Katzen-Kindergarten ... und man kann sie doch erziehen!

Was ist der Katzen-Kindergarten?

Für Hundebesitzer ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit, in eine Welpen-Spielgruppe und einen Junghunde-Erziehungskurs zu gehen. Aber mit Katzen …? Die kann man doch nicht erziehen! Die Anfänge des Katzen-Kindergartens gehen auf die australische Verhaltensmedizinerin Kersti Seksel zurück. Sie hat schon vor Jahren begonnen, in ihrer tierärztlichen Praxis Kurse für Kitten - ähnlich wie für Welpen - abzuhalten. Ziel war zum einen, den Jungkatzen erste positive Eindrücke in der Praxis zu vermitteln und zum anderen Katzenbesitzer besser zu informieren, um Verhaltensproblemen vorzubeugen.

Kitten lernen extrem schnell!

Leider herrscht immer noch die Ansicht, Katzen wären unerziehbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nichts lernen. Ganz im Gegenteil, denn Katzen, vor allem Kitten, lernen extrem schnell! Ohne gezielte Anleitung jedoch lernen sie nur das, was sie selbst wichtig finden; menschliche Ansprüche oder auch Kooperation mit alltäglichem Handling gehören nicht immer dazu.

Junge Katzen fallen erziehungstechnisch immer noch durch den Rost, weil die Informationen fehlen, dass sie mit der richtigen Technik und einem möglichst frühzeitigen Beginn sehr gut erziehbar sind. Und letztlich ist das natürlich auch gut für die tierärztliche Arbeit: Katzen, die problemlos in die Box einsteigen, eine klinische Untersuchung tolerieren oder ohne Stress Tabletten nehmen, sind einfach die angenehmeren Patienten und bekommen bessere medizinische Betreuung.

Er-ziehung schafft nämlich auch Be-ziehung, die sich dann auf die Gesundheitsvorsorge positiv auswirkt.

Der Katzen-Kindergarten ist nicht notwendigerweise nur ein Ort, den man mit seinem Kitten besucht, sondern vor allem eine Philosophie, ein Paradigmenwechsel!
 Die Philosophie des Katzen-Kindergartens ist eine Veränderung unserer Grundeinstellung und Glaubenssätze zur Katze:

Katzen lernen ausgesprochen schnell und gerne

Katzen kann man sehr gut erziehen

Katzen brauchen unbedingt Erziehung, um mit uns Menschen entspannt und problemfrei zusammenzuleben

Ziel des Katzen-Kindergartens sind Katzen, die gelernt haben ihre Wünsche verständlich mitzuteilen und die nicht neben sondern mit uns Menschen harmonisch und stressfrei leben.

Das Ziel von Katzenerziehung ist die stressresistente, ausgeglichene und psychisch robuste Katze, die einen weiten Horizont sowie Vertrauen zum Menschen hat und sich problemlos behandeln lässt."

Sabine Schroll, Krems an der Donau

Katzenerziehung beginnt schon bevor die Katze einzieht!

Die frühe Jugendentwicklung von Kitten verläuft sehr schnell – innerhalb weniger Wochen ist aus dem hilflosen blinden Kätzchen ein kleines agiles Raubtier geworden, das vor allem eines im Sinn hat: "Mir, meins, alles meins und zwar jetzt sofort, aber dalli!"

Schon von Anfang an machen katzengerechte und sichere Rahmenbedingungen das Bravsein für ein Kitten leicht. Nicht die ständigen spaß-bremsenden Ermahnungen oder gar Strafen sind die Hauptsache in der Erziehung, sondern das positive Feedback!

Mit einer einfachen Grundübung – dem Nasentarget - kann ein Kitten ab dem ersten Tag lernen, wie Lernen vom und mit dem Menschen geht: Stups mit der Nase den angebotenen Zeigefinger an, höre einen leisen Zungenclick (mit der Zunge oder den Lippen ein Geräusch machen), und es kommt ein toller Leckerbissen. Nach drei bis fünf Wiederholungen weiß ein Kitten, dass der Zungenclick eine Belohnung verspricht und wann immer das positive Feedback kommt, welches Verhalten sich auszahlt.

Es geht also auch darum, rechtzeitig zu reagieren, wenn die junge Katze etwas Erwünschtes tut. Die meisten Katzen lernen, wie sie mit Unfug an ihr Ziel kommen - und je öfter sie dafür ermahnt werden, desto hartnäckiger bleiben sie dabei. Was wiederum die irrige Meinung bestätigt, dass man Katzen nicht erziehen könne …

Was sollen Katzen lernen?

• ihren eigenen Namen, auf Rufen oder sogar auf Pfiff zu kommen.

• begrenzt sitzen, auf der Seite und am Rücken liegen

• sich an allen Körperteilen berühren, untersuchen, Krallen schneiden und kämmen lassen

• Tabletten und Flüssigkeiten einnehmen

• Zähne anschauen und putzen lassen

• in die Box einsteigen

• Brustgeschirr und Leine tragen

• Frustrationstoleranz

Dies sind Grundlagen, die jede Katze lernen sollte und sogar mit viel weniger Aufwand, wie er zum Beispiel für die Erziehung von Hunden nötig ist, lernen kann. Bei der Erziehung von Katzen geht es also nicht um das Ausführen von Befehlen oder Kunststückchen, sondern vielmehr um sogenannte Life Skills. Diese Fähigkeiten machen das Zusammenleben mit dem Menschen harmonischer und stressfrei. Zwei so unterschiedliche Arten wie Mensch und Katze können über Erziehung eine neue Kommunikationsebene finden: Die Katze lernt durch Erziehung auch, ihre Bedürfnisse akzeptabel und verständlich zu äußern.

FAZIT:

Das Ziel von Katzenerziehung ist die stressresistente, ausgeglichene und psychisch robuste Katze, die einen weiten Horizont sowie Vertrauen zum Menschen hat und sich problemlos behandeln lässt.