Nierenschwäche beim Hund - Besserung mit gekochter Diät

Als die Besitzerin von Rosi, einer kleinen Terrier-Mix-Hündin, vor gut einem Jahr Kontakt mit mir aufnahm, stand die Diagnose schon fest: Über eine Blutuntersuchung in der Tierklinik war Niereninsuffizienz diagnostiziert worden. Die Erkrankung war der kleinen Hündin nicht anzusehen, lediglich vermehrtes Trinken war aufgefallen. Außerdem war sie öfter ruhebedürftig und lustlos beim Spazierengehen. Rosis Besitzerin hat jeden Tag für sie gekocht. Und nun sollte die Ration so angepasst werden, dass die Nieren entlastet werden.

Diagnose Niereninsuffizienz: über Blut und Harn

Folgende Symptome sollten jedem Hunde- und Katzenbesitzer auffallen:

-    vermehrtes Trinken und Harnabsetzen
-    fehlender Appetit, oft auch Erbrechen und Durchfall
-    Gewichtsverlust
-    Maulgeruch
-    Blutarmut (blasse Schleimhäute, Anämie)

Über eine Blutuntersuchung (am besten nach 6-8 Stunden Nüchternzeit) können erhöhte „Nierenwerte“ (Harnstoff und Kreatinin, Azotämie) festgestellt werden. Wenn diese Werte erhöht gemessen werden, sind die Nieren schon zu ca. 75 % nicht mehr in der Lage, ihrer Entgiftungsfunktion nachzukommen. Harnstoff diffundiert dann über die Schleimhäute von Maul, Magen und Darm und wird von Bakterien in Ammoniak umgewandelt, der zelltoxisch wirkt und chronische Entzündungen im Magen-Darm-Trakt hervorruft mit Erbrechen, Durchfall und Maulgeruch in der Folge. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist auch das anorganische Phosphat erhöht messbar. Zusätzlich kann eine Urinuntersuchung Auskunft darüber geben, ob die Nieren noch konzentrierten Harn produzieren (Harndichte) können und ob Eiweiß verloren geht (Proteinurie).

Zur Nierenfrühdiagnostik wurde kürzlich der Früherkennungsmarker „SDMA“ auf den Markt gebracht. Ist bereits die SDMA-Messung erhöht, sollte auf jeden Fall mit einer Futterumstellung zur Entlastung der Nieren begonnen werden.

Behandlung

Die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung von Nierenschwäche ist eine Diät, die eiweiß- und phosphorreduziert ist und einen höheren Anteil Kohlenhydrate und Fette/Öle enthält. Diesen Anspruch erfüllen kommerzielle Nierendiäten, aber auch mit einer gekochten Ration können die Nieren entlastet werden. Eine reine Barf-Ration mit rohem Fleisch, Innereien, Knochen, Gemüse, Kräutern und Ölen kommt nicht in Frage, weil hier stets eine Eiweißüberversorgung besteht, die die Nieren nicht entlasten; rohes Fleisch kann zudem keimbelastet sein. Kommt es dann zu Durchfall, kann später nicht eindeutig geklärt werden, ob seine Ursache die sich verschlechternde Nierenerkrankung oder z.B. eine Salmonellose über rohes Fleisch gewesen ist.

Zurück zu Rosi:

Die kleine Hündin bekam gekochtes Bio-Rind- und Hühnerfleisch, dazu Gemüse, Petersilie und mittags Buchweizen oder Couscous. Am Abend gab es roh abwechselnd Pansen, Blättermagen oder Hühnerhälse, dazu als Belohnung etwas Graubrot, Käse und Obst, ab und an etwas Hagebuttenpulver und Seealgenmehl. Wie in Abbildung 1 ersichtlich, enthält die Ration zu viel Eiweiß und Phosphor und ist damit nicht geeignet, die Nieren zu entlasten. Darüber hinaus gibt es eine Unterversorgung mit Kupfer, Zink und Vitamin D. Anders als Menschen können Hunde kein Vitamin D unter Sonnenlicht bilden – es muss ihnen vielmehr zugefüttert werden. Jod und Vitamin A sind zu reichlich enthalten. Bei den Zutaten fehlen, wie so oft in hausgemachten Rationen, Öle, um den Bedarf an essenziellen Fettsäuren zu decken.

Tab. 1: Entwicklung von Rosis Nierenwerten

Dr. Kathrin Irgang

Die Anpassung erfolgte zunächst als moderate Restriktion mit fettreichem Fleisch und gekochten Kartoffeln im Verhältnis 1:1, dazu Gemüse, Öle und ein spezielles Mineralfutter für nierenkranke Hunde. Und Leckereien – die durften natürlich nicht fehlen! (Abb. 2) Nach der Futterumstellung hat die Besitzerin gemerkt, dass sich Rosis Trinkverhalten normalisierte.

Einer Gewichtsabnahme im Herbst konnte mit mehr Kohlenhydraten und Ölen entgegengewirkt werden. Nach einem Jahr war neben Harnstoff auch Kreatinin angestiegen (Tab. 1) – eine Verschlechterung, die eine starke Protein- und Phosphor-Reduktion erforderte (Abb. 3): Es wurden weniger fettreiches Fleisch und mehr Kohlenhydrate im Verhältnis 1:2 angeboten, dazu Gemüse, mehr Öle und weiterhin das spezielle Mineralfutter. Acht Wochen später war eine Besserung zu verzeichnen. 

Rosi wurde zusätzlich die ganze Zeit über homöopathisch behandelt und bekam seit Dezember blutdrucksenkende Medikamente. Eine Nierenschwäche ist nicht heilbar, aber mit optimaler Ernährung auch mit einer hausgemachten Diät und Medikamenten die Lebensqualität erhaltend gut zu behandeln.

Mein Fazit: Gut gefüttert ist nicht immer optimal ernährt!