Präsentation als Arbeitgeber - Herausbildung der eigenen Marke als Lösungsansatz?

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Wenigen verfügbaren Arbeitskräften steht ein zahlenmäßig starkes Überangebot an offenen Positionen gegenüber. Dieser Mangel erstreckt sich auf alle Teilgebiete der Veterinärmedizin und lässt Arbeitgeber mit Ausnahme sehr universitätsnaher Regionen häufig verzweifeln.

Ist-Situation

Unsere jetzige Situation wird häufig auf die zunehmende Feminisierung, den Generationswechsel, den allgemeinen Strukturwandel und den stärkeren Fokus auf eine ausgewogene Work Life Balance der jungen Generation, um hier nur einige Komponenten zu nennen, zurückgeführt. Fakt ist, es fehlen sowohl weit entwickelte Fachkräfte, die in naheliegenden Zeithorizonten in Führungspositionen hineinwachsen möchten, als auch junge Fachkräfte, die in nur kurzen Einarbeitungsschritten schnell erste medizinische Verantwortung übernehmen können.

Was machen Unternehmen in anderen Branchen mit den gleichen Problemen?

In anderen Branchen ist das Thema schon viel länger sehr gegenwärtig. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit viel Aufwand und Energie investiert, um ein attraktives Image bei Berufseinsteigern und wechselwilligen Fachkräften als nachhaltigen und wertigen Arbeitgeber zu erlangen. In enger Anlehnung an das gesamte Marketing bilden Imagekampagnen, Marken- und Universitätsbotschafter, Campus- und Karriere Schnuppertage die Basis, um mit der kommenden Fachkräfte-Community in Kontakt zu kommen. Die Marketingaktivitäten als attraktiver Arbeitgeber in eigener Sache und die darauf aufbauenden Managementoptionen innerhalb eines Unternehmens werden häufig unter dem Begriff des sogenannten Employer Branding zusammengefasst.

Was ist Employer Branding?

Employer Branding ist die "Entwicklung und Positionierung eines Unternehmens als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber" (Definition der Deutschen Employer Branding Akademie DEBA 2006). Die Wahrnehmung als Branchenteilnehmer und damit auch als potentieller Arbeitgeber findet zumindest in unserem Unterbewusstsein immer statt. Gerade diese Erkenntnis lässt viele Firmen selbst aktiv werden, die Bildung Ihres Images als Arbeitgeber aktiv voranzutreiben! ”Employer Branding ist keine Aktionsoption, für die man sich entscheiden kann oder auch nicht. Employer Branding findet statt, ob man es will oder nicht und unabhängig davon, ob man sich dessen bewusst ist.

 Es ist ein Gestaltungsprozess, bei dem man entscheiden kann, ob er aus der Hand genommen wird und durch andere stattfindet, oder ob man ihn selbst steuert." *

CAVE: Die Wahrnehmung als Arbeitgeber findet immer auch dann statt, wenn ich nichts dafür tue! Die zahllosen Social Media Kanäle beweisen es. Täglich werden hier Erfahrungsberichte ausgetauscht, auf die der potentielle Arbeitgeber im Nachhinein keinerlei Einfluss mehr nehmen kann.

Sichtbare Prozesse und Strukturen helfen, die Attraktivität als Arbeitgeber in der eigenen Region zu präsentieren und nachhaltig die richtigen, zum Team passenden Fachkräfte anzusprechen."

Dr. Empl Victoria & Dr. Ritterbusch Katja, My Jopportunity

Wie gelingt mir eine gute Präsentation als Arbeitgeber? 


Der wichtigste Aspekt hierbei ist ein wirklich authentisches Arbeitgeberimage zu erarbeiten. Nur die tatsächliche Darstellung der Praxis und Ihrer Kunden bewirkt eine ehrliche Wahrnehmung und ermöglicht es den potentiellen Mitarbeitern abzuschätzen, ob sich Betriebsgröße, fachliche Ausrichtung, betriebliche Strukturen und das Umfeld mit Ihren Vorstellungen decken. Da beileibe nicht alle Fachkräfte immer nur in einen sehr großen Betrieb streben, gilt es gerade auch für kleinere, wertige Arbeitgeber die eigenen Charakteristika herauszustellen, um sich passenden Mitarbeitern sichtbar zu machen - frei nach dem Motto „jeder Topf findet seinen Deckel“.

Teamerweiterungen, Zukunftspläne und individuelle Entwicklungspotentiale sollten ebenfalls transparent abgebildet werden, nur so können sich ungeahnte Synergien ergeben. Über die eigene Karriereseite hinaus heißt es Reichweite und Sichtbarkeit zu generieren, damit potentielle Arbeitnehmer das Unternehmen bewusst wahrnehmen.

Was wünschen sich die Fachkräfte von morgen?

Lässt man als wichtigsten Entscheidungsfaktor die Region mal außen vor, ergeben diverse, leider meist nicht repräsentative, Umfragen immer wieder ein ähnliches Bild, das uns auch in unseren Coachings widergespiegelt wird. Eine adäquate Bezahlung, Zeiterfassung und Ausgleich geleisteter Überstunden bzw. Wochen- und Notdienstzeiten sind die Basis der beruflichen Zufriedenheit und sollten eigentlich mittlerweile selbstverständlich sein. Dazu kommen aber noch sehr interessante nicht quantitative Erwartungen, die sehr häufig erst die tatsächliche Entscheidungsgrundlage bilden. Ganz weit oben zu nennen ist beispielsweise der Wunsch nach Wertschätzung, sowohl durch den Arbeitgeber, als auch durch die Patientenbesitzer. Gerade hier hat der Arbeitgeber durch sein eigenes Verhalten und die Strukturierung der Kundenerwartungen und Kommunikation mit den Patientenbesitzern einen hohen Gestaltungsspielraum.

Wichtige Selektionskriterien junger Fachkräfte, neben vernünftigen finanziellen Rahmenbedingungen:

- Region

- Wertschätzung durch Arbeitgeber und Kunden

- Fachlicher Schwerpunkt

- Gestaltung und Struktur des Einarbeitungsprozess

- Weiterentwicklungsmöglichkeiten

Take Home Message

Die Wahrnehmung als potentieller Arbeitgeber findet im Unterbewusstsein immer statt. Die gute Nachricht ein aktives Steuern ist möglich. Hierbei ist es wichtig, Transparenzen zu schaffen und den eigenen Betreib authentisch darzustellen. Sichtbare Prozesse und Strukturen helfen, die Attraktivität als Arbeitgeber in der eigenen Region zu präsentieren und nachhaltig die richtigen, zum Team passenden Fachkräfte anzusprechen.

* Radermacher, Stephan (2013): Die Herausforderung des Employer Brandings.
 In: Hansjörg Künzel (Hg.): Erfolgsfaktor Employer Branding. Mitarbeiter binden und die Gen Y gewinnen.
 Berlin, Heidelberg: Springer Gabler (Erfolgsfaktor Serie), S. 1-16