

Ein Hund, der in einem Auto eingesperrt ist, hat jedoch bei entsprechenden Temperaturen keine Chance dieser Umweltbedingung zu entfliehen. Dabei spielt die Rasse des eingesperrten Tieres kaum eine Rolle - ein langhaariger Hund überhitzt nur geringfügig schneller als ein Kurzhaariger. In seiner Panik steigt die Körpertemperatur rasch an und kann binnen Minuten die lebensbedrohliche Marke von 41 oder gar 42 Grad Celsius übersteigen. Es droht der qualvolle Hitzetod.

Jedes Jahr verlieren unzählige Hunde, aber auch Kleinkinder, ihr Leben, weil sie 'nur mal eben kurz' im Auto gelassen wurden. Im Gegensatz zum Tier werden Kinder sehr häufig im Auto gelassen, weil man sie nicht wecken wollte. Dabei wird (egal ob Kind oder Hund) die rasche Hitzeentwicklung, bzw. das stetige Wandern der Sonne ums Fahrzeug, oftmals rigoros unterschätzt. So kann ein Fahrzeug, das gerade noch im Schatten geparkt war, Minuten später bereits in der prallen Sonne braten.

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit verdeutlicht in einem Selbstversuch, wie schnell das Auto zur Hitzefalle für Mensch (und Hund) wird.

Sollte man einen (in einem Auto) überhitzt hechelnden Hund vorfinden, gilt es daher schnell und bedacht zu Handeln:

Ist der Halter des Fahrzeugs nicht umgehend zu ermitteln, muss das Tier schnellstmöglich aus dem (wortwörtlichen) "Backofen" befreit werden. Rechtlich betrachtet, sollte man sich dazu direkt an die Polizei wenden, damit die (hoffentlich rasch) eintreffenden Beamten sich der Sache annehmen können. Oftmals bleibt jedoch kaum Zeit um auch nur fünf Minuten zu warten bzw. untätig rumzustehen. Bei schlechter Verkehrslage kann es durchaus passieren, dass die Polizisten länger als zwanzig Minuten brauchen, um am Ort des Geschehens einzutreffen. Viele im Auto eingesperrten Hunde haben diese Zeit jedoch nicht.

Gegebenenfalls kann dann die fernmündliche Erlaubnis erteilt werden, in dieser Gefahrensituation selbstständig tätig werden zu dürfen, um das Tier zu befreien – noch bevor die Beamten da sind. Unter Umständen wird diesem Vorhaben aber nicht zugestimmt, so dass man sich bei Zuwiderhandlung und dem eigenständigen Aufbrechen eines fremden Autos strafrechtlich verfolgbar macht. Über diesen Umstand sollte man sich vor seinem beherzten Eingreifen immer im Klaren sein...

Einschlagen einer Fahrzeug-Seitenscheibe

Für das selbstständige Befreien hat sich das Einschlagen einer Fahrzeug-Seitenscheibe bewährt, da es zum einen einfacher ist, ein bewusstloses und/oder ängstliches Tier auf diesem Wege aus dem Fahrzeug zu entfernen. Zum anderen hält sich so der finanzielle Schaden im Gegensatz zur eingeschlagenen Front- oder Rückscheibe in Grenzen. Dieser Umstand muss leider auch berücksichtigt werden, da viele Hundehalter die Notsituation ihrer eigenen Schützlinge nicht sehen wollen und dadurch die Beschädigung des Fahrzeugs nicht selten zur Anzeige bringen, was unter Umständen vor Gericht enden kann.

Vorsichtiges Herunterkühlen!

Sobald das überhitzte Tier dann erfolgreich aus dem Fahrzeug entfernt wurde, steht das vorsichtige Herunterkühlen an erster Stelle. Dazu sollte für das Tier ein schattiger Platz aufgesucht und ihm, sofern bei Bewusstsein und möglich, kühles Wasser zum Trinken angeboten werden. Schon vor dem Öffnen des Fahrzeugs ist ein Tierarzt hinzuzurufen, um dem Flüssigkeitsverlust noch vor Ort mittels Infusion entgegenzuwirken und den Kreislauf medikamentös zu stabilisieren.

Nasse Handtücher, die man dem Tier auf den Rücken legt, oder langsam und nicht zu kaltes Wasser über den Rücken gegossen, bringen schon deutliche Besserung zur Temperaturregulation. Notfalls können auch gerade eingekaufte Lebensmittel aus der Tiefkühltruhe benutzt werden, um den überhitzten Körper zu kühlen. Optimal wäre es den überhitzten Körper, auf dem Arm tragend, langsam in einem nahen Teich oder See herunterzukühlen. Ihn jedoch einfach 'hereinzuwerfen' würde dagegen höchstwahrscheinlich durch fehlende Schwimmbewegungen zum Ertrinken führen. Daher muss der Kopf unbedingt fortwährend über Wasser gehalten werden.

Die Prognose bei einer erlittenen Überhitzung hängt neben Dauer und Temperatur auch von den körperlichen Voraussetzungen des jeweiligen Patienten ab. So wird ein junges und gesundes Tier deutlich länger bei Bewusstsein bleiben als beispielsweise ein herzkranker Hund, dessen Kreislauf eine derartige Belastung kaum kompensieren kann.

Dennoch gilt es - unabhängig von Alter oder möglicher Vorerkrankungen - bei jedem Tier in Not möglichst schnell zu handeln!