Goldakupunktur für den scheinbar immer glücklichen "Felix"

Aus Schweden kam die Anfrage einer Besitzerin wie viele Tage Zeit sie für die Voruntersuchungen, eine eventuelle Goldakupunktur sowie für Nachuntersuchungen einplanen müsse. „Felix“, ein siebenjähriger Beagle, lebt seit seinem ersten Lebensjahr mit der Diagnose "Beidseitige Hüftgelenksdysplasie/HD". Er bekam ab und zu Schmerzmittel oder Kortison, weil er nicht mehr laufen wollte und keine Lust hatte, überhaupt nach draußen zu gehen. Zweimal wollte er während des Spaziergangs gar nicht mehr weiter, und erst nach 20 Minuten Erholungszeit war er dazu zu bewegen, nach Hause zu gehen. Er erhielt daraufhin einmal monatlich osteopathische Behandlungen, die ihm auch gut halfen. Im Schnee entdeckte die Besitzerin Schleifspuren der Hinterbeine. Felix leckte sich häufig an den Fußgelenken. Wir vereinbarten einen Termin für Felix, an dem genügend Zeit für die Voruntersuchungen mit anschließender Narkose, Röntgen und Goldakupunktur eingeplant war. Felix reiste nach Hamburg und sein Frauchen hatte viele Fragen:

Was wird bei der Goldakupunktur gemacht? Mittels einer Hohlnadel werden kleine Golddrahtstückchen (24 Karat) in definierte Akupunkturpunkte gelegt.

Wie viele Akupunkturpunkte werden behandelt und was passiert mit dem Gold darin? Gibt es Nebenwirkungen oder ein Allergiepotential? Behandelt wird immer das ganze Tier beziehungsweise alle schmerzhaften Bereiche des Hundes (oder auch der Katze, die haben gar nicht sooo selten Arthrosen) da es sich um eine ganzheitliche Methode handelt und nicht ein Gelenk, sondern ein gesamter Organismus angeregt wird. Implantiert wird in gelenknahe Punkte sowie zusätzlich in Fernpunkte, die eine besonders schmerzstillende Wirkung haben. Das Gold liegt in den Akupunkturpunkten, es wandert oder verbraucht sich nicht! Es muss also auch nicht nach einigen Jahren erneuert werden. Nebenwirkungen sind bei korrekter Implantation nicht bekannt. Gold hat beim Hund kaum ein Allergiepotential, ebenso wenig wie Goldfüllungen der Zähne beim Menschen.

Muss mein Hund nach der Behandlung noch Schmerzmittel nehmen? Was passiert mit den Arthrosen? Der Sinn der Goldakupunktur ist es, dem Tier die Schmerzen zu nehmen. Da wir leider den Hund nicht fragen können, ob es ihm noch weh tut, können wir nur sagen, dass er schmerzarm ist. Sofort im Anschluss an den Eingriff verzichte ich daher auf Schmerzmittel. Gelenkarthrosen sind ja meist genetisch bedingt und können nicht heilen. Die Hunde laufen in der Regel dank der Goldakupunktur lange Zeit sehr gut. Nach einigen Jahren könnte es jedoch bei Wetterwechsel oder einfach weil der Hund schon sehr alt geworden ist sein, dass zusätzlich Schmerzmittel für kürzere Zeit gegeben werden müssen.

Muss der Hund nach dem Eingriff geschont werden? Braucht er zusätzlich noch Physiotherapie? Ein schmerzbefreites Tier bewegt sich möglicherweise deutlich mehr. Um zu verhindern, dass der Hund Muskelkater bekommt, verordne ich für zehn Tage Leinenzwang, allerdings soll der Hund dann „müde spaziert“ werden, er soll nicht geschont werden. Physiotherapie befürworte ich grundsätzlich, einige Übungen kann man auch zuhause selber anwenden.

Woran bemerke ich, dass die Behandlung erfolgreich war? Viele Besitzer berichten, dass ihre Hunde fröhlicher sind und wieder mehr am Familienleben teilnehmen statt auf ihrem Platz zu liegen. Treppenlaufen fällt leichter, ins Auto springen und längere Spaziergänge.

Was kostet eine Goldakupunktur? Das ist abhängig vom Gewicht des Hundes, von der Länge der Narkose, den zu behandelnden Gelenken und dem Goldverbrauch. Die Kosten liegen Bereich von 1300-1500 Euro.

Goldakupunktur für den scheinbar immer glücklichen "Felix"

Felix und sein Frauchen waren zwei Tage vorher in Hamburg angekommen, und in der Praxis musste er erst einmal nach draußen auf den Laufsteg zur Gangbildanalyse. Bei jedem Schritt wedelte er mit dem Schwanz - ein freundlicher, fröhlicher und glücklicher Hund? Nein, leider nicht, er benutzt seinen Schwanz, um Schwung für jeden Schritt zu holen. Im Kreis stolpert er mit den Hinterbeinen, mag auch den Körper nicht biegen und setzt seine Hinterbeine nicht weit genug unter den Körper. Er läuft häufig im Passgang – das darf nur ein Junghund tun, ebenso weißt ein "Twisten" mit dem Hinterteil auf eine Gelenkerkrankung hin. Er mag Treppen nicht laufen, springt nur ungern ins Auto, mag nicht lange stehen und legt sich schnell hin.

Die Triggerpunktdiagnostik ergibt deutliche Schmerzreaktionen im Bereich der Hüftgelenke. Die Kiblersche Hautfalte weist auf Verquellungen und Verklebungen der Lendenwirbelsäule im Übergang zum Sakralgelenk hin. Kniegelenke, Vorderbeine, Hals- und Brustwirbelsäule sind schmerzfrei. Nach Prämedikation wird Felix intubiert und unter Inhalationsnarkose geröntgt. Die Akupunkturpunkte rund um die Hüftgelenke sowie Fernschmerzpunkte werden mit Gold versorgt und eine Kontrollaufnahme gemacht. Nach einer Weckspritze marschiert er zwar benommen und etwas wackelig, aber auf seinen eigenen vier Füßen aus der Praxis.

Vierzehn Tage nach seinem Hamburger Ausflug berichtet die Besitzerin von Felix, dass es ihm sehr gut geht. Er beleckt und benagt seine Beine nicht mehr und hebt beim Pinkeln wieder ordentlich das Bein, damit hatte er vorher große Probleme. Auch die Begegnungen mit  anderen Hunden sind deutlich entspannter, er geht gelassen an seinen Erzrivalen vorbei.

Eine Nachuntersuchung wird stattfinden, wenn er einmal wieder nach Hamburg kommt.