Campusrunde in Leipzig mit Johannes Seeger: "Deutschlandstipendium"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 27.06.2022

Die Veterinärmedizinische Fakultät ist eine von fünf tierärztlichen Bildungsstätten in Deutschland und eine von 14 Fakultäten der Universität Leipzig. Der Campus liegt im Südosten der sächsischen Metropole, die knapp 600.000 Einwohner:innen zählt. Ca. 135 angehende Veterinärmediziner:innen starten hier jedes Jahr im Oktober in das elf Semester dauernde Tiermedizinstudium. Der 90.000 Quadratmeter große Campus ist voller Tiere, u.a. die Beagle-Meute, aus der Prof. Dr. Johannes Seeger zwei Hunde für die Campusrunde ausgeliehen werden. Seeger ist begeistert von der besonders starke Gemeinschaft unter den Studierenden und nimmt regelmäßig und mit Freude an den jährlich stattfindenden Bergfest-Wochen teil.

Studiendekan a. D.

Johannes Seeger, ehemaliger Professor für Histologie und Embryologie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, ist mittlerweile stolze 66 Jahre alt, doch von Ruhestand kann in seinem Fall nicht die Rede sein. „Offiziell bin ich nun Studiendekan a. D. und habe die Möglichkeit, kann mich weiterhin für die Dinge in der Veterinärmedizin einsetzen, die mir am Herzen liegen“, erklärt Seeger auf der Hunderunde auf dem Leipziger Campus. Im März machte er überregional von sich reden, als er mit einigen Mitstreiter:innen eine Hilfsaktion für ukrainische Flüchtlinge organisierte. In fünf mit Hilfsgütern vollgepackten Autos startete der Konvoi von Leipzig aus, um an der rumänisch-ukrainischen Grenze Flüchtlinge aufzunehmen und nach Deutschland in Sicherheit zu bringen. Letztlich konnten 19 Menschen und ein Hund in Sicherheit gebracht werden – darunter eine junge Mutter mit ihrem gerade vier Wochen alten Baby.

Freundeskreis Tiermedizin der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V.

„Mir war und ist es steht’s wichtig, die Ausbildung der Studierenden, die Fortbildung der Tierärzt:innen und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern“, erklärt Seeger. Dieses Ziel verfolgt er u.a. als Geschäftsführer und Mitglied des Vorstandes des „Freundeskreis Tiermedizin der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig“. Der Freundeskreis, der derzeit über 1.300 Mitglieder zählt, sieht sich als Mittler zwischen der Veterinärmedizinischen Fakultät und allen Kreisen der Bevölkerung, um Interesse und Verständnis für das tiermedizinische Wissensgebiet sowie die Tätigkeit von Tierärzt:innen zu wecken und zu vertiefen. Mitglieder für den gemeinnützigen Verein zu finden ist wichtig, die dann die tiermedizinische Fakultät ideell und materiell unterstützen.

Die Erfolgsformel der "Deutschlandstipendien" ist einfach: Unternehmen, Stiftungen oder Absolventen geben pro Stipendium 150 Euro monatlich, der Bund verdoppelt den privaten Einsatz."

Prof. Dr. Johannes Seeger, Leipzig

Netzwerker, wie er im Buche steht.

Auch beim Leipziger Tierärztekongress (7.-9. Juli 2022) ist er in diesem Jahr wieder mit dabei, um eine Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung in der Lehre und Prüfung“ zu moderieren, an dem auch der neue Leipziger Prorektor für Talententwicklung Studium und Lehre, Prof. Dr. Roger Gläser, zu Gast sein wird. Seeger baut Brücken, bringt Menschen zusammen - er ist ein Netzwerker, wie er im Buche steht. Das Thema Digitalisierung ist dem 66-Jährigen wichtig, und so erzählt er stolz, dass Leipzig als erste Veterinärmedizinische Bildungseinrichtung in Deutschland den Wahlpflichtkurs Digitalisierung in der Veterinärmedizin in das Curriculum integriert hat. „Die Digitalisierung in der Veterinärmedizin hat durch die Corona-Pandemie einen wichtigen Input und den dringend notwendigen Ausbau erfahren“, so Seeger.

Deutschlandstipendium

Wenn Seegers nicht als Moderator auf dem 11. LTK tätig ist, findet man ihn in Halle 2 am Stand J 30 „Freundeskreis Tiermedizin“. Der Netzwerker nimmt sich viel Zeit und wird die Standbesucher:innen über das Deutschlandstipendium informieren. „Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht für alle Bewerber:innen der Fakultät einen Paten, bzw. eine Patin fänden", fasst Seeger zusammen, der erklärt, dass es sich hierbei um ein Herzensprojekt handelt. "Die Erfolgsformel ist ganz einfach", so Seeger weiter. "Unternehmen, Stiftungen, Tierärzt:innen oder Absolventen geben pro Stipendium 150 Euro monatlich, der Bund verdoppelt den privaten Einsatz. Die Spenden werden in voller Höhe vom Finanzamt anerkannt!“

Das Förderprogramm richtet sich an begabte Studierende, die hervorragende Leistungen im Studium erwarten lassen oder bereits erbracht haben. Neben Leistungen und persönlichem Werdegang sollen auch gesellschaftliches Engagement, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder besondere soziale, familiäre oder persönliche Umstände berücksichtigt werden. Das Stipendium in Höhe von 300 Euro pro Monat wird je zur Hälfte vom Bund sowie von privaten Förderern getragen.

Gerne beantworte ich auf dem Leipziger Tierärztekongress am Stand J 30 des „Freundeskreis Tiermedizin“ in Halle 2 alle Fragen rund um das Deutschlandstipendium."

Prof. Dr. Johannes Seeger, Leipzig

Förderung von Nachwuchskräften in Zeiten des Fachkräftemangels

Prof. Dr. Johannes Seeger freut sich sehr, Tierärzt:innen davon zu überzeugen, die universitäre Ausbildung von zukünftigen Topkräften zu unterstützen. "Natürlich ist es auch möglich, dass sich zwei oder drei Tierärzt:innen ein Stipendium teilen und trotzdem von den Vorteilen profitieren", so Seeger. Vorteile bestehen darin, mit den Stipendiat:innen und weiteren Förder:innen in Kontakt zu treten und Teil eines wachsenden Netzwerks zu werden. Das Engagement für Nachwuchskräfte ist in den Zeiten, in denen Fachkräfte an allen Ecken und Enden gesucht werden, sicherlich ein großer Wettbewerbsvorteil.

Die beiden Beagle haben die Runde über den Leipziger Campus sehr genossen und zum Abschluss noch ein Leckerlie von Prof. Seeger bekommen. Wer die Möglichkeit hat, sich auf dem Gelände der Veterinärmedizinischen Fakultät einmal umschauen zu können, sollte diese Chance auf jeden Fall wahrnehmen - mit oder ohne Hund.