Goldimplantation bei Pico und McFly - "Endlich wieder Lebensfreude!"

Jeder Hundebesitzer weiß es: Hunde lieben Spaziergänge im Wald, stöckchenholen im Park, eine kleine Abkühlung im See oder toben im Garten. Beobachtet man einen Hund beim Herumtollen in der Natur, sieht man die pure Lebenslust. Und genau diese Lust und Freude am Leben macht es lebenswert. Bewegung ist für die felligen Vierbeiner eine unabdingbare Voraussetzung für ein glückliches Leben. Doch immer öfter kommt es durch die ständig voranschreitende Überzüchtung der Rassen und/oder Fehlernährung zu chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Viele Hunde leiden meist unbemerkt an starken Schmerzen. Nicht, dass die Hundebesitzer nicht darauf achten würden, nur ist es oftmals sehr schwer zu erkennen, dass Lucy, Rübe und Co. an einer schmerzhaften Erkrankung leiden.

Hunde äußern ihren Schmerz anders als Menschen. Wo die Zweibeiner „Aua“ sagen oder gequält aufstöhnen, leiden unsere tierischen Freunde still. Viele Besitzer verwechseln diese Anzeichen auch mit dem natürlichen Alterungsprozess. Wird Ihr Hund ruhiger, tobt und spielt nicht mehr so viel, wird er schneller müde, setzt oder legt sich sehr schnell hin, wenn sie stehen bleiben, dann können das genauso gut deutliche Zeichen für Schmerzen sein. Weitere Anzeichen können ein schon beinahe depressives, lustloses Verhalten, Schmerzempfindlichkeit im Rücken (z.B. beim Bürsten), dauerhaft halb geschlossene Augen und ein trauriger Blick sein. Hunde springen nicht mehr gern ins Auto, stehen schwerfälliger auf, laufen ungern in langsamem Schritt neben ihren Besitzern her und laufen generell staksiger.

Diese Symptome sind sehr leicht zu verkennen. Mit Gedanken wie „Motte wird halt langsam alt“ oder „Lilly hat heute einfach mal keine Lust zu toben“ lassen sich die Anzeichen jahrelang missdeuten, bis es nach jahrelangen Schon- und Vermeidungsverhalten durch Schmerzen zu offensichtlicheren Anzeichen (z.B. Lahmheit) kommt.

"Pico" und "McFly"

Als der 9-jährige Englische Setter „Pino“ im Oktober 2016 und der 4-jährige Gordon Setter „McFly“ 2011 in meine Praxis kamen, war klar, dass etwas geschehen musste. Mittels der sog. Triggerpunktuntersuchung (Trigger = Auslöser), einer Gangbildanalyse und dem Anfertigen von Röntgenbildern, bestätigte sich die Vermutung auf chronische Schmerzerkrankungen am Bewegungsapparat. Pino litt an einer Hüftgelenkarthrose rechtsseitig, sowie einigen Spondylosen (Veränderungen) der Wirbelsäule, McFly hatte mit einer „Spondylosis deformans“ (degenerative Veränderungen an Wirbelkörpern) zu kämpfen. Nach einem ausgiebigen Beratungsgespräch wurde dann der Termin für eine Goldakupunktur anberaumt.

Goldakupunktur als Schmerztherapie der Wahl

Goldakupunktur ist eine Therapiemethode, die sich seit den 70er Jahren den Weg in die Behandlungszimmer unserer Tierarztpraxen erkämpft hat und deren Ergebnisse sich meist nur schwer in Worte fassen lassen. Die Goldakupunktur bezeichnet ein Verfahren, in dem mithilfe eines speziell hierfür entwickelten Implantationsbestecks - bestehend aus einer Spritze und einem Hohlkanülenaufsatz - 1-3 mm lange Golddrahtstückchen an und in bestimmten Akupunkturpunkte unter die Haut, bzw. in den Muskel implantiert werden. Der Hund wird einer leichten Schlafnarkose (bis zu 2,5 Stunden) unterzogen. Da das Edelmetall Gold (24 Karat) unglaublich rein ist, wird es von dem Körper nicht abgestoßen oder als körperfremd angesehen. Werden die Goldimplantate an den richtigen Punkten platziert, wird die Schmerzgrenze des Hundes deutlich nach „oben“ verschoben.

Schmerzskala von 1-10

Vergleichen wir es mit einer Skala von 1 bis 10, so hatte Pino vor der Behandlung bei jedem Sprung auf Frauchens Sofa großes Schmerzen und würde diese mit einer 9 bewerten. Nachdem die Therapie ihre volle Wirkung entfaltet hat, springt Pino erneut auf das Sofa. Die Schmerzen, die er mit 9 bewertet hatte, haben sich nicht verändert, jedoch sein subjektives Empfinden, so dass er sie jetzt bloß noch mit einer 0.5 bewerten würde. Gold ist kein Zaubermittel, es handelt sich um eine Schmerztherapie, die bei jedem Hund individuelle Ergebnisse schafft. So kann es sein, dass wie in Pinos Fall, zusätzlich Gelenksinjektionen zum Einsatz kommen, die fehlende Gelenkflüssigkeit ausgleichen müssen. Bis das bestmögliche zu erwartende Ergebnis zu Tage tritt, dauert es ca. 14 Tage bis zu 6 Monate.

Verbesserungen sind nicht bloß im Gangbild erkennbar, sondern am ganzen Verhalten. Oft wirken die Patienten um Jahre verjüngt, toben und spielen wieder, und auch Lahmheiten können sich auch langsam wieder zurückbilden. Das Wichtigste und Erstaunlichste ist aber jedes Mal aufs Neue wieder, zu sehen, wie ein paar Millimeter Golddraht den Vierbeinern die Lebensfreude wiedergeben können! So verließen auch Pino und McFly das Behandlungszimmer als "Goldstück" mit ganz viel neuer Lebenslust im Gepäck.

Mein Tipp:

Zu bedenken ist, dass ein Hund nicht immer deutlich mitteilen kann, dass er Schmerzen hat. Er kann natürlich auch nicht eigenständig einen Arzt aufsuchen. Wenn ein Hundebesitzer das Gefühl haben sollte, der Hund geht seltsam, sitzt oder liegt nur noch, ist nicht mehr so munter wie früher und schaut immer trauriger, sollte der sich an einen Veterinärmediziner mit Erfahrung auf diesem Fachgebiet wenden.