Genetische Tests für Katzen

Die rapide Entwicklung der genetischen Forschung hat neue Horizonte in der Veterinärmedizin eröffnet. Tierärzt:innen stehen heute vor der Möglichkeit, mithilfe von genetischen Tests einen tieferen Einblick in die Gesundheit ihrer vierbeinigen Patienten gewinnen zu können. LABOKLIN entwickelte das "LaboGenetics XXL Katzenpaket", das die Untersuchung von über 50 genetischen Varianten für Katzen aller Rassen und Mixe beinhaltet. Hierbei werden nicht nur wichtige Erbkrankheiten und genetische Risikofaktoren berücksichtigt, sondern auch eine Vielzahl von Fellfarben und -merkmalen. Die genetische Blutgruppe, die gerade für Züchter:innen interessant ist, wird ebenfalls untersucht.

Präventive Medizin: Identifikation genetischer Anfälligkeiten

Genetische Tests ermöglichen unter anderem die Identifizierung von genetischen Anomalien und Krankheitsprädispositionen bei Katzen. Durch die frühzeitige Erkennung solcher Auffälligkeiten können Tierärzt:innen präventive Maßnahmen ergreifen, um die Krankheitsentwicklung zu verzögern oder sogar zu verhindern.

Für Züchter:innen von Rassekatzen bieten genetische Tests die Möglichkeit, mögliche genetische Varianten der Elterntiere zu beachten. Die Identifikation von Trägern bestimmter Mutationen ermöglicht es, gezielt genetische Erkrankungen zu minimieren.

Relevanz der Tests für Rassekatzen und Mixe

Die genetischen Varianten, die ursächlich für Erbkrankheiten und Risikofaktoren sind, liegen nicht in jeder Katzenrasse gleich häufig vor. Selektive Züchtungen über viele Generationen hinweg führten dazu, dass einige Rassen höhere Risiken für bestimmte genetische Erkrankungen haben als andere.

Die Pyruvatkinase-Defizienz (PKDef) ist eine seltene genetisch bedingte Stoffwechselstörung. PKDef wird autosomal rezessiv vererbt, was bedeutet, dass beide Elterntiere das mutierte Gen tragen müssen, um die Erkrankung an ihre Nachkommen weiterzugeben. Katzen, die Träger des defekten Gens sind, zeigen in der Regel keine klinischen Symptome, während betroffene Tiere mit zwei defekten Genen die Stoffwechselstörung entwickeln. Die Pyruvatkinase-Defizienz führt zu einer gestörten Energieproduktion in den roten Blutkörperchen, was hämolytische Anämie zur Folge haben kann.

Die polyzystische Nierenerkrankung (PKD) ist eine weit verbreitete Erbkrankheit, die Perserkatzen und deren Abkömmlinge betrifft. Sie führt zur Bildung von flüssigkeitsgefüllten Zysten in der Niere, die letztendlich zum Nierenversagen und zum Tod der betroffenen Katze führen. Auch treten Leberzysten auf. Die erbliche PKD tritt im jugendlichen Alter der Katze auf.

Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die am weitesten verbreitete Herzerkrankung bei Katzen, insbesondere bei Rassen wie der Maine Coon, Sphynx und der Ragdoll. Die HCM ist durch eine Verdickung des Herzmuskels gekennzeichnet, was zu einer strukturellen Veränderung und einer Beeinträchtigung der Herzfunktion führen kann. Die Diagnose erfolgt per Herzultraschall - unterstützend dazu kann ein Gentest erfolgen. Alle drei genetischen Varianten der HCM (HCM1, HCM3 und HCM4) sind im Paket LABOGenetics XXL Katze enthalten. Es ist zu beachten, dass die Genvarianten das Risiko an einer hypertrophen Kardiomyopathie zu erkranken erhöhen, jedoch nicht vollumfänglich mit einer Erkrankung korrelieren müssen.

Tierärzt:innen erlangen durch umfassende genetische Tests einen tieferen Einblick in die Gesundheit ihrer Katzenpatienten und ermöglichen so eine verbesserte Versorgung und Lebensqualität.

Jana Rösner, Labogen

Blutgruppenbestimmung

Das wichtigste Blutgruppensystem der Katze ist das ABC-Blutgruppensystem und umfasst die Blutgruppen A, B und C. Die Blutgruppe C entsteht nicht aus einer Verpaarung zwischen Katzen mit den Blutgruppen A und B, sondern wird eigenständig vererbt – weshalb sie auch als Blutgruppe C (früher AB) bezeichnet wird.

Neben der Testung auf die serologische Blutgruppe lassen Katzenzüchter:innen häufig auch die genetische Blutgruppe bestimmen. Denn hinter der Blutgruppe A kann sich genetisch nicht nur ein reinerbiges A/A (N/N), sondern z.B. auch ein mischerbiges A/b (N/b) Trägertier verbergen. Dies zu wissen ist wichtig, um eine neonatale Isoerythrolyse bei Kitten zu vermeiden, die zum Tod der Kitten führen kann.

Fellfarben

Die Faszination, die schon immer von der Vielfalt der Fellfarben und -merkmale ausging, beeinflusste natürlich auch die Forschung in der Genetik. Im Untersuchungspaket werden daher viele verschiedene Varianten untersucht und gemeinsam dargestellt.

Testergebnisse

Die Testergebnisse werden im Befundbericht sortiert, wobei die besonders relevanten rassespezifischen Tests zuerst aufgeführt. Am Beispiel des Befundes einer Maine Coon Katze wurde dargestellt, dass dieses Tier zwei der rassespezifischen Varianten in sich trägt (Abb. 1). Es ist ein symptomloses Trägertier für die Faktor XI Defizienz, und außerdem ein hohes Risiko für das Auftreten der hypertrophen Kardiomyopathie hat. Die anderen acht rassespezifischen Varianten treten in diesem Tier nicht auf (Genotyp N/N). Natürlich tragen auch Mixe genetische Varianten in sich, die ursächlich sind für Erbkrankheiten oder Risikofaktoren. Bei der Frage nach potenziell gefährlichen genetischen Varianten lohnt sich daher ein breites genetisches Screening, bei dem ein Großteil der bei Katzen bekannten genetischen Varianten abgedeckt wird.

Vorteile für die Tierarztpraxis

Genetische Tests schaffen die Möglichkeit, eine präzise Diagnostik auf genetischer Ebene durchzuführen. Sie unterstützen die frühzeitige Erkennung von genetisch vererbten Krankheiten, noch bevor klinische Symptome auftreten. Tierärzt:innen können so präventive Maßnahmen ergreifen und personalisierte Therapieansätze entwickeln. Zudem ermöglichen die umfangreichen genetischen Informationen gezielte Zuchtentscheidungen, so dass genetisch bedingte Krankheiten reduziert werden können.

Take Home Message

"LABOGenetics XXL Katze" repräsentiert einen bedeutenden Fortschritt in der präventiven Tiergesundheitsversorgung. Tierärzt:innen erlangen durch umfassende genetische Tests einen tieferen Einblick in die Gesundheit ihrer Katzenpatienten und können dadurch für eine verbesserte Versorgung und Lebensqualität ihrer Patienten sorgen.

Weitere Informationen auf der LABOGEN Webseite.